Чтение онлайн

на главную - закладки

Жанры

Сиддхартха (На немецком языке)
Шрифт:

Als er zu Ende gesprochen hatte, richtete Vasudeva seinen freundlichen, etwas schwach gewordenen Blick auf ihn, sprach nicht, strahlte ihm schweigend Liebe und Heiterkeit entgegen, VerstXndnis und Wissen. Er nahm Siddharthas Hand, fXhrte ihn zum Sitz am Ufer, setzte sich mit ihm nieder, lXchelte dem Flusse zu.

"Du hast ihn lachen hXren," sagte er. "Aber du hast nicht alles gehXrt. Lass uns lauschen, du wirst mehr hXren."

Sie lauschten. Sanft klang der vielstimmige Gesang des Flusses. Siddhartha schaute ins Wasser, und im ziehenden Wasser erschienen ihm Bilder: sein Vater erschien, einsam, um den Sohn trauernd; er selbst erschien, einsam, auch er mit den Banden der Sehnsucht an den fernen Sohn gebunden; es erschien sein Sohn, einsam auch er, der Knabe, begehrlich auf der brennenden Bahn seiner jungen WXnsche stXrmend, jeder auf sein Ziel gerichtet, jeder vom Ziel besessen, jeder leidend. Der Fluss sang mit einer Stimme des Leidens, sehnlich sang er, sehnlich floss er seinem Ziele zu, klagend klang seine Stimme.

"HXrst du?" fragte Vasudevas stummer Blick. Siddhartha nickte.

"HXre besser!" flXsterte Vasudeva.

Siddhartha bemXhte sich, besser zu hXren. Das Bild des Vaters, sein eigenes Bild, das Bild des Sohnes flossen ineinander, auch Kamalas Bild erschien und zerfloss, und das Bild Govindas, und andre Bilder, und flossen ineinander Xber, wurden alle zum Fluss, strebten alle als Fluss dem Ziele zu, sehnlich, begehrend, leidend, und des Flusses Stimme klang voll Sehnsucht, voll von brennendem Weh, voll von unstillbarem Verlangen. Zum Ziele strebte der Fluss, Siddhartha sah ihn eilen, den Fluss, der aus ihm und den Seinen und aus allen Menschen bestand, die er je gesehen hatte, alle die Wellen und Wasser eilten, leidend, Zielen zu, vielen Zielen, dem Wasserfall, dem See, der Stromschnelle, dem Meere, und alle Ziele wurden erreicht, und jedem folgte ein neues, und aus dem Wasser ward Dampf und stieg in den Himmel, ward Regen und stXrzte aus dem Himmel herab, ward Quelle, ward Bach, ward Fluss, strebte aufs Neue, floss aufs Neue. Aber die sehnliche Stimme hatte sich verXndert. Noch tXnte sie, leidvoll, suchend, aber andre Stimmen gesellten sich zu ihr, Stimmen der Freude und des Leides, gute und bXse Stimmen, lachende und trauernde, hundert Stimmen, tausend Stimmen.

Siddhartha lauschte. Er war nun ganz Lauscher, ganz ins ZuhXren vertieft, ganz leer, ganz einsaugend, er fXhlte, dass er nun das Lauschen zu Ende gelernt habe. Oft schon hatte er all dies gehXrt, diese vielen Stimmen im Fluss, heute klang es neu. Schon konnte er die vielen Stimmen nicht mehr unterscheiden, nicht frohe von weinenden, nicht kindliche von mXnnlichen, sie gehXrten alle zusammen, Klage der Sehnsucht und Lachen des Wissenden, Schrei des Zorns und StXhnen der Sterbenden, alles war eins, alles war ineinander verwoben und verknXpft, tausendfach verschlungen. Und alles zusammen, alle Stimmen, alle Ziele, alles Sehnen, alle Leiden, alle Lust, alles Gute und BXse, alles zusammen war die Welt. Alles zusammen war der Fluss des Geschehens, war die Musik des Lebens. Und wenn Siddhartha aufmerksam diesem Fluss, diesem tausendstimmigen Liede lauschte, wenn er nicht auf das Leid noch auf das Lachen hXrte, wenn er seine Seele nicht an irgendeine Stimme band und mit seinem Ich in sie einging, sondern alle hXrte, das Ganze, die Einheit vernahm, dann bestand das groXe Lied der tausend Stimmen aus einem einzigen Worte, das hieX OM: die Vollendung.

"HXrst du," fragte wieder Vasudevas Blick.

Hell glXnzte Vasudevas LXcheln, Xber all den Runzeln seines alten Antlitzes schwebte es leuchtend, wie Xber all den Stimmen des Flusses das Om schwebte. Hell glXnzte sein LXcheln, als er den Freund anblickte, und hell glXnzte nun auch auf Siddharthas Gesicht dasselbe LXcheln auf. Seine Wunde blXhte, sein Leid strahlte, sein Ich war in die Einheit geflossen.

In dieser Stunde hXrte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kXmpfen, hXrte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blXhte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem StrXmen hingegeben, der Einheit zugehXrig.

Als Vasudeva sich von dem Sitz am Ufer erhob, als er in Siddharthas Augen blickte und die Heiterkeit des Wissens darin strahlen sah, berXhrte er dessen Schulter leise mit der Hand, in seiner behutsamen und zarten Weise, und sagte: "Ich habe auf diese Stunde gewartet, Lieber. Nun sie gekommen ist, lass mich gehen. Lange habe ich, auf diese Stunde gewartet, lange bin ich der FXhrmann Vasudeva gewesen. Nun ist es genug. Lebe wohl, HXtte, lebe wohl, Fluss, lebe wohl, Siddhartha!"

Siddhartha verneigte sich tief vor dem Abschiednehmenden.

"Ich habe es gewusst," sagte er leise. "Du wirst in die WXlder gehen?"

"Ich gehe in die WXlder, ich gehe in die Einheit," sprach Vasudeva strahlend.

Strahlend ging er hinweg; Siddhartha blickte ihm nach. Mit tiefer Freude, mit tiefem Ernst blickte er ihm nach, sah seine Schritte voll Frieden, sah sein Haupt voll Glanz, sah seine Gestalt voll Licht.

GOVINDA

Mit anderen MXnchen weilte Govinda einst wXhrend einer Rastzeit in dem Lusthain, welchen die Kurtisane Kamala den JXngern des Gotama geschenkt hatte. Er hXrte von einem alten FXhrmanne sprechen, welcher eine Tagereise entfernt vom Flusse wohne, und der von vielen fXr einen Weisen gehalten werde. Als Govinda des Weges weiterzog, wXhlte er den Weg zur FXhre, begierig diesen FXhrmann zu sehen. Denn ob er wohl sein Leben lang nach der Regel gelebt hatte, auch von den j ngeren MXnchen seines Alters und seiner Bescheidenheit wegen mit Ehrfurcht angesehen wurde, war doch in seinem Herzen die Unruhe und das Suchen nicht erloschen.

Er kam zum FlXsse, er bat den Alten um berfahrt, und da sie drXben aus dem Boot stiegen, sagte er zum Alten: "Viel Gutes erweisest du uns MXnchen und Pilgern, viele von uns hast du schon Xbergesetzt. Bist nicht auch du, FXhrmann, ein Sucher nach dem rechten Pfade?"

Sprach Siddhartha, aus den alten Augen lXchelnd: "Nennst du dich einen Sucher, o EhrwXrdiger, und bist doch schon hoch in den Jahren, und trXgst das Gewand der MXnche Gotamas?"

"Wohl bin ich alt," sprach Govinda, "zu suchen aber habe ich nicht aufgehXrt. Nie werde ich aufhXren zu suchen, dies scheint meine Bestimmung. Auch du, so scheint es mir, hast gesucht. Willst du mir ein Wort sagen, Verehrter?"

Sprach Siddhartha: "Was sollte ich dir, EhrwXrdiger, wohl zu sagen haben? Vielleicht das, dass du allzu viel suchst? Dass du vor Suchen nicht zum Finden kommst?"

"Wie denn?" fragte Govinda.

"Wenn jemand sucht," sagte Siddhartha, "dann geschieht es leicht, dass sein Auge nur noch das Ding sieht, das er sucht, dass er nichts zu finden, nichts in sich einzulassen vermag, weil er nur immer an das Gesuchte denkt, weil er ein Ziel hat, weil er vom Ziel besessen ist. Suchen heiXt: ein Ziel haben. Finden aber heiXt: frei sein, offen stehen, kein Ziel haben. Du, EhrwXrdiger, bist vielleicht in der Tat ein Sucher, denn, deinem Ziel nachstrebend, siehst du manches nicht, was nah vor deinen Augen steht."

"Noch verstehe ich nicht ganz," bat Govinda, "wie meinst du das?"

Sprach Siddhartha: "Einst, o EhrwXrdiger, vor manchen Jahren, bist du schon einmal an diesem Flusse gewesen, und hast am Fluss einen Schlafenden gefunden, und hast dich zu ihm gesetzt, um seinen Schlaf zu behXten. Erkannt aber, o Govinda, hast du den Schlafenden nicht."

Staunend, wie ein Bezauberter, blickte der MXnch in des FXhrmanns Augen.

"Bist du Siddhartha?" fragte er mit scheuer Stimme. "Ich hXtte dich auch diesesmal nicht erkannt! Herzlich grXe ich dich, Siddhartha, herzlich freue ich mich, dich nochmals zu sehen! Du hast dich sehr verXndert, Freund. X Und nun bist du also ein FXhrmann geworden?"

Freundlich lachte Siddhartha. "Ein FXhrmann, ja. Manche, Govinda, mXssen sich viel verXndern, mXssen allerlei Gewand tragen, ihrer einer bin ich, Lieber. Sei willkommen, Govinda, und bleibe die Nacht in meiner HXtte."

Govinda blieb die Nacht in der HXtte und schlief auf dem Lager, das einst Vasudevas Lager gewesen war. Viele Fragen richtete er an den Freund seiner Jugend, vieles musste ihm Siddhartha aus seinem Leben erzXhlen.

Als es am andern Morgen Zeit war, die Tageswanderung anzutreten, da sagte Govinda, nicht ohne ZXgern, die Worte: "Ehe ich meinen Weg fortsetze, Siddhartha, erlaube mir noch eine Frage. Hast du eine Lehre? Hast du einen Glauben, oder ein Wissen, dem du folgst, das dir leben und rechttun hilft?"

Поделиться:
Популярные книги

Дядя самых честных правил 7

Горбов Александр Михайлович
7. Дядя самых честных правил
Фантастика:
попаданцы
альтернативная история
аниме
5.00
рейтинг книги
Дядя самых честных правил 7

Хозяйка старой усадьбы

Скор Элен
Любовные романы:
любовно-фантастические романы
8.07
рейтинг книги
Хозяйка старой усадьбы

Кодекс Охотника. Книга X

Винокуров Юрий
10. Кодекс Охотника
Фантастика:
фэнтези
попаданцы
аниме
6.25
рейтинг книги
Кодекс Охотника. Книга X

Шатун. Лесной гамбит

Трофимов Ерофей
2. Шатун
Фантастика:
боевая фантастика
7.43
рейтинг книги
Шатун. Лесной гамбит

Proxy bellum

Ланцов Михаил Алексеевич
5. Фрунзе
Фантастика:
попаданцы
альтернативная история
4.25
рейтинг книги
Proxy bellum

Последний попаданец 2

Зубов Константин
2. Последний попаданец
Фантастика:
юмористическая фантастика
попаданцы
рпг
7.50
рейтинг книги
Последний попаданец 2

Средневековая история. Тетралогия

Гончарова Галина Дмитриевна
Средневековая история
Фантастика:
фэнтези
попаданцы
9.16
рейтинг книги
Средневековая история. Тетралогия

Дворянская кровь

Седой Василий
1. Дворянская кровь
Фантастика:
попаданцы
альтернативная история
7.00
рейтинг книги
Дворянская кровь

Дайте поспать! Том IV

Матисов Павел
4. Вечный Сон
Фантастика:
городское фэнтези
постапокалипсис
рпг
5.00
рейтинг книги
Дайте поспать! Том IV

Запределье

Михайлов Дем Алексеевич
6. Мир Вальдиры
Фантастика:
фэнтези
рпг
9.06
рейтинг книги
Запределье

Совок 4

Агарев Вадим
4. Совок
Фантастика:
попаданцы
альтернативная история
6.29
рейтинг книги
Совок 4

Идеальный мир для Лекаря 8

Сапфир Олег
8. Лекарь
Фантастика:
юмористическое фэнтези
аниме
7.00
рейтинг книги
Идеальный мир для Лекаря 8

Жандарм 3

Семин Никита
3. Жандарм
Фантастика:
попаданцы
альтернативная история
аниме
5.00
рейтинг книги
Жандарм 3

Мастер 3

Чащин Валерий
3. Мастер
Фантастика:
героическая фантастика
попаданцы
аниме
5.00
рейтинг книги
Мастер 3