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1904-1924 Маленькие рассказы (Сборник)
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21. DIE TRUPPENAUSHEBUNG

Die Truppenaushebungen, die oft n"otig sind, denn die Grenzk"ampfe h"oren niemals auf, finden auf folgende Weise statt: Es ergeht der Auftrag, dass an einem bestimmten Tag in einem bestimmten Stadtteil alle Einwohner, M"anner, Frauen, Kinder ohne Unterschied, in ihren Wohnungen bleiben m"ussen.

Meist erst gegen Mittag erscheint am Eingang des Stadtteils, wo eine Soldatenabteilung, Fusssoldaten und Berittene, schon seit der Morgend"ammerung wartet, der junge Adelige, der die Aushebung vornehmen soll. Es ist ein junger Mann, schmal, nicht gross, schwach, nachl"assig angezogen, mit m"uden Augen, Unruhe "uberl"auft ihn immerfort, wie einen Kranken das Fr"osteln. Ohne jemanden anzuschaun, macht er mit einer Peitsche, die seine ganze Ausr"ustung bildet, ein Zeichen, einige Soldaten schliessen sich ihm an und er betritt das erste Haus. Ein Soldat, der alle Einwohner dieses Stadtteils pers"onlich kennt, verliest das Verzeichnis der Hausgenossen. Gew"ohnlich sind alle da, stehn schon in einer Reihe in der Stube, h"angen mit den Augen an dem Adeligen, als seien sie schon Soldaten. Es kann aber auch geschehn, dass hie und da einer, immer sind das nur M"anner, fehlt. Dann wird niemand eine Ausrede oder gar eine L"uge vorzubringen wagen, man schweigt, man senkt die Augen, man ertr"agt kaum den Druck des Befehles, gegen den man sich in diesem Haus vergangen hat, aber die stumme Gegenwart des Adeligen h"alt doch alle auf ihren Pl"atzen. Der Adelige gibt ein Zeichen, es ist nicht einmal ein Kopfnicken, es ist nur von den Augen abzulesen und zwei Soldaten fangen den Fehlenden zu suchen an. Das gibt gar keine M"uhe. Niemals ist er ausserhalb des Hauses, niemals beabsichtigt er sich wirklich dem Truppendienst zu entziehn, nur aus Angst ist er nicht gekommen, aber es ist auch nicht Angst vor dem Dienst, die ihn abh"alt, es ist "uberhaupt Scheu davor, sich zu zeigen, der Befehl ist f"ur ihn f"ormlich zu gross, anstrengend gross, er kann nicht aus eigener Kraft kommen. Aber deshalb fl"uchtet er nicht, er versteckt sich bloss, und wenn er h"ort, dass der Adelige im Haus ist, schleicht er sich wohl auch noch aus dem Versteck, schleicht zur T"ur der Stube und wird sofort von den heraustretenden Soldaten gepackt. Er wird vor den Adeligen gef"uhrt, der die Peitsche mit beiden H"anden fasst – er ist so schwach, mit einer Hand w"urde er gar nichts ausrichten – und den Mann pr"ugelt. Grosse Schmerzen verursacht das kaum, dann l"asst er halb aus Ersch"opfung, halb in Widerwillen die Peitsche fallen, der Gepr"ugelte hat sie aufzuheben und ihm zu reichen. Dann erst darf er in die Reihe der "Ubrigen treten; es ist "ubrigens fast sicher, dass er nicht assentiert werden wird. Es geschieht aber auch, und dieses ist h"aufiger, dass mehr Leute da sind, als in dem Verzeichnis stehn. Ein fremdes M"adchen ist zum Beispiel da und blickt den Adeligen an, sie ist von ausw"arts, vielleicht aus der Provinz, die Truppenaushebung hat sie hergelockt, es gibt viele Frauen, die der Verlockung einer solchen fremden Aushebung – die h"ausliche hat eine ganz andere Bedeutung – nicht widerstehn k"onnen. Und es ist merkw"urdig, es wird nichts Schimpfliches darin gesehn, wenn eine Frau dieser Verlockung nachgibt, im Gegenteil, es ist irgendetwas, das nach der Meinung mancher die Frauen durchmachen m"ussen, es ist eine Schuld, die sie ihrem Geschlecht abzahlen. Es verl"auft auch immer gleichartig. Das M"adchen oder die Frau h"ort, dass irgendwo, vielleicht sehr weit, bei Verwandten oder Freunden, Aushebung ist, sie bittet ihre Angeh"origen um die Bewilligung der Reise, man willigt ein, das kann man nicht verweigern, sie zieht das Beste an, was sie hat, ist fr"ohlicher als sonst, dabei ruhig und freundlich, gleichg"ultig wie sie auch sonst sein mag, und hinter aller Ruhe und Freundlichkeit unzug"anglich wie etwa eine v"ollig Fremde, die in ihre Heimat f"ahrt und nun an nichts anderes mehr denkt. In der Familie, wo die Aushebung stattfinden soll, wird sie ganz anders empfangen als ein gew"ohnlicher Gast, alles umschmeichelt sie, alle R"aume des Hauses muss sie durchgehn, aus allen Fenstern sich beugen, und legt sie jemandem die Hand auf den Kopf, ist es mehr als der Segen des Vaters. Wenn sich die Familie zur Aushebung bereitmacht, bekommt sie den besten Platz, das ist der in der N"ahe der T"ur, wo sie vom Adeligen am besten gesehn wird und am besten ihn sehen wird. So geehrt ist sie aber nur bis zum Eintritt des Adeligen, von da an verbl"uht sie f"ormlich. Er sieht sie ebenso wenig an wie die andern, und selbst wenn er die Augen auf jemanden richtet, f"uhlt sich dieser nicht angesehn. Das hat sie nicht erwartet oder vielmehr, sie hat es bestimmt erwartet, denn es kann nicht anders sein, aber es war auch nicht die Erwartung des Gegenteils, die sie hergetrieben hat, es war bloss etwas, das jetzt allerdings zu Ende ist. Scham f"uhlt sie in einem Masse, wie sie vielleicht unsere Frauen niemals sonst f"uhlen, erst jetzt merkt sie eigentlich, dass sie sich zu einer fremden Aushebung gedr"angt hat, und wenn der Soldat das Verzeichnis vorgelesen hat, ihr Name nicht vorkam und einen Augenblick Stille ist, fl"uchtet sie zitternd und geb"uckt aus der T"ur und bekommt noch einen Faustschlag des Soldaten in den R"ucken.

