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1919 Сельский врач (сборник)
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Man w"are versucht zu glauben, dieses Gebilde h"atte fr"uher irgendeine zweckm"assige Form gehabt und jetzt sei es nur zerbrochen. Dies scheint aber nicht der Fall zu sein; wenigstens findet sich kein Anzeichen daf"ur; nirgends sind Ans"atze oder Bruchstellen zu sehen, die auf etwas Derartiges hinweisen w"urden; das Ganze erscheint zwar sinnlos, aber in seiner Art abgeschlossen. N"aheres l"asst sich "ubrigens nicht dar"uber sagen, da Odradek ausserordentlich beweglich und nicht zu fangen ist.

Er h"alt sich abwechselnd auf dem Dachboden, im Treppenhaus, auf den G"angen, im Flur auf. Manchmal ist er monatelang nicht zu sehen; da ist er wohl in andere H"auser "ubersiedelt; doch kehrt er dann unweigerlich wieder in unser Haus zur"uck. Manchmal, wenn man aus der T"ur tritt und er lehnt gerade unten am Treppengel"ander, hat man Lust, ihn anzusprechen. Nat"urlich stellt man an ihn keine schwierigen Fragen, sondern behandelt ihn – schon seine Winzigkeit verf"uhrt dazu – wie ein Kind.

»Wie heisst du denn?« fragt man ihn. »Odradek,« sagt er. »Und wo wohnst du?« »Unbestimmter Wohnsitz,« sagt er und lacht; es ist aber nur ein Lachen, wie man es ohne Lungen hervorbringen kann. Es klingt etwa so, wie das Rascheln in gefallenen Bl"attern. Damit ist die Unterhaltung meist zu Ende. "Ubrigens sind selbst diese Antworten nicht immer zu erhalten; oft ist er lange stumm, wie das Holz, das er zu sein scheint.

Vergeblich frage ich mich, was mit ihm geschehen wird. Kann er denn sterben? Alles, was stirbt, hat vorher eine Art Ziel, eine Art T"atigkeit gehabt und daran hat es sich zerrieben; das trifft bei Odradek nicht zu. Sollte er also einstmals etwa noch vor den F"ussen meiner Kinder und Kindeskinder mit nachschleifendem Zwirnsfaden die Treppe hinunterkollern? Er schadet ja offenbar niemandem; aber die Vorstellung, dass er mich auch noch "uberleben sollte, ist mir eine fast schmerzliche.

11. ELF S"OHNE

Ich habe elf S"ohne.

Der Erste ist "ausserlich sehr unansehnlich, aber ernsthaft und klug; trotzdem sch"atze ich ihn, wiewohl ich ihn als Kind wie alle andern liebe, nicht sehr hoch ein. Sein Denken scheint mir zu einfach. Er sieht nicht rechts noch links und nicht in die Weite; in seinem kleinen Gedankenkreis l"auft er immerfort rundum oder dreht sich vielmehr.

