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Nico Unglaubliche Abenteuer des Kleinen Drachen
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In der Mitte des Saals traten abwechselnd Tanzer, Akrobaten und Sanger auf und Krieger zeigten ihre Geschicklichkeit im Schwertkampf, aber Hohepunkt des Abends war der Auftritt der Meister. Sie brachten alle in eine solche Stimmung, dass den Gasten vor Lachen die Bauche weh taten. Ein Drache war offensichtlich der Meister und der andere sein Assistent. Dieser besass einen schlangenahnlichen Korper und konnte sich in solch undenkbare Knoten verbiegen, dass jemand aus dem Saal ihn aufknoten musste. Als der Meister aus seiner Schnauze buntes Feuer spie, da furzte der Assistent im gleichen Takt und dasselbe Feuer kam von der anderen Seite. Dies war keine Absicht, bloss um das Feuer bunt zu machen, mussten sie auf die Hilfe des Alchemisten zuruckgreifen und die eingenommene Flussigkeit zeigte Nebenwirkungen in Form von „zusatzlichem Feuer“.

Obwohl der Ball lustig und reibungslos verlief, kam er naturlich nicht ganz ohne Zwischenfalle aus. Einer der Gaste war ein neunkopfiger Drache und einer seiner Kopfe stach sehr durch freches und schlechtes Benehmen hervor – wie konnte es auch anders sein, wo er doch eine Vorliebe zum Trinken hatte… Dieser Kopf brachte seine Kollegen, durch regelmassigen Unfug vor feiner Gesellschaft, in peinliche Situationen. Fur sein rupelhaftes Verhalten wurde ihm der Kopf schon ofters abgeschlagen, in der Hoffnung, dass es ihm eine Lehre sei und er mit mehr Vernunft und besserem Verhalten nachwachsen werde. Allerdings es half alles nichts, der neue Kopf verhielt sich genau so wie der alte. Sobald die restlichen acht Kopfe nicht hinsahen, fand der neunte irgendeinen Krug mit Wein und trank ihn, seine Schnauze bis zu den Ohren hineinsteckend, in einem Zug aus.

Erst bemuhte sich der Trunkenbold, seinen Rausch nicht zu zeigen, aber bereits kurze Zeit spater, wenn ihm das Hochprozentige zu Kopf gestiegen war, fing er an Lieder zu grolen und unanstandig zu schimpfen. Hatte dies begonnen, versuchten die anderen Kopfe ihn zum schweigen zu bringen, in dem sie seinen, sich davon windenden Hals schnappten und ihn unter den Flugeln versteckten, aber ausgerechnet wenn alle acht Kopfe eingeschlafen waren, erwachte der neunte Kopf und begann erneut durch die Gegend zu larmen. Am haufigsten passierte dies an Festtagen die von Konig Nait veranstaltet wurden.

Gaste die uber Nacht im Schloss blieben, wurden manchmal unvermittelt von wilden Schreien, Liedern oder Geschimpfe geweckt, das von diesem volltrunkenen Kopf ausging. Genauso erging es der gesamten Nachbarschaft. Wieder und wieder wurde beim Konig eine Petition eingereicht, der Unruhestifter solle keinen Einlass zu den Ballen mehr erhalten. Zunachst sah Konig Nait uber die Vorfalle hinweg, schliesslich hatte der Drache eine lange Ahnenreihe und stand in Verwandtschaft zur koniglichen Familie, ausserdem man musste gerecht sein: die anderen acht Kopfe verhielten sich anstandig. Als aber die Beschwerden mehr und mehr wurden, befahl Nait dem Hooligan und Trinker eine spezielle Vorrichtung auf die Schnauze zu setzen, sodass er nicht mehr trinken konne, doch der Drache schaffte es, den Knebel bei passender Gelegenheit erfolgreich auszuziehen.

Inzwischen, wahrend die Gaste feierten und jubelten, zog Nico hier und dort Besteck unter den Tisch. Aus einem Stuck Stoff, das er von jemandes Rock abgerissen hatte, bastelte Nico ein kleines Bundel indem er sein Gut ablud. Als er gerade unter dem Tisch hervor kommen wollte, um das Schloss zu verlassen, trat einer der Gaste versehentlich auf seinen Schwanz. Nico schrie wie am Spiess, er riss seinen Schwanz fort, warf seine Beute von sich und rannte los. Einige Gaste sahen wie aus dem Bundel die gestohlenen Sachen herausfielen und jemand schrie: „Haltet den Dieb!“.