Ist es ein Mann, der "uberz"ahlig ist, so will er nichts anderes, als eben, obwohl er nicht in dieses Haus geh"ort, doch mit ausgehoben werden. Auch das ist ja v"ollig aussichtslos, niemals ist ein solcher "Uberz"ahliger ausgehoben worden und niemals wird etwas Derartiges geschehn.)

22. DIE PR"UFUNG

Ich bin ein Diener, aber es ist keine Arbeit f"ur mich da. Ich bin "angstlich und dr"ange mich nicht vor, ja ich dr"ange mich nicht einmal in eine Reihe mit den andern, aber das ist nur die eine Ursache meines Nichtbesch"aftigtseins, es ist auch m"oglich, dass es mit meinem Nichtbesch"aftigtsein "uberhaupt nichts zu tun hat, die Hauptsache ist jedenfalls, dass ich nicht zum Dienst gerufen werde, andere sind gerufen worden und haben sich nicht mehr darum beworben als ich, ja haben vielleicht nicht einmal den Wunsch gehabt, gerufen zu werden, w"ahrend ich ihn wenigstens manchmal sehr stark habe.

So liege ich also auf der Pritsche in der Gesindestube, schaue zu den Balken auf der Decke hinauf, schlafe ein, wache auf und schlafe schon wieder ein. Manchmal gehe ich hin"uber ins Wirtshaus, wo ein saures Bier ausgeschenkt wird, manchmal habe ich schon vor Widerwillen ein Glas davon ausgesch"uttet, dann aber trinke ich es wieder. Ich sitze gern dort, weil ich hinter dem geschlossenen kleinen Fenster, ohne von irgendjemandem entdeckt werden zu k"onnen, zu den Fenstern unseres Hauses hin"ubersehen kann. Man sieht ja dort nicht viel, hier gegen die Strasse zu liegen, glaube ich, nur die Fenster der Korridore und "uberdies nicht jener Korridore, die zu den Wohnungen der Herrschaft f"uhren. Es ist m"oglich, dass ich mich aber auch irre, irgendjemand hat es einmal, ohne dass ich ihn gefragt h"atte, behauptet und der allgemeine Eindruck dieser Hausfront best"atigt das. Selten nur werden die Fenster ge"offnet, und wenn es geschieht, tut es ein Diener und lehnt sich dann wohl auch an die Br"ustung, um ein Weilchen hinunterzusehn. Es sind also Korridore, wo er nicht "uberrascht werden kann. "Ubrigens kenne ich diese Diener nicht, die st"andig oben besch"aftigten Diener schlafen anderswo, nicht in meiner Stube.

