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1904-1924 Маленькие рассказы (Сборник)
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Odysseus aber, um es so auszudr"ucken, h"orte ihr Schweigen nicht, er glaubte, sie s"angen, und nur er sei beh"utet, es zu h"oren. Fl"uchtig sah er zuerst die Wendungen ihrer H"alse, das tiefe Atmen, die tr"anenvollen Augen, den halb ge"offneten Mund, glaubte aber, dies geh"ore zu den Arien, die ungeh"ort um ihn verklangen. Bald aber glitt alles an seinen in die Ferne gerichteten Blicken ab, die Sirenen verschwanden f"ormlich vor seiner Entschlossenheit, und gerade als er ihnen am n"achsten war, wusste er nichts mehr von ihnen.

Sie aber – sch"oner als jemals – streckten und drehten sich, liessen das schaurige Haar offen im Winde wehen und spannten die Krallen frei auf den Felsen. Sie wollten nicht mehr verf"uhren, nur noch den Abglanz vom grossen Augenpaar des Odysseus wollten sie so lange als m"oglich erhaschen.

H"atten die Sirenen Bewusstsein, sie w"aren damals vernichtet worden. So aber blieben sie, nur Odysseus ist ihnen entgangen.

Es wird "ubrigens noch ein Anhang hierzu "uberliefert. Odysseus, sagt man, war so listenreich, war ein solcher Fuchs, dass selbst die Schicksalsg"ottin nicht in sein Innerstes dringen konnte. Vielleicht hat er, obwohl das mit Menschenverstand nicht mehr zu begreifen ist, wirklich gemerkt, dass die Sirenen schwiegen, und hat ihnen und den G"ottern den obigen Scheinvorgang nur gewissermassen als Schild entgegengehalten.

12. DIE GEMEINSCHAFT VON SCHURKEN

Es war einmal eine Gemeinschaft von Schurken, d. h. es waren keine Schurken, sondern gew"ohnliche Menschen, der Durchschnitt. Sie hielten immer zusammen. Wenn z. B. einer von ihnen etwas schurkenm"assiges ausge"ubt hatte, d. h. wieder nichts schurkenm"assiges, sondern so wie es gew"ohnlich, wie es "ublich ist, und er dann vor der Gemeinschaft beichtete, untersuchten sie es, beurteilten es, legten Bussen auf, verziehen udgl. Es war nicht schlecht gemeint, die Interessen der einzelnen und der Gemeinschaft wurden streng gewahrt und dem Beichtenden wurde das Komplement gereicht, dessen Grundfarbe er gezeigt hatte. So hielten sie immer zusammen, auch nach ihrem Tode gaben sie die Gemeinschaft nicht auf, sondern stiegen im Reigen zum Himmel. Im ganzen war es ein Anblick reinster Kinderunschuld wie sie flogen. Da aber vor dem Himmel alles in seine Elemente zerschlagen wird, st"urzten sie ab, wahre Felsbl"ocke.

13. PROMETHEUS

Von Prometheus berichten vier Sagen: Nach der ersten wurde er, weil er die G"otter an die Menschen verraten hatte, am Kaukasus festgeschmiedet, und die G"otter schickten Adler, die von seiner immer wachsenden Leber frassen.

Nach der zweiten dr"uckte sich Prometheus im Schmerz vor den zuhackenden Schn"abeln immer tiefer in den Felsen, bis er mit ihm eins wurde.

Nach der dritten wurde in den Jahrtausenden sein Verrat vergessen, die G"otter vergassen, die Adler, er selbst.

Nach der vierten wurde man des grundlos Gewordenen m"ude. Die G"otter wurden m"ude, die Adler wurden m"ude, die Wunde schloss sich m"ude.

Blieb das unerkl"arliche Felsgebirge. – Die Sage versucht das Unerkl"arliche zu erkl"aren. Da sie aus einem Wahrheitsgrund kommt, muss sie wieder im Unerkl"arlichen enden.

14. HEIMKEHR

Ich bin zur"uckgekehrt, ich habe den Flur durchschritten und blicke mich um. Es ist meines Vaters alter Hof. Die Pf"utze in der Mitte. Altes, unbrauchbares Ger"at, ineinander verfahren, verstellt den Weg zur Bodentreppe. Die Katze lauert auf dem Gel"ander. Ein zerrissenes Tuch, einmal im Spiel um eine Stange gewunden, hebt sich im Wind. Ich bin angekommen. Wer wird mich empfangen? Wer wartet hinter der T"ur der K"uche? Rauch kommt aus dem Schornstein, der Kaffee zum Abendessen wird gekocht. Ist dir heimlich, f"uhlst du dich zu Hause? Ich weiss es nicht, ich bin sehr unsicher. Meines Vaters Haus ist es, aber kalt steht St"uck neben St"uck, als w"are jedes mit seinen eigenen Angelegenheiten besch"aftigt, die ich teils vergessen habe, teils niemals kannte. Was kann ich ihnen n"utzen, was bin ich ihnen und sei ich auch des Vaters, des alten Landwirts Sohn. Und ich wage nicht an die K"uchent"ur zu klopfen, nur von der Ferne horche ich, nur von der Ferne horche ich stehend, nicht so, dass ich als Horcher "uberrascht werden k"onnte. Und weil ich von der Ferne horche, erhorche ich nichts, nur einen leichten Uhrenschlag h"ore ich oder glaube ihn vielleicht nur zu h"oren, her"uber aus den Kindertagen. Was sonst in der K"uche geschieht, ist das Geheimnis der dort Sitzenden, das sie vor mir wahren. Je l"anger man vor der T"ur z"ogert, desto fremder wird man. Wie w"are es, wenn jetzt jemand die T"ur "offnete und mich etwas fragte. W"are ich dann nicht selbst wie einer, der sein Geheimnis wahren will.

15. DAS STADTWAPPEN

Anfangs war beim babylonischen Turmbau alles in leidlicher Ordnung; ja, die Ordnung war vielleicht zu gross, man dachte zu sehr an Wegweiser, Dolmetscher, Arbeiterunterk"unfte und Verbindungswege, so als habe man Jahrhunderte freier Arbeitsm"oglichkeit vor sich. Die damals herrschende Meinung ging sogar dahin, man k"onne gar nicht langsam genug bauen; man musste diese Meinung gar nicht sehr "ubertreiben und konnte "uberhaupt davor zur"uckschrecken, die Fundamente zu legen. Man argumentierte n"amlich so: Das Wesentliche des ganzen Unternehmens ist der Gedanke, einen bis in den Himmel reichenden Turm zu bauen. Neben diesem Gedanken ist alles andere nebens"achlich. Der Gedanke, einmal in seiner Gr"osse gefasst, kann nicht mehr verschwinden; solange es Menschen gibt, wird auch der starke Wunsch da sein, den Turm zu Ende zu bauen. In dieser Hinsicht aber muss man wegen der Zukunft keine Sorgen haben, im Gegenteil, das Wissen der Menschheit steigert sich, die Baukunst hat Fortschritte gemacht und wird weitere Fortschritte machen, eine Arbeit, zu der wir ein Jahr brauchen, wird in hundert Jahren vielleicht in einem halben Jahr geleistet werden und "uberdies besser, haltbarer. Warum also schon heute sich an die Grenze der Kr"afte abm"uhen? Das h"atte nur dann Sinn, wenn man hoffen k"onnte, den Turm in der Zeit einer Generation aufzubauen. Das aber war auf keine Weise zu erwarten. Eher liess sich denken, dass die n"achste Generation mit ihrem vervollkommneten Wissen die Arbeit der vorigen Generation schlecht finden und das Gebaute niederreissen werde, um von neuem anzufangen. Solche Gedanken l"ahmten die Kr"afte, und mehr als um den Turmbau k"ummerte man sich um den Bau der Arbeiterstadt. Jede Landsmannschaft wollte das sch"onste Quartier haben, dadurch ergaben sich Streitigkeiten, die sich bis zu blutigen K"ampfen steigerten. Diese K"ampfe h"orten nicht mehr auf; den F"uhrern waren sie ein neues Argument daf"ur, dass der Turm auch mangels der n"otigen Konzentration sehr langsam oder lieber erst nach allgemeinem Friedensschluss gebaut werden sollte. Doch verbrachte man die Zeit nicht nur mit K"ampfen, in den Pausen versch"onerte man die Stadt, wodurch man allerdings neuen Neid und neue K"ampfe hervorrief. So verging die Zeit der ersten Generation, aber keine der folgenden war anders, nur die Kunstfertigkeit steigerte sich immerfort und damit die Kampfsucht. Dazu kam, dass schon die zweite oder dritte Generation die Sinnlosigkeit des Himmelsturmbaus erkannte, doch war man schon viel zu sehr miteinander verbunden, um die Stadt zu verlassen.

Alles was in dieser Stadt an Sagen und Liedern entstanden ist, ist erf"ullt von der Sehnsucht nach einem prophezeiten Tag, an welchem die Stadt von einer Riesenfaust in f"unf kurz aufeinanderfolgenden Schl"agen zerschmettert werden wird. Deshalb hat auch die Stadt die Faust im Wappen.

16. POSEIDON

Poseidon sass an seinem Arbeitstisch und rechnete. Die Verwaltung aller Gew"asser gab ihm unendliche Arbeit. Er h"atte Hilfskr"afte haben k"onnen, wie viel er wollte, und er hatte auch sehr viele, aber da er sein Amt sehr ernst nahm, rechnete er alles noch einmal durch und so halfen ihm die Hilfskr"afte wenig. Man kann nicht sagen, dass ihn die Arbeit freute, er f"uhrte sie eigentlich nur aus, weil sie ihm auferlegt war, ja er hatte sich schon oft um fr"ohlichere Arbeit, wie er sich ausdr"uckte, beworben, aber immer, wenn man ihm dann verschiedene Vorschl"age machte, zeigte es sich, dass ihm doch nichts so zusagte, wie sein bisheriges Amt. Es war auch sehr schwer, etwas anderes f"ur ihn zu finden. Man konnte ihm doch unm"oglich etwa ein bestimmtes Meer zuweisen; abgesehen davon, dass auch hier die rechnerische Arbeit nicht kleiner, sondern nur kleinlicher war, konnte der grosse Poseidon doch immer nur eine beherrschende Stellung bekommen. Und bot man ihm eine Stellung ausserhalb des Wassers an, wurde ihm schon von der Vorstellung "ubel, sein g"ottlicher Atem geriet in Unordnung, sein eherner Brustkorb schwankte. "Ubrigens nahm man seine Beschwerden nicht eigentlich ernst; wenn ein M"achtiger qu"alt, muss man ihm auch in der aussichtslosesten Angelegenheit scheinbar nachzugeben versuchen; an eine wirkliche Enthebung Poseidons von seinem Amt dachte niemand, seit Urbeginn war er zum Gott der Meere bestimmt worden und dabei musste es bleiben.

Am meisten "argerte er sich – und dies verursachte haupts"achlich seine Unzufriedenheit mit dem Amt – wenn er von den Vorstellungen h"orte, die man sich von ihm machte, wie er etwa immerfort mit dem Dreizack durch die Fluten kutschiere. Unterdessen sass er hier in der Tiefe des Weltmeeres und rechnete ununterbrochen, hie und da eine Reise zu Jupiter war die einzige Unterbrechung der Eint"onigkeit, eine Reise "ubrigens, von der er meistens w"utend zur"uckkehrte. So hatte er die Meere kaum gesehn, nur fl"uchtig beim eiligen Aufstieg zum Olymp, und niemals wirklich durchfahren. Er pflegte zu sagen, er warte damit bis zum Weltuntergang, dann werde sich wohl noch ein stiller Augenblick ergeben, wo er knapp vor dem Ende nach Durchsicht der letzten Rechnung noch schnell eine kleine Rundfahrt werde machen k"onnen.

17. GEMEINSCHAFT

Wir sind f"unf Freunde, wir sind einmal hintereinander aus einem Haus gekommen, zuerst kam der eine und stellte sich neben das Tor, dann kam oder vielmehr glitt so leicht, wie ein Quecksilberk"ugelchen gleitet, der zweite aus dem Tor und stellte sich unweit vom ersten auf, dann der dritte, dann der vierte, dann der f"unfte. Schliesslich standen wir alle in einer Reihe. Die Leute wurden auf uns aufmerksam, zeigten auf uns und sagten:

»Die f"unf sind jetzt aus diesem Haus gekommen.« Seitdem leben wir zusammen, es w"are ein friedliches Leben, wenn sich nicht immerfort ein sechster einmischen w"urde. Er tut uns nichts, aber er ist uns l"astig, das ist genug getan; warum dr"angt er sich ein, wo man ihn nicht haben will. Wir kennen ihn nicht und wollen ihn nicht bei uns aufnehmen. Wir f"unf haben zwar fr"uher einander auch nicht gekannt, und wenn man will, kennen wir einander auch jetzt nicht, aber was bei uns f"unf m"oglich ist und geduldet wird, ist bei jenem sechsten nicht m"oglich und wird nicht geduldet. Ausserdem sind wir f"unf und wir wollen nicht sechs sein. Und was soll "uberhaupt dieses fortw"ahrende Beisammensein f"ur einen Sinn haben, auch bei uns f"unf hat es keinen Sinn, aber nun sind wir schon beisammen und bleiben es, aber eine neue Vereinigung wollen wir nicht, eben auf Grund unserer Erfahrungen. Wie soll man aber das alles dem sechsten beibringen, lange Erkl"arungen w"urden schon fast eine Aufnahme in unsern Kreis bedeuten, wir erkl"aren lieber nichts und nehmen ihn nicht auf. Mag er noch so sehr die Lippen aufwerfen, wir stossen ihn mit dem Ellbogen weg, aber m"ogen wir ihn noch so sehr wegstossen, er kommt wieder.

18. NACHTS

Versunken in die Nacht. So wie man manchmal den Kopf senkt, um nachzudenken, so ganz versunken sein in die Nacht. Ringsum schlafen die Menschen. Eine kleine Schauspielerei, eine unschuldige Selbstt"auschung, dass sie in H"ausern schlafen, in festen Betten, unter festem Dach, ausgestreckt oder geduckt auf Matratzen, in T"uchern, unter Decken, in Wirklichkeit haben sie sich zusammengefunden wie damals einmal und wie sp"ater in w"uster Gegend, ein Lager im Freien, eine un"ubersehbare Zahl Menschen, ein Heer, ein Volk, unter kaltem Himmel auf kalter Erde, hingeworfen wo man fr"uher stand, die Stirn auf den Arm gedr"uckt, das Gesicht gegen den Boden hin, ruhig atmend. Und du wachst, bist einer der W"achter, findest den n"achsten durch Schwenken des brennenden Holzes aus dem Reisighaufen neben dir. Warum wachst du? Einer muss wachen, heisst es. Einer muss da sein.

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