Sofort setzten dem glucklosen Langfinger mehrere Wachen nach. Nico lief uber Tische, unter Tische und zwischen den Gasten hindurch… Riesige Wachen sturmten den Saal und versuchten ihn zu fangen, aber durch ihre Grosse waren sie nicht so behande wie der kleine und flinke Nico. Sie stolperten standig uber die Schwanze und Rocke der Gaste und einige der Geladenen fielen zu Boden. Kurz sah es so aus, als wurde Nico verhaftet, aber das junge Madchen, das ihn angelachelt hatte, streckte im richtigen Zeitpunkt, wie durch Zufall ihren Fuss nach vorne und der erste hinter Nico laufende Wachter sturzte und damit alle hinter ihm, einer auf den anderen zu einem grossen Haufen. Das gab dem unglucklichen Kerl die Moglichkeit, der Jagd zu entkommen. Nico sprang aus dem Saal direkt unter die Fusse eines Kellners, der das Gleichgewicht verlor und mitsamt seines Tabletts zu Boden plumpste. Auf der Flucht vor seinen Verfolgern lief der Arme durch das gesamte Schloss: er versteckte sich, wurde gefunden, lief weiter, bis er sich plotzlich in der Kuche befand. Dort machte er alles dem Erdboden gleich. Es flogen verschiedenste Dinge durch die Luft, die die Wachen nach Nico warfen. Der Koch beteiligte sich am Wettrennen mit einer Pfanne in der Hand, denn der Langfinger hatte das Allerheiligste angegriffen – die Kuche. Nico lief im Kreis uber den Boden, die Tische, hing vom Kronleuchter und Fensterrahmen. Infolgedessen flog eine Schussel mit Mehl durch die Luft und farbte ihn und die ganze Kuche weiss. Der Pechvogel tat so, als ob er ein Sack in einer Ecke ware, aber seine grossen Augen verrieten ihn. Letzten Endes wurde uber Nico ein Netz geworfen und der Langfinger war gefangen. Der kleine Drache wurde vor Konig Nait gefuhrt, der befahl Nico bis zum Ende der Feier in Haft zu nehmen.

Das Urteil

Nico verbrachte die ganze Nacht eingesperrt und malte sich mit grosser Angst aus, welche Bestrafung Konig Nait wohl erlassen werde. Nur das Bild des jungen Madchens machte seine dusteren Gedanken ertraglicher. Schade, dass er gefangen wurde, dachte der kleine Drache, vielleicht hatten sie Freundschaft schliessen konnen. Er lachelte, es war wirklich eine sehr mutige Tat gewesen, der koniglichen Wache so das Bein zu stellen!

Am nachsten Tag erschien Nico vor dem Konig. Alle Gaste hatten bereits das Schloss verlassen. Der unglucklich in alles glanzende Verliebte, stand mit hangendem Kopf vor dem Thron des Konigs und riesige Tranen liefen uber seine Wangen.

„Wie heisst du?“, fragte Konig Nait streng.

„Nico“, sagte der Arme schluchzend.

„Wie kamst du ins Schloss?“

„Ich… ich … unter dem Rock einer Dame…“, antwortete der kleine Drache fast flusternd, denn er zeichnete sich immer durch Ehrlichkeit aus.

„Unter dem Rock?!“, schmunzelte Konig Nait.

„Ja, Eure Majestat.“

„Und warum hast du von den Tischen gestohlen?“

„Ich… ich… weiss es nicht.“, antwortete ein unglucklicher Nico.

Er wusste tatsachlich nicht, wie er diese Frage beantworten soll.

„Wie, du weisst es nicht?“, der Konig runzelte die Stirn „Und wie lange klaust du schon?“

„Mein ganzes Leben.“, antwortete der kleine Drache kaum horbar.

„Verkaufst du die Sachen an jemanden?“, Nait lehnte sich nach vorne und schaute den Langfinger scharf an.

„Nein, Eure Majestat, ich sammle sie an.“

„Wofur?“, staunte der Konig.

„Ich weiss es nicht…“

Die Worte waren kaum horbar.

„Es scheint mir, dass du ein Kleptomane bist.“, schloss Konig Nait.

„Klepto… was?!“

Der Arme horte auf zu weinen und schaute den Konig mit seinen grossen Augen an.

„Kleptomane. Jemand der alles klaut was ihm in die Hande kommt, ohne bestimmtes Ziel. In deinem Fall ist es alles was glanzt, wie ich verstanden habe.“

„Bin ich krank?!“, schrie Nico verzweifelt auf.

Es schien, als wurde er gleich ohnmachtig zu Boden fallen.

„In gewisser Weise ja… und ich denke, die einzige Heilung in Deinem Fall wird sein – dich auf den Planeten Kitur zu schicken.“

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