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Немецкий с любовью. Новеллы / Novellen

Перфилова Е. Д.

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„Mein Ehrenwort.“

Er sah mich wieder an. Ich merkte, er wollte streng, wollte sachlich erscheinen. „Ich besorge sofort einen Sarg“, sagte er, um seine Verlegenheit zu decken. Pl"otzlich streckte er mir die Hand hin und sch"uttelte sie mit einer aufspringenden Herzlichkeit. „"Uberstehen Sie’s gut“, sagte er – ich wusste nicht, was er meinte. War ich krank? War ich… wahnsinnig? Ich begleitete ihn zur T"ur, schloss auf, aber das war meine letzte Kraft, die hinter ihm die T"ur schloss. Dann kam dies Ticken wieder in die Schl"afen, alles schwankte und kreiste: und gerade vor ihrem Bett fiel ich zusammen… so… so wie der Amokl"aufer am Ende seines Laufs sinnlos niederf"allt mit zersprengten Nerven.“

Wieder hielt er inne [269] . Irgendwie fr"ostelte mich: war das erster Schauer des Morgenwinds, der jetzt leise sausend "uber das Schiff lief? Aber das gequ"alte Gesicht spannte sich wieder zusammen: „Wie lang ich so auf der Matte gelegen hatte, weiss ich nicht. Da r"uhrte mich es an. Ich fuhr auf. Es war der Boy.

„Es will jemand herein… will sie sehen…“

„Niemand darf herein.“

„Ja… aber…“

Seine Augen waren erschreckt. Er wollte etwas sagen und wagte es doch nicht. Das treue Tier litt irgendwie eine Qual.

269

Wieder hielt er inne

он опять умолк

„Wer ist es?“

Er sah mich zitternd an wie in Furcht vor einem Schlag. Und dann sagte er – er nannte keinen Namen, dann sagte er… ganz, ganz "angstlich… „Er ist es.“

Ich fuhr auf, verstand sofort und war sofort ganz Gier, ganz Ungeduld nach diesem Unbekannten. Denn sehen Sie, wie sonderbar… inmitten all dieser Qual, in diesem Fieber von Verlangen, von Angst und Hast hatte ich ganz an „ihn“ vergessen… vergessen, dass da noch ein Mann im Spiele war… der Mann, den diese Frau geliebt, dem sie leidenschaftlich das gegeben, was sie mir verweigert [270] … Vor zw"olf, vor vierundzwanzig Stunden h"atte ich diesen Mann noch gehasst, ihn noch zerfleischen k"onnen… Jetzt… ich kann, ich kann Ihnen nicht schildern, wie es mich jagte, ihn zu sehen… ihn… zu lieben, weil sie ihn geliebt.

270

verweigern – отказывать

Mit einem Ruck war ich bei der T"ur. Ein junger, ganz junger blonder Offizier stand dort, sehr linkisch [271] , sehr schmal, sehr blass. Wie ein Kind sah er aus, so… so r"uhrend jung… und uns"aglich ersch"utterte mich gleich, wie er sich m"uhte, Mann zu sein, Haltung zu zeigen… Ich sah sofort, dass seine H"ande zitterten, als er zur M"utze fuhr… Am liebsten h"atte ich ihn umarmt… weil er ganz so war, wie ich mir es w"unschte, dass der Mann sein sollte, der diese Frau besessen… kein Verf"uhrer, kein Hochm"utiger… nein, ein halbes Kind, ein reines Wesen, dem sie sich geschenkt. Ganz befangen stand der junge Mensch vor mir. Mein gieriger Blick, mein leidenschaftlicher Aufsprung machten ihn noch mehr verwirrt.

271

linkisch – неуклюжий

„Verzeihen Sie“, sagte er dann endlich. „Ich h"atte gerne Frau… gerne noch… gesehen.“ Unbewusst, ganz ohne es zu wollen, legte ich ihm, dem Fremden, meinen Arm um die Schulter, f"uhrte ihn, wie man einen Kranken f"uhrt. Er sah mich erstaunt an mit einem unendlich warmen und dankbaren Blick… irgendein Verstehen unserer Gemeinschaft war schon in dieser Sekunde zwischen uns beiden… Wir gingen zu der Toten… Sie lag da, weiss, in den weissen Linnen – ich sp"urte, dass meine N"ahe ihn noch bedr"uckte… so trat ich zur"uck, um ihn allein zu lassen mit ihr. Er ging langsam n"aher mit… er ging so wie… wie einer, der gegen einen ungeheuren Sturm geht… Und pl"otzlich brach er vor dem Bett in die Knie… genau so, wie ich hingebrochen war.

