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На войне под наполеоновским орлом. Дневник (1812–1814) и мемуары (1828–1829) вюртембергского обер-лейтенанта Генриха фон Фосслера
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Ausser durch politische Gegens"atze war die in Tilsit geschlossene Allianz durch die konkreten Umst"ande ihrer Entstehung belastet. Der Kriegsverlierer Alexander musste im Sommer 1807 aus einer Position der Schw"ache heraus verhandeln. Es kam aufgrund dieser Ausgangskonstellation zu keinem auf beiden Seiten gleichermassen akzeptierten Ausgleich der Interessen. Der milit"arische Sieger Napoleon setzte vielmehr eine franz"osische Suprematie im B"undnis voraus. Er versuchte in den Jahren nach 1807 wiederholt, diese Vorrangstellung zur Geltung zu bringen und Russland zum Erf"ullungsgehilfen seiner Politik zu machen. Nicht nur politisch, sondern auch pers"onlich betrachtete der Empereur seinen B"undnispartner Alexander als nicht ebenb"urtig. Diese Einsch"atzung war deshalb "ausserst problematisch, weil sich die realen Machtverh"altnisse nach 1807 zugunsten Russlands verschoben.

Die zahlreichen Konfliktherde in der imperialen Allianz zwischen Frankreich und Russland wurden in den Jahren nach 1807 sukzessive virulent. Das B"undnis war einem Erosionsprozess ausgesetzt, der sich "uber Jahre hinzog und der schliesslich in offene Feindschaft einm"undete. Die franz"osisch-russischen Beziehungen zwischen 1807 und dem Ausbruch des Krieges im Fr"uhjahr 1812 lassen sich in drei Phasen untergliedern. In den Jahren 1807 bis 1809 kooperierten die beiden Imperien, wenngleich die Schwierigkeiten im B"undnis bereits un"ubersehbar waren. Napoleon ordnete auf der Grundlage der Tilsiter Vertr"age den mitteleurop"aischen Raum neu. Alexander f"uhrte siegreich Krieg gegen Schweden und gliederte anschliessend Finnland in sein Imperium ein. Ein ernster Konflikt entspann sich jedoch aufgrund der franz"osischen Kompensationsforderungen f"ur die von Alexander geplante Annexion der osmanischen Provinzen Moldau und Walachei. Bei einem glanzvollen Treffen zwischen Napoleon und Alexander in Erfurt im September und Oktober 1808 war der Vertrauensbruch im B"undnis bereits offenkundig. In den Jahren 1809/10 kam es zum Bruch der Allianz. Hierf"ur waren mehrere Entwicklungen verantwortlich, die sich wechselseitig bedingten. Russland unterst"utzte Frankreich im Krieg gegen "Osterreich nur symbolisch, konspirierte unter der Hand sogar mit dem Gegner Napoleons. Der franz"osische Kaiser reagierte, in dem er seinem B"undnispartner im Frieden von Sch"onbrunn nur einen kleinen Teil der von der Habsburgermonarchie abgetrennten galizischen Gebiete zusprach. Hingegen wurde das unter franz"osischem Einfluss stehende, von Russland stets kritisch be"augte Herzogtum Warschau grossz"ugig bedacht. Diese Ereignisse trugen wiederum dazu bei, dass Alexander das Ansinnen Napoleons zur"uckwies, die russische Grossf"urstin Anna zu ehelichen. Der franz"osische Kaiser heiratete daraufhin die "osterreichische Erzherzogin Marie-Louise. Obwohl die franz"osisch-russische Allianz durch die geschilderten Ereignisse Anfang 1810 weitgehend ausgeh"ohlt war, bestand das Tilsiter B"undnis formal bis 1812 weiter. In den letzten beiden Jahren vor Kriegsbeginn war das Verh"altnis zwischen Frankreich und Russland durch zahlreiche konkrete politische Probleme massiv belastet. Dissens bestand vor allem "uber die Balkanpolitik Napoleons nach dem Frieden von Sch"onbrunn, die Wahl des franz"osischen Marschalls Jean-Baptiste Bernadotte zum Kronprinzen von Schweden (Mai 1810), die zuk"unftige Rolle des Herzogtums Warschau sowie die faktische Wiederaufnahme des Handels mit Grossbritannien durch Russland (31. Dezember 1810). F"ur erhebliche Verstimmung sorgte zudem die Annexion des Herzogtums Oldenburg durch Frankreich Anfang 1811. Durch die Ausweitung des Empire nach Norddeutschland verlor der Ehemann Grossf"urstin Katharinas, Herzog Peter von Oldenburg, seine Besitzungen; er emigrierte nach Russland.