Der Zweite ist sch"on, schlank, wohlgebaut; es entz"uckt, ihn in Fechterstellung zu sehen. Auch er ist klug, aber "uberdies welterfahren; er hat viel gesehen, und deshalb scheint selbst die heimische Natur vertrauter mit ihm zu sprechen, als mit den Daheimgebliebenen. Doch ist gewiss dieser Vorzug nicht nur und nicht einmal wesentlich dem Reisen zu verdanken, er geh"ort vielmehr zu dem Unnachahmlichen dieses Kindes, das zum Beispiel von jedem anerkannt wird, der etwa seinen vielfach sich "uberschlagenden und doch geradezu wild beherrschten Kunstsprung ins Wasser ihm nachmachen will. Bis zum Ende des Sprungbrettes reicht der Mut und die Lust, dort aber statt zu springen, setzt sich pl"otzlich der Nachahmer und hebt entschuldigend die Arme. – Und trotz dem allen (ich sollte doch eigentlich gl"uckselig sein "uber ein solches Kind) ist mein Verh"altnis zu ihm nicht ungetr"ubt. Sein linkes Auge ist ein wenig kleiner als das rechte und zwinkert viel; ein kleiner Fehler nur, gewiss, der sein Gesicht sogar noch verwegener macht als es sonst gewesen w"are, und niemand wird gegen"uber der unnahbaren Abgeschlossenheit seines Wesens dieses kleinere zwinkernde Auge tadelnd bemerken. Ich, der Vater, tue es. Es ist nat"urlich nicht dieser k"orperliche Fehler, der mir weh tut, sondern eine ihm irgendwie entsprechende kleine Unregelm"assigkeit seines Geistes, irgendein in seinem Blut irrendes Gift, irgendeine Unf"ahigkeit, die mir allein sichtbare Anlage seines Lebens rund zu vollenden. Gerade dies macht ihn allerdings andererseits wieder zu meinem wahren Sohn, denn dieser sein Fehler ist gleichzeitig der Fehler unserer ganzen Familie und an diesem Sohn nur "uberdeutlich.

Der dritte Sohn ist gleichfalls sch"on, aber es ist nicht die Sch"onheit, die mir gef"allt. Es ist die Sch"onheit des S"angers: der geschwungene Mund; das tr"aumerische Auge; der Kopf, der eine Draperie hinter sich ben"otigt, um zu wirken; die unm"assig sich w"olbende Brust; die leicht auffahrenden und viel zu leicht sinkenden H"ande; die Beine, die sich zieren, weil sie nicht tragen k"onnen. Und "uberdies: der Ton seiner Stimme ist nicht voll; tr"ugt einen Augenblick; l"asst den Kenner aufhorchen; veratmet aber kurz darauf. – Trotzdem im allgemeinen alles verlockt, diesen Sohn zur Schau zu stellen, halte ich ihn doch am liebsten im Verborgenen; er selbst dr"angt sich nicht auf, aber nicht etwa deshalb, weil er seine M"angel kennt, sondern aus Unschuld. Auch f"uhlt er sich fremd in unserer Zeit; als geh"ore er zwar zu meiner Familie, aber "uberdies noch zu einer andern, ihm f"ur immer verlorenen, ist er oft unlustig und nichts kann ihn aufheitern.

Mein vierter Sohn ist vielleicht der umg"anglichste von allen. Ein wahres Kind seiner Zeit, ist er jedermann verst"andlich, er steht auf dem allen gemeinsamen Boden und jeder ist versucht, ihm zuzunicken. Vielleicht durch diese allgemeine Anerkennung gewinnt sein Wesen etwas Leichtes, seine Bewegungen etwas Freies, seine Urteile etwas Unbek"ummertes. Manche seiner Ausspr"uche m"ochte man oft wiederholen, allerdings nur manche, denn in seiner Gesamtheit krankt er doch wieder an allzu grosser Leichtigkeit. Er ist wie einer, der bewundernswert abspringt, schwalbengleich die Luft teilt, dann aber doch trostlos im "oden Staube endet, ein Nichts. Solche Gedanken verg"allen mir den Anblick dieses Kindes.

Der f"unfte Sohn ist lieb und gut; versprach viel weniger als er hielt; war so unbedeutend, dass man sich f"ormlich in seiner Gegenwart allein f"uhlte; hat es aber doch zu einigem Ansehen gebracht. Fragte man mich, wie das geschehen ist, so k"onnte ich kaum antworten. Unschuld dringt vielleicht doch noch am leichtesten durch das Toben der Elemente in dieser Welt, und unschuldig ist er. Vielleicht allzu unschuldig. Freundlich zu jedermann. Vielleicht allzu freundlich. Ich gestehe: mir wird nicht wohl, wenn man ihn mir gegen"uber lobt. Es heisst doch, sich das Loben etwas zu leicht zu machen, wenn man einen so offensichtlich Lobensw"urdigen lobt, wie es mein Sohn ist.