Ich sprang sofort vor, hob ihn empor und f"uhrte ihn zu einem Sessel. Er sch"amte sich nicht mehr, sondern schluchzte seine Qual heraus. Ich vermochte nichts zu sagen – nur mit der Hand strich ich ihm unbewusst "uber sein blondes, kindlich weiches Haar. Er griff nach meiner Hand… ganz lind und doch "angstlich… und mit einem Mal f"uhlte ich seinen Blick an mir h"angen…

„Sagen Sie mir die Wahrheit, Doktor“, stammelte er, „hat sie selbst Hand an sich gelegt [272] ?“

272

Hand an sich legenналожить на себя руки

„Nein“, sagte ich. „Und ist… ich meine… ist irgend… irgendjemand schuld an ihrem Tode?“ „Nein“, sagte ich wieder, obwohl ich wollte entgegenschreien: „Ich! Ich! Ich!.. Und du!.. Wir beide! Und ihr Trotz, ihr unseliger Trotz!“ Aber ich hielt mich zur"uck. Ich wiederholte noch einmal: „Nein… niemand hat schuld daran… es war ein Verh"angnis [273] !“

„Ich kann es nicht glauben“, st"ohnte er, „ich kann es nicht glauben. Sie war noch vorgestern auf dem Balle, sie l"achelte, sie winkte mir zu. Wie ist das m"oglich, wie konnte das geschehen?“

273

Verh"angnis, n –

судьба

Ich erz"ahlte eine lange L"uge. Auch ihm verriet ich ihr Geheimnis nicht. Wie zwei Br"uder sprachen wir zusammen alle diese Tage… und das wir einander nicht anvertrauten, aber wir sp"urten einer vom andern, dass unser ganzes Leben an dieser Frau hing… Nie hat er erfahren, dass sie ein Kind von ihm trug… dass ich das Kind, sein Kind, h"atte t"oten sollen, und dass sie es mit sich selbst in den Abgrund gerissen. Und doch sprachen wir nur von ihr in diesen Tagen, w"ahrend derer ich mich bei ihm verbarg… denn – das hatte ich vergessen, Ihnen zu sagen – man suchte nach mir…

Ihr Mann war gekommen, als der Sarg schon geschlossen war… er wollte den Befund [274] nicht glauben… und er suchte mich. Aber ich konnte es nicht ertragen, ihn zu sehen, ihn, von dem ich wusste, dass sie unter ihm gelitten [275] … Vier Tage ging ich nicht aus dem Hause, gingen wir beide nicht aus der Wohnung… ihr Geliebter hatte mir unter einem falschen Namen einen Schiffsplatz genommen, damit ich fl"uchten k"onne… wie ein Dieb bin ich nachts auf das Deck geschlichen, dass niemand mich erkennt… Alles habe ich zur"uckgelassen, was ich besitze… und die Herren von der Regierung haben mich wohl schon gestrichen, weil ich ohne Urlaub meinen Posten verliess… Aber ich konnte nicht leben mehr in diesem Haus, in dieser Stadt… in dieser Welt, wo alles mich an sie erinnert… wie ein Dieb bin ich geflohen in der Nacht… nur sie zu vergessen…Aber… wie ich an Bord kam… nachts… mitternachts… mein Freund war mit mir… da… da… zogen sie gerade am Kran etwas herauf… rechteckig [276] , schwarz… ihren Sarg… h"oren Sie: ihren Sarg… sie hat mich hierher verfolgt, wie ich sie verfolgte… und ich musste dabeistehen, mich fremd stellen, denn er, ihr Mann, war mit… er begleitet ihn nach England… vielleicht will er dort eine Autopsie [277] machen lassen….. jetzt geh"ort sie wieder ihm… nicht uns mehr, uns… uns beiden… Aber ich bin noch da… ich gehe mit bis zur letzten Stunde… er wird, er darf es nie erfahren… ihr Geheimnis geh"ort mir, nur mir allein… Verstehen Sie jetzt… verstehen Sie jetzt… warum ich die Menschen nicht sehen kann… ihr Gel"achter nicht h"oren… wenn sie flirten und sich paaren… denn da drunten… drunten im Lagerraum steht der Sarg verstaut…

274

Befund, m – результат экспертизы

275

leiden – страдать

276

rechteckig – прямоугольный

277

Autopsie, f – вскрытие

Ich kann nicht hin, der Raum ist versperrt… aber ich weiss es mit allen meinen Sinnen, weiss es in jeder Sekunde… auch wenn sie hier Walzer spielen und Tango… diese Tote, ich sp"ure sie, und ich weiss, was sie von mir will… ich weiss es, ich habe noch eine Pflicht… ich bin noch nicht zu Ende… noch ist ihr Geheimnis nicht gerettet… sie gibt mich noch nicht frei…“

Vom Mittelschiff [278] kamen schlurfende [279] Schritte: Matrosen begannen das Deck zu scheuern [280] . Er stand auf und murmelte: „Ich gehe schon… ich gehe schon.“ Es war eine Qual, ihn anzuschauen: seinen verw"usteten [281] Blick, die gedunsenen Augen, rot von Trinken oder Tr"anen. Ich sp"urte aus seinem Wesen Scham, unendliche Scham, sich verraten zu haben an mich, an diese Nacht. Unwillk"urlich sagte ich: „Darf ich vielleicht nachmittags zu Ihnen in die Kabine kommen…“

278

Mittelschiff – средняя палуба

279

schlurfen – шаркать

280

scheuern – чистить

281

verw"usten – опустошать

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