Die zunehmende Entfremdung der B"undnispartner von Tilsit bewirkte, dass ein franz"osisch-russischer Krieg sowohl in Paris als auch in Sankt Petersburg zunehmend als unausweichlich angesehen wurde. Die Jahre 1810 bis 1812 standen bereits im Zeichen der Kriegsplanung und R"ustung der nominell noch verb"undeten Imperien. 1811 geriet Europa erstmals an den Rand des Krieges, als Alexander einen Pr"aventivschlag gegen das Herzogtum Warschau erwog. Der milit"arische Konflikt brach schliesslich ein Jahr sp"ater aus: Napoleon marschierte ab Juni 1812 an der Spitze einer etwa 600.000 Mann starken, von Soldaten aus weiten Teilen Europas gebildeten Grande Arm'ee in Russland ein. Der damit ausgel"oste Krieg sollte bis zum Fr"uhjahr 1814 dauern. [78]

78

Zu den Kriegen Napoleons vgl. Chandler 1967. Zu Napoleon als Theoretiker des Krieges und als Feldherr vgl. Colson 2011; Tulard 2012. Zum europ"aischen Krieg von 1812 bis 1814 vgl. bes. Lieven 2009. Kritisch zum mili"arisch-politischen Verhalten Napoleons in den Jahren 1812 bis 1815: Price 2014. Zum Feldzug von 1812 vgl. bes. Zamoyski 2004; Muhlstein 2007; Boudon 2012; Rey 2012a; Rey 2012b. Zum Einsatz der Truppenkontingente aus den deutschen Staaten Holzhausen 1912.

Der Verlauf des Feldzugs von 1812 war zun"achst massgeblich dadurch gekennzeichnet, dass die Armee Alexanders einer offenen Feldschlacht auswich und sich ins Innere des Zarenreiches zur"uckzog. Die franz"osischen Streitkr"afte hatten in den Sommermonaten aufgrund von ung"unstiger Witterung, Versorgungsschwierigkeiten und dadurch bedingten Krankheiten hohe Verluste zu verzeichnen. Napoleon setzte dem zur"uckweichenden russischen Heer nach und errang schliesslich in den Schlachten bei Smolensk (17./18. August) und Borodino (7. September) milit"arische Siege. Diese Erfolge vermochten den Krieg jedoch nicht zu entscheiden. Nach dem Eintreffen der bereits erheblich dezimierten Grande Arm'ee in Moskau Mitte September ging die ehemalige Hauptstadt des Zarenreiches – wohl vor allem durch russische Brandstiftung – in Flammen auf; ihre Geb"audesubstanz wurde zu etwa 70 Prozent zerst"ort. Da Friedensverhandlungen Napoleons mit Alexander scheiterten und Moskau nicht gehalten werden konnte, trat die franz"osische Armee am 19. Oktober den R"uckzug an. Dieser geriet zur Katastrophe: Nahrungsmittelmangel, der Einbruch des Winters Anfang November, Krankheiten und Ersch"opfung sowie Angriffe durch Teilverb"ande des russischen Heeres f"uhrten zu einem kontinuierlichen Verlust an Kampfkraft und schliesslich zur weitgehenden Aufl"osung der franz"osischen Formationen. Die besetzten Gebiete in Russland mussten sukzessive preisgegeben werden. In Weissrussland drohte vor dem "Ubergang "uber die Beresina zeitweilig sogar eine Einkesselung und v"ollige Vernichtung der verbliebenen Truppenk"orper. Diese konnte zwar vermieden werden, doch erreichten ab Mitte Dezember nur schwache franz"osische Verb"ande die Sammelpl"atze in Ostpreussen und im Herzogtum Warschau. Die Bilanz des ersten Kriegsjahres war f"ur Frankreich desastr"os: Von den 550.000 bis 600.000 Soldaten des napoleonischen Heeres, die in dem halben Jahr von Juni bis Dezember 1812 jenseits des Niemen eingesetzt gewesen waren, hatten etwa 400.000 entweder den Tod gefunden oder waren in Kriegsgefangenschaft geraten. Der Blutzoll, den das siegreiche Zarenreich Alexanders im ersten Kriegsjahr entrichtete, war "ahnlich hoch: Auf der russischen Seite ist ebenfalls von etwa 400.000 toten Soldaten und Milizion"aren auszugehen. Hinzu kam die Verw"ustung weiter Landstriche, die zum Durchzugsgebiet der feindlichen Armeen geworden waren.