Einmal, als ich ins Wirtshaus kam, sass auf meinem Beobachtungsplatz schon ein Gast. Ich wagte nicht genau hinzusehn und wollte mich gleich in der T"ur wieder umdrehn und weggehn. Aber der Gast rief mich zu sich, und es zeigte sich, dass er auch ein Diener war, den ich schon einmal irgendwo gesehn hatte, ohne aber bisher mit ihm gesprochen zu haben.

»Warum willst du fortlaufen? Setz dich her und trink! Ich zahl's.« So setzte ich mich also. Er fragte mich einiges, aber ich konnte es nicht beantworten, ja ich verstand nicht einmal die Fragen. Ich sagte deshalb:

»Vielleicht reut es dich jetzt, dass du mich eingeladen hast, dann gehe ich«, und ich wollte schon aufstehn. Aber er langte mit seiner Hand "uber den Tisch her"uber und dr"uckte mich nieder: »Bleib«, sagte er, »das war ja nur eine Pr"ufung. Wer die Fragen nicht beantwortet, hat die Pr"ufung bestanden.«

23. DER GEIER

Es war ein Geier, der hackte in meine F"usse. Stiefel und Str"umpfe hatte er schon aufgerissen, nun hackte er schon in die F"usse selbst. Immer schlug er zu, flog dann unruhig mehrmals um mich und setzte dann die Arbeit fort. Es kam ein Herr vor"uber, sah ein Weilchen zu und fragte dann, warum ich den Geier dulde. »Ich bin ja wehrlos«, sagte ich, »er kam und fing zu hacken an, da wollte ich ihn nat"urlich wegtreiben, versuchte ihn sogar zu w"urgen, aber ein solches Tier hat grosse Kr"afte, auch wollte er mir schon ins Gesicht springen, da opferte ich lieber die F"usse. Nun sind sie schon fast zerrissen.« »Dass Sie sich so qu"alen lassen«, sagte der Herr, »ein Schuss und der Geier ist erledigt.« »Ist das so?« fragte ich, »und wollen Sie das besorgen?« »Gern«, sagte der Herr, »ich muss nur nach Hause gehn und mein Gewehr holen. K"onnen Sie noch eine halbe Stunde warten?« »Das weiss ich nicht«, sagte ich und stand eine Weile starr vor Schmerz, dann sagte ich: »Bitte, versuchen Sie es f"ur jeden Fall.« »Gut«, sagte der Herr, »ich werde mich beeilen.« Der Geier hatte w"ahrend des Gespr"aches ruhig zugeh"ort und die Blicke zwischen mir und dem Herrn wandern lassen. Jetzt sah ich, dass er alles verstanden hatte, er flog auf, weit beugte er sich zur"uck, um genug Schwung zu bekommen und stiess dann wie ein Speerwerfer den Schnabel durch meinen Mund tief in mich. Zur"uckfallend f"uhlte ich befreit, wie er in meinem alle Tiefen f"ullenden, alle Ufer "uberfliessenden Blut unrettbar ertrank.

24. DER STEUERMANN

»Bin ich nicht Steuermann?« rief ich.

»du?« fragte ein dunkler hoch gewachsener Mann und strich sich mit der Hand "uber die Augen, als verscheuche er einen Traum. Ich war am Steuer gestanden in der dunklen Nacht, die schwachbrennende Laterne "uber meinem Kopf, und nun war dieser Mann gekommen und wollte mich beiseiteschieben. Und da ich nicht wich, setzte er mir den Fuss auf die Brust und trat mich langsam nieder, w"ahrend ich noch immer an den St"aben des Steuerrades hing und beim Niederfallen es ganz herumriss. Da aber fasste es der Mann, brachte es in Ordnung, mich aber stiess er weg. Doch ich besann mich bald, lief zu der Luke, die in den Mannschaftsraum f"uhrte und rief: »Mannschaft! Kameraden! Kommt schnell! Ein Fremder hat mich vom Steuer vertrieben!« Langsam kamen sie, stiegen auf aus der Schiffstreppe, schwankende m"ude m"achtige Gestalten. »Bin ich der Steuermann?« fragte ich. Sie nickten, aber Blicke hatten sie nur f"ur den Fremden, im Halbkreis standen sie um ihn herum und, als er befehlend sagte: »St"ort mich nicht«, sammelten sie sich, nickten mir zu und zogen wieder die Schiffstreppe hinab. Was ist das f"ur Volk! Denken sie auch oder schlurfen sie nur sinnlos "uber die Erde?

25. DER KREISEL

Ein Philosoph trieb sich immer dort herum, wo Kinder spielten. Und sah er einen Jungen, der einen Kreisel hatte, so lauerte er schon. Kaum war der Kreisel in Drehung, verfolgte ihn der Philosoph, um ihn zu fangen. Dass die Kinder l"armten und ihn von ihrem Spielzeug abzuhalten suchten, k"ummerte ihn nicht, hatte er den Kreisel, solange er sich noch drehte, gefangen, war er gl"ucklich, aber nur einen Augenblick, dann warf er ihn zu Boden und ging fort. Er glaubte n"amlich, die Erkenntnis jeder Kleinigkeit, also zum Beispiel auch eines sich drehenden Kreisels, gen"uge zur Erkenntnis des Allgemeinen. Darum besch"aftigte er sich nicht mit den grossen Problemen, das schien ihm un"okonomisch. War die kleinste Kleinigkeit wirklich erkannt, dann war alles erkannt, deshalb besch"aftigte er sich nur mit dem sich drehenden Kreisel. Und immer wenn die Vorbereitungen zum Drehen des Kreisels gemacht wurden, hatte er Hoffnung, nun werde es gelingen, und drehte sich der Kreisel, wurde ihm im atemlosen Laufen nach ihm die Hoffnung zur Gewissheit, hielt er aber dann das dumme Holzst"uck in der Hand, wurde ihm "ubel und das Geschrei der Kinder, das er bisher nicht geh"ort hatte und das ihm jetzt pl"otzlich in die Ohren fuhr, jagte ihn fort, er taumelte wie ein Kreisel unter einer ungeschickten Peitsche.

26. KLEINE FABEL

»Ach«, sagte die Maus, »die Welt wird enger mit jedem Tag. Zuerst war sie so breit, dass ich Angst hatte, ich lief weiter und war gl"ucklich, dass ich endlich rechts und links in der Ferne Mauern sah, aber diese langen Mauern eilen so schnell aufeinander zu, dass ich schon im letzten Zimmer bin, und dort im Winkel steht die Falle, in die ich laufe.« – »Du musst nur die Laufrichtung "andern«, sagte die Katze und frass sie.

27. DER AUFBRUCH

Ich befahl mein Pferd aus dem Stall zu holen. Der Diener verstand mich nicht. Ich ging selbst in den Stall, sattelte mein Pferd und bestieg es. In der Ferne h"orte ich eine Trompete blasen, ich fragte ihn, was das bedeutete. Er wusste nichts und hatte nichts geh"ort. Beim Tore hielt er mich auf und fragte: »Wohin reitet der Herr?« »Ich weiss es nicht«, sagte ich, »nur weg von hier, nur weg von hier. Immerfort weg von hier, nur so kann ich mein Ziel erreichen.« »Du kennst also dein Ziel«, fragte er. »Ja«, antwortete ich, »ich sagte es doch: ›Weg-von-hier‹ – das ist mein Ziel.« »Du hast keinen Essvorrat mit«, sagte er. »Ich brauche keinen«, sagte ich, »die Reise ist so lang, dass ich verhungern muss, wenn ich auf dem Weg nichts bekomme. Kein Essvorrat kann mich retten. Es ist ja zum Gl"uck eine wahrhaft ungeheure Reise.«

28. F"URSPRECHER

Es war sehr unsicher, ob ich F"ursprecher hatte, ich konnte nichts Genaues dar"uber erfahren, alle Gesichter waren abweisend, die meisten Leute, die mir entgegenkamen, und die ich wieder und wieder auf den G"angen traf, sahen wie alte dicke Frauen aus, sie hatten grosse, den ganzen K"orper bedeckende, dunkelblau und weiss gestreifte Sch"urzen, strichen sich den Bauch und drehten sich schwerf"allig hin und her. Ich konnte nicht einmal erfahren, ob wir in einem Gerichtsgeb"aude waren. Manches sprach daf"ur, vieles dagegen. "Uber alle Einzelheiten hinweg erinnerte mich am meisten an ein Gericht ein Dr"ohnen, das unaufh"orlich aus der Ferne zu h"oren war, man konnte nicht sagen, aus welcher Richtung es kam, es erf"ullte so sehr alle R"aume, dass man annehmen konnte, es komme von "uberall oder, was noch richtiger schien, gerade der Ort, wo man zuf"allig stand, sei der eigentliche Ort dieses Dