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Nico Unglaubliche Abenteuer des Kleinen Drachen
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Seine lang gedehnte Schnauze mit grossen Augen und genauso

grossen Vorderzahnen sah lustig aus und liess ihn wie eine Art Tierchen aussehen, die auf dem Planeten Kitur lebten. Zusammen mit seinen langgezogene Ohren, dem vorgewolbten Bauch, langen Schwanz und seinem Gefieder das nicht ganz ausgebildet war, wurde er zum Gegenstand standigen Spotts seitens der anderen Kinder. Besonderen Kummer machten ihm seine nicht durchgebrochenen Horner, denn Horner sind der grosste Stolz eines jeden Drachens. Mann kann nicht sagen, dass Nico wirklich hasslich war, aber seine kreisformigen, seltsamen Federn machten den kleinen Drachen noch lacherlicher und merkwurdiger. Sogar seine Farbe war nicht so leuchtend wie bei den Anderen – er war braungrau mit einem so undeutlichen Muster, dass es aussah, als ob es Schmutzflecken waren. Nicos schmachtige Flugel hatten die richtige Form und waren so wie bei den anderen Drachen, aber sie waren nicht stark genug, um ihn in die Luft zu heben.

Der kleine Drache litt diesbezuglich sehr und dass seine Schwestern und Bruder ihn auslachten, machte sein Leben noch unertraglicher. Eines Tages, nach einem abermaligen, bosen Streich der Geschwister, riss klein Nico von zu Hause aus.

Er streunte durch die Garten, ernahrte sich von Obst und Beeren, fing Frosche und lernte die Welt um ihn herum kennen. Eines Tages, auf einer Wiese inmitten von dichtem Gras liegend, bemerkte Nico, dass auf den Bluten um ihn Bienen sassen, Nektar sammelten und in ihr Nest brachten. Der Geruch von Honig lockte ihn. Seit seiner Kindheit kannte er diesen berauschenden Duft, denn seine Mutter gab ihm Milch mit Honig. Wie hypnotisiert folgte er dem Geruch, ohne auf den Weg zu achten, denn seine Augen waren auf den grauen „Sack“ gerichtet, der von einem dicken Ast hing. Einzig, er wusste nicht wie man Honig erntet.

Er kletterte auf den Kirschbaum und kroch zum Bienennest. Der Ast unter ihm bog sich tiefer und tiefer und als der glucklose Drache fast sein Wunschziel erreichte und den „Sack“ beinahe in den Pfoten hielt, brach der Ast und Nico fiel zusammen mit seiner Beute zu Boden.

Durch die unsanfte Landung erdruckte Nico das Bienenhaus und eine Unmenge wutender Bewohner sturmte hervor. Es bildete sich eine grosse, bedrohliche Wolke in der Luft, die sich direkt auf den Drachen sturzte. Erst stach ihn eine Biene, dann eine zweite…

Nico lief stolpernd uber die Wiese, warf mit Zapfen nach den Bienen, versteckte sich hinter Baumen und unter deren Wurzeln, aber die kleinen Bienen fanden ihn uberall. Um der schrecklichen Horde zu entkommen, warf Nico einen Zweig nach ihnen. Der Bienenschwarm zerfiel fur einen Moment, kam aber schnell wieder zusammen und attackierte den Zerstorer ihres Nestes erneut unter lautem Gedrohne. Jedoch gab, die vorubergehende Verwirrung der Bienen, Nico die Moglichkeit fortzulaufen und in ein kleines Gewasser in der Nahe eines Felsens zu springen.

Der glucklose Langfinger sass nun unter Wasser und seine riesigen Augen blickten, wie zwei starre Balle, durchs Nass auf die Bienen, die daruber kreisten und ihm nun noch schrecklicher

vorkamen. Sie wollten offensichtlich nicht weg fliegen. Nico sass still, bis er fast keine Luft mehr hatte, dann kroch er auf dem Boden zum nachstgelegenen Ufer, dort wuchs Schilf und hohes Gras. Er machte sich aus Schilf ein Rohrchen, mit dessen Hilfe er atmen konnte und blickte sich um, fieberhaft uberlegend, wie er nur aus dieser Situation herauskommen konnte. Plotzlich sah Nico unter Wasser eine ziemlich breite Felsspalte. Mit Hilfe seines neuen „Atemgerats“ nahm er tief Luft, schob sich durch die Felsspalte und tatsachlich, schon bald erreichte er einen trockenen Platz. Er schaute sich um und begriff, dass er in einer kleinen Hohle gelandet war.

Bald stellte er fest, dass es einen weiteren Ausgang gab. Dieser war mit Gebusch uberwuchert und uber ihm hing ein Teil eines Hauses. Aber die Hohle war Dank des Gebuschs so gut versteckt, dass niemand auf die Idee gekommen ware, sie hier zu vermuten.

Auf diesem Weg fand Nico ein neues Zuhause. Auf Honigjagd ging er nicht mehr, er hatte genugend Obst und Beeren. Der kleine Drache war nie auf einer der schwebenden Inseln von Atalanta gewesen, denn er konnte nicht fliegen. Genauer gesagt, er konnte, aber nicht hoher als einen Meter und auch das nur wenn er hochsprang. Aber der kleine Nico fand auch so genugend Vergnugungen. Tagelang wanderte er uber die grosse Insel, insbesondere aber liebte er es, wenn in der Stadt ein Fest veranstaltet wurde. Dann bemuhte sich der kleinen Drache, ein Versteck zu finden, in dem er von keinem gesehen wurde, denn die einheimischen Kinder hatten ihn nur wieder ausgelacht. Aus einem solchen Versteck beobachtete er dann alles was sich in der Stadt abspielte.

In der Zwischenzeit stahl sich Nico immer ofter in das Haus uber seiner Hohle. Er stibitzte von den dortigen Tischen alles Mogliche: Loffel, Gabeln, Messer, verschiedenen Knopfe, Haarklammern. Kurz gesagt alles was in seine, nicht besonders grossen Pfoten passte. Eines Tages schlich er sich durch einen Flur ein und sah eine Rustung durch die geoffnete Tur des Herrenzimmers. Diese war so blank geputzt, dass es moglich war, seine Zahnfullungen darin zu betrachten, nur falls man welche hatte naturlich.

Nico erlag der Versuchung. Er kroch in das Panzerhemd, setzte die Blechhaube auf seinen Kopf, nahm ganz nebenbei ein Schwert, dessen Handgriff mit funkelnden Edelsteinen verziert war und schleppte sich mit all diesen Gegenstanden Richtung Zuhause. Mit unglaublicher Muhe schlich sich der Abenteurer, die ganze Last auf seinen schmachtigen Schultern, zu einer Wendeltreppe. Als er bereits einige Stufen geschafft hatte steckte plotzlich das Schwert fest und Nico, der den Griff festhielt, hing daran. Nico schaute hoch und sah einen riesigen Fuss auf der flachen Klinge des Schwertes stehen, das nun waagerecht festsass, weshalb Nico uber den Stufen hing.

Der Herr des Hauses hatte den Langfinger auf frischer Tat erwischt und sah nun, die Fauste in die Huften gestemmt, finster und murrisch auf den glucklosen Drachen herab. Nico lies vor Angst das Schwert los und rollte Hals uber Kopf die Treppe hinunter. Die Unmengen an Metall die Nico umgaben, machten so einen Krach, dass das ganze Haus in Aufruhr geriet. Als er endlich bis zum Boden hinunter gekullert war, wand sich Nico aus der Rustung heraus, wartete bis er aufhorte Sterne zu sehen und suchte, langsam zur Besinnung kommend, das Weite. Er lief uber Flure, sturzte auf eine Terrasse, schlupfte zwischen den figurlichen Balustern des Gelanders hindurch und klammerte sich an die Zweige und Wurzeln der Pflanzen. Lange Zeit wurde im ganzen Haus nach ihm gesucht und von den Balkonen nach ihm Ausschau gehalten, aber es gelang dem Drachen uber die Zweige zu seinem Versteck hinunter zu klettern und nach diesem Vorfall ging er nicht mehr ins Haus.

Nico war kein boser oder gieriger Drache, er hatte einfach von klein auf eine Schwache fur alles was glanzt. Er verstand selbst nicht warum, aber der Besitz dieser Dinge machte ihn glucklich. Vielleicht war es das Empfinden etwas Besonderes tun zu konnen. Wirkte es so auf ihn? Nein, wohl eher gab es ihm ein aufregendes Gefuhl der Gefahr, mit dem er versuchte den Mangel an Liebe und Aufmerksamkeit seitens seiner Familie zu ersetzen. Er hatte den Eindruck auf diese Weise allen zeigen zu konnen, wie tapfer er ist und dass sie ihn nun endlich bemerken wurden und dem kleinen unglucklichen Drachen die Aufmerksamkeit schenken wurden, die ihm so sehr fehlte. Und so schleppte Nico standig, alles Glanzende das er finden konnte, in seine klitzekleine Hohle am Rande der grossten Stadt der Insel. Die Besitzer des Hauses, hatten nicht den Schimmer einer Ahnung, dass es unten im Felsen eine Hohle gab, in der sich Vorrate aller Art, wie Steine, Metall, Knopfe, Haarklammern und Besteck turmten.

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