Im zweiten Kriegsjahr 1813 wurde Mitteleuropa zum Kriegsschauplatz. Napoleon gelang es nach der Niederlage in Russland, rasch eine neue Armee aufzustellen. Zar Alexander konnte nach dem milit"arischen Erfolg des Jahres 1812 B"undnispartner gewinnen: Im Februar 1813 trat zun"achst Preussen auf die russische Seite, im Verlauf der Sommermonate verst"arkten Grossbritannien, Schweden und "Osterreich die antinapoleonische Allianz. Die Kampfhandlungen, deren Brennpunkte vor allem in Sachsen und in Schlesien lagen, lassen sich in zwei Phasen einteilen. Im Fr"uhjahrsfeldzug siegte Napoleons Heer bei L"utzen/ Grossg"orschen (2. Mai) und Bautzen (20./21. Mai). Allerdings gelang dem franz"osischen Kaiser wiederum kein Sieg, der den Krieg entschied. Nach einem "uber zweimonatigen Waffenstillstand vom 4. Juni bis zum 10. August zeigte sich, dass sich die relative St"arke der Kriegsparteien ver"andert hatte. Im Herbstfeldzug errang Napoleon zwar in der Schlacht um Dresden (26./27. August) einen Sieg, doch unterlagen in den folgenden Wochen mehrfach detachierte franz"osische Verb"ande den alliierten Truppen. Die Entscheidung "uber die Kontrolle Mitteleuropas fiel schliesslich in der V"olkerschlacht bei Leipzig (16. – 19. Oktober), die Napoleon mit einer zahlenm"assig unterlegenen Armee verlor. Die franz"osische Herrschaftsordnung in den deutschen L"andern brach im Anschluss an diese Schlacht rasch zusammen, die Reste der Grande Arm'ee zogen sich nach Frankreich zur"uck.

In den Wochen um den Jahreswechsel 1813/1814 gab es mehrere diplomatische Initiativen zur Beendigung des Krieges, die jedoch zu keinen greifbaren Ergebnissen f"uhrten. Besonders Russland und Preussen, die auf einen Sturz Napoleons abzielten, waren an einem Friedensschluss vor einem endg"ultigen milit"arischen Triumph nicht interessiert. Napoleon gelang es nach der Niederlage bei Leipzig im Unterschied zum Vorjahr nicht mehr, eine schlagkr"aftige Armee aufzustellen. Zum Hauptkriegsschauplatz wurde in den ersten Monaten des Jahres 1814 der Norden und Osten Frankreichs. Die franz"osischen Truppen leisteten unter der im Kriegsjahr 1814 zum Teil brillanten F"uhrung Napoleons zwar einige Wochen erfolgreich Widerstand, konnten die Niederlage aber nicht abwenden. Nach der Schlacht bei Arcis-sur-Aube (20. M"arz) war der Weg f"ur die Alliierten nach Paris frei. Am 31. M"arz zogen Zar Alexander von Russland, K"onig Friedrich Wilhelm III. von Preussen und der "osterreichische Oberbefehlshaber Karl Philipp F"urst zu Schwarzenberg an der Spitze ihrer Truppen in Paris ein. Napoleon dankte wenige Tage sp"ater ab.

2. W"urttemberg im Zeitalter Napoleons: Politik und Milit"ar

W"urttemberg, seit 1495 Herzogtum im Heiligen R"omischen Reich deutscher Nation und traditionell Vormacht im Schw"abischen Reichskreis, z"ahlte zu denjenigen deutschen Mittelstaaten, die durch die Umbr"uche der napoleonischen Zeit ausserordentlich profitierten. [79] Der von 1797 bis 1816 regierende F"urst Friedrich (1754 – 1816) – bis 1805 als Herzog Friedrich II., dann als K"onig Friedrich I. – wechselte w"ahrend seiner Regierungszeit zwei Mal das B"undnis. Er brachte sich durch diese, von den Umst"anden weitgehend erzwungene Politik auf die Seite der jeweils sp"ateren Sieger. Friedrich, der selbst unter Katharina der Grossen einige Jahre als russischer Offizier gedient hatte und den seit der Heirat seiner Schwester Sophie Dorothee (Maria Feodorowna) mit dem sp"ateren Zaren Paul I. (1777) ein sehr enges Verwandtschaftsverh"altnis mit dem Haus Romanow verband, stand nach seinem Regierungsantritt zun"achst auf der Seite der antifranz"osischen Allianz. [80] Nach der Niederlage der zweiten Koalition im Jahr 1800 geriet das W"urttemberg in eine "ausserst kritische Situation. Nicht zuletzt russischer Unterst"utzung war es zu danken, dass nicht nur die Existenz des Herzogtums gesichert werden konnte, sondern der Staat Friedrichs sogar gest"arkt aus dieser Lage hervorging. Durch die Mediatisierung bisher reichsunmittelbarer Reichsst"ande sowie die wenig sp"ater erfolgte S"akularisation geistlicher Staaten konnte W"urttemberg sein Territorium in den Jahren 1802/1803 um etwa 2.250 qkm vergr"ossern. Die neu erworbenen Gebiete bildeten zun"achst das verfassungsrechtlich vom Herzogtum getrennte „Neuw"urttemberg“. Der vergr"osserte Staat wurde zudem 1803 zum Kurf"urstentum des Heiligen R"omischen Reiches erhoben. Die erste einschneidende Wende der Aussenpolitik Friedrichs erfolgte im Oktober 1805. Zu Beginn des Dritten Koalitionskrieges wurde der w"urttembergische Herzog und Kurf"urst durch Napoleon zum Abschluss eines B"undnisses mit Frankreich gezwungen. W"urttembergische Truppen k"ampften daraufhin in den Kriegen der Jahre 1805, 1806/1807, 1809, 1812 und 1813 auf franz"osischer Seite. Der B"undniswechsel Friedrichs machte sich rasch bezahlt: W"urttemberg wurde wenige Wochen nach dem Sieg Napoleons in der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz (2. Dezember 1805) aufgrund der Bestimmungen des Friedens von Pressburg zum K"onigreich erhoben. Wenige Monate sp"ater trat der s"udwestdeutsche Mittelstaat dem unter franz"osischem Protektorat stehenden Rheinbund bei, dessen Gr"undung unmittelbarer Anlass f"ur die Niederlegung der Krone des Heiligen R"omischen Reiches durch Kaiser Franz II. war. W"urttemberg profitierte wiederum durch Gebietszuw"achse: Unter anderem wurden nun das F"urstentum Hohenlohe sowie eine gr"ossere Zahl oberschw"abischer Herrschaften mediatisiert. Im Anschluss an den Sieg Napoleons im Krieg gegen "Osterreich 1809 erfuhr W"urttemberg durch Grenzbereinigungen mit Bayern nochmals territoriale Erweiterungen, diesmal im Osten des Landes. Insgesamt hat sich das Territorium W"urttembergs zwischen 1802 und 1810 von 9.500 qkm auf etwa 19.500 qkm mehr als verdoppelt. Die Bev"olkerungszahl stieg von etwa 620.000 auf etwa 1,3 Millionen. Anlass f"ur die zweite Wende der w"urttembergischen Politik Ende 1813 waren die franz"osischen Niederlagen im Feldzug gegen Russland 1812 sowie in der V"olkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813. W"urttemberg trat durch eine Milit"arkonvention mit Bayern vom 23. Oktober und durch einen Vertrag mit "Osterreich vom 2. November auf die Seite der Gegner Frankreichs "uber. Durch seinen abermaligen B"undniswechsel, der durch die bestehenden verwandtschaftlichen Bindungen nach Russland erleichtert wurde, sicherte K"onig Friedrich seinem Land langfristig die Fortexistenz. In den Verhandlungen des Wiener Kongresses 1814/15 blieben sowohl der territoriale Bestand W"urttembergs als auch der Status als K"onigreich unangetastet.

79

Zur Geschichte W"urttembergs in der napoleonischen Epoche vgl. bes. Sauer 1984a; Sauer 1984b; Sauer 1987; Baden und W"urttemberg 1987; Mann 1992, S. 235 – 262; Paul 2005; Mann 2006, S. 7 – 79; Das K"onigreich W"urttemberg 2006. Eckert 2016.

80

Zusammenfassend zum w"urttembergisch-russischen Verh"altnis: Maurer 1989; Im Glanz der Zaren 2013 (darin v. a. M"ahrle 2013a).

Die politische Konstitution W"urttembergs erfuhr in der Epoche Napoleons tief greifende Umw"alzungen. Herzog Friedrich, von einem autokratischen Herrschaftsverst"andnis gepr"agt, nutzte am 30. Dezember 1805 die bevorstehende Erhebung seines Staates zum K"onigreich, um die altw"urttembergische landst"andische Verfassung aufzuheben. Gleichzeitig wurde das bisherige Herzogtum mit den neuw"urttembergischen Gebieten vereinigt. Das K"onigreich W"urttemberg wurde unter Friedrich im Sinne des „Aufgekl"arten Absolutismus“ regiert, d. h. durch eine starke f"urstliche Spitze und die ihr verpflichtete B"urokratie. Erst in der nach-napoleonischen Zeit, im Jahr 1819, erhielt W"urttemberg unter Friedrichs Sohn und Nachfolger, K"onig Wilhelm I. (1781 – 1864, reg. 1816 – 1864), eine Verfassung und wurde damit in eine konstitutionelle Monarchie umgewandelt.

Das w"urttembergische Milit"arwesen war w"ahrend der Regierungszeit Herzog bzw. K"onig Friedrichs h"aufigen und grundlegenden Reformen unterworfen. [81] In den Jahren 1798 bis 1800 setzte Friedrich – zum Teil gegen den Landtag – eine Erh"ohung der Mannschaftsst"arke des w"urttembergischen Heeres von etwa 3.000 auf "uber 6.300 Mann und eine Neuaufstellung der Formationen durch. In einem f"ur „Neuw"urttemberg“ g"ultigen Rekrutierungsgesetz vom 21. Februar 1803 wurde erstmals eine allgemeine Dienstpflicht der Untertanen formuliert. Der franz"osisch-w"urttembergische Allianzvertrag vom Oktober 1805 brachte eine Erh"ohung der Mannschaftsst"arke und eine Neuformierung der Truppen. Anfang 1806 hielt W"urttemberg knapp 10.000 Mann unter Waffen. Bereits im Januar 1806 und nochmals im Jahr 1807 wurde das nunmehrige k"onigliche Armeekorps erneut reorganisiert. Im M"arz 1806 wurde zudem neben dem bereits seit 1704 bestehenden, kollegial organisierten Kriegsrat das Amt eines Kriegsministers geschaffen und mit Herzog Wilhelm von W"urttemberg, einem Bruder des K"onigs, besetzt. De facto spielte jedoch der Kriegsrat weiterhin die wichtigste Rolle in der Milit"arverwaltung. F"ur die folgenden Entwicklungen auf dem Gebiet des Milit"arwesens waren die Verpflichtungen massgebend, die Friedrich beim Beitritt zum Rheinbund im Sommer 1806 eingegangen war. W"urttemberg oblag, im Kriegsfall 12.000 Mann f"ur die franz"osische Armee zu stellen. Kurz nach der Gr"undung des Rheinbundes erliess K"onig Friedrich am 6. August 1806 eine Milit"arkonskriptionsordnung, in der eine Wehrdienstverpflichtung aller Untertanen festgeschrieben wurde. Die milit"arische Dienstzeit bei der Infanterie betrug acht, bei der Kavallerie zehn Jahre. Zudem war vorgesehen, die Veteranen in sogenannte Landbataillone einzugliedern. Faktisch existierten nach 1806 noch zahlreiche Ausnahmen von der allgemeinen Wehrpflicht. Diese wurden in den Jahren 1809 und 1810 erheblich eingeschr"ankt. Eine vom K"onig am 20. August 1809 erlassene Milit"arkonskriptionsordnung, ausf"uhrlichere „Instruktionen zum Konskriptionsgesetz“ vom 19. September 1809 sowie einzelne Anweisungen Friedrichs weiteten die milit"arische Dienstpflicht auf nahezu alle m"annlichen W"urttemberger aus. Die Bestimmungen Friedrichs erm"oglichten eine Vermehrung der w"urttembergischen Armee auf knapp 29.000 Mann. Die Erh"ohung der Mannschaftsst"arke machte bereits 1809 eine erneute Reorganisation der Streitkr"afte n"otig. Auch in den folgenden Jahren fanden Umstrukturierungen der einzelnen Truppenteile statt, deren Zahl sich jedoch nicht mehr grundlegend "anderte. Der Kriegsrat, dessen Leitung ab 1809 faktisch der Vizepr"asident "ubernommen hatte, war seit dem 1. Juli 1811 nicht mehr kollegial, sondern monokratisch organisiert. Die tats"achliche Leitung der w"urttembergischen Milit"arverwaltung lag seit 1810 in den H"anden von Friederich August Freiherr von Phull (1767 – 1840), einem Cousin des fr"uheren preussischen Generalstabschefs Karl Ludwig von Phull, der im Dezember 1806 in russische Dienste getreten war. [82] F"ur den Feldzug gegen Russland stellte W"urttemberg ein Kontingent von 15.800 Mann, von denen im Winter 1812/13 nur etwa 500 Mann ins Herzogtum Warschau zur"uckkehrten. Der fast vollst"andige Verlust des ins Feld gezogenen Armeekorps machte im Winter 1813 umfangreiche Rekrutenaushebungen sowie eine rasche Reorganisation der Armee erforderlich. Im Fr"uhjahr 1813 umfasste das w"urttembergische Heer etwa 24.000 Mann, von denen 11.600 Mann ins Feld zogen, w"ahrend die "ubrigen 12.400 in den Garnisonen verblieben. Auch das w"urttembergische Armeekorps des Jahres 1813 erlitt schwerste Verluste. Ende Oktober 1813 langten etwa 1.200 Mann in der Heimat an. Da sich Friedrich bei seinem B"undniswechsel auf die Seite der Gegner Napoleons Ende Oktober/ Anfang November zur Stellung grosser Truppenkontingente (je 12.000 Mann 1813 und 1814) verpflichtet hatte, musste erneut binnen kurzer Frist eine Armee aufgebaut werden. W"urttemberg rief zudem im Januar 1814 den Landsturm auf, der das Land bei einem eventuellen franz"osischen Angriff verteidigen sollte. Die entsprechenden Planungen gingen von 100.000 bis 110.000 Mann aus und erfassten alle Waffenf"ahigen zwischen 18 und 60 Jahren. Aufgrund der alliierten Erfolge in Frankreich im Fr"uhjahr 1814 kamen sie allerdings nicht zur Umsetzung. Weitere Reformen, die das w"urttembergische Milit"arwesen auf eine neue Grundlage stellten, folgten nach dem Sieg "uber Frankreich im M"arz 1814 bzw. nach dem definitiven Ende der napoleonischen Herrschaft im Jahr 1815. Sie wurden zum Teil noch von K"onig Friedrich, im Wesentlichen jedoch von seinem Nachfolger Wilhelm durchgef"uhrt und brachten eine Anpassung der Milit"arverwaltung und der Heeresgliederung an die Erfordernisse eines Friedensheeres. In diesem Zusammenhang wurde der Personalbestand des w"urttembergischen Heeres deutlich reduziert.