Mein sechster Sohn scheint, wenigstens auf den ersten Blick, der tiefsinnigste von allen. Ein Kopfh"anger und doch ein Schw"atzer. Deshalb kommt man ihm nicht leicht bei. Ist er am Unterliegen, so verf"allt er in unbesiegbare Traurigkeit; erlangt er das "Ubergewicht, so wahrt er es durch Schw"atzen. Doch spreche ich ihm eine gewisse selbstvergessene Leidenschaft nicht ab; bei hellem Tag k"ampft er sich oft durch das Denken wie im Traum. Ohne krank zu sein – vielmehr hat er eine sehr gute Gesundheit – taumelt er manchmal, besonders in der D"ammerung, braucht aber keine Hilfe, f"allt nicht. Vielleicht hat an dieser Erscheinung seine k"orperliche Entwicklung schuld, er ist viel zu gross f"ur sein Alter. Das macht ihn unsch"on im Ganzen, trotz auffallend sch"oner Einzelheiten, zum Beispiel der H"ande und F"usse. Unsch"on ist "ubrigens auch seine Stirn; sowohl in der Haut, als in der Knochenbildung irgendwie verschrumpft.

Der siebente Sohn geh"ort mir vielleicht mehr als alle andern. Die Welt versteht ihn nicht zu w"urdigen; seine besondere Art von Witz versteht sie nicht. Ich "ubersch"atze ihn nicht; ich weiss, er ist geringf"ugig genug; h"atte die Welt keinen andern Fehler als den, dass sie ihn nicht zu w"urdigen weiss, sie w"are noch immer makellos. Aber innerhalb der Familie wollte ich diesen Sohn nicht missen. Sowohl Unruhe bringt er, als auch Ehrfurcht vor der "Uberlieferung, und beides f"ugt er, wenigstens f"ur mein Gef"uhl, zu einem unanfechtbaren Ganzen. Mit diesem Ganzen weiss er allerdings selbst am wenigsten etwas anzufangen; das Rad der Zukunft wird er nicht ins Rollen bringen; aber diese seine Anlage ist so aufmunternd, so hoffnungsreich; ich wollte, er h"atte Kinder und diese wieder Kinder. Leider scheint sich dieser Wunsch nicht erf"ullen zu wollen. In einer mir zwar begreiflichen, aber ebenso unerw"unschten Selbstzufriedenheit, die allerdings in grossartigem Gegensatz zum Urteil seiner Umgebung steht, treibt er sich allein umher, k"ummert sich nicht um M"adchen und wird trotzdem niemals seine gute Laune verlieren.

Mein achter Sohn ist mein Schmerzenskind, und ich weiss eigentlich keinen Grund daf"ur. Er sieht mich fremd an, und ich f"uhle mich doch v"aterlich eng mit ihm verbunden. Die Zeit hat vieles gut gemacht; fr"uher aber befiel mich manchmal ein Zittern, wenn ich nur an ihn dachte. Er geht seinen eigenen Weg; hat alle Verbindungen mit mir abgebrochen; und wird gewiss mit seinem harten Sch"adel, seinem kleinen athletischen K"orper – nur die Beine hatte er als Junge recht schwach, aber das mag sich inzwischen schon ausgeglichen haben – "uberall durchkommen, wo es ihm beliebt. "Ofters hatte ich Lust, ihn zur"uckzurufen, ihn zu fragen, wie es eigentlich um ihn steht, warum er sich vom Vater so abschliesst und was er im Grunde beabsichtigt, aber nun ist er so weit und so viel Zeit ist schon vergangen, nun mag es so bleiben wie es ist. Ich h"ore, dass er als der einzige meiner S"ohne einen Vollbart tr"agt; sch"on ist das bei einem so kleinen Mann nat"urlich nicht.

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