81

Zum Folgenden vgl. Sauer 1967; Cordes 1987; Nafziger 1987; Harder 1987, S. 48 – 62, 64; Paul 2005, S. 752 – 832.

82

M"ahrle 2014.

3. Die w"urttembergische Armee im Krieg 1812 – 1814

W"urttemberg war als Rheinbundstaat zur Stellung eines Truppenkontingents f"ur den im Jahr 1812 ausgebrochenen Krieg zwischen Frankreich und Russland verpflichtet. [83] Bereits im Fr"uhjahr 1811, als sich die Spannungen zwischen den Imperien Napoleons und Alexanders zugespitzt hatten und eine russische Milit"aroffensive gegen das Herzogtum Warschau gedroht hatte, war ein w"urttembergisches Infanterieregiment nach Danzig kommandiert worden. Anfang Februar 1812 erhielt K"onig Friedrich von Napoleon den Befehl zur Mobilmachung eines Armeekorps zum Feldzug gegen Russland. [84]

83

Zu den Feldz"ugen von 1812 bis 1814 aus w"urttembergischer Sicht vgl. bes. [R"ossler] 1820, S. 195 – 456; Miller 1822; Pfister 1897a; Pfister 1897b; Gerhardt 1937; Kraft 1953, S. 192 – 232. Demn"achst: Bickhoff/ M"ahrle (vgl. Anm. 1).

84

HStA Stuttgart, G 243 B"u 60, Brief Napoleons an K"onig Friedrich I. von W"urttemberg vom 27. Januar 1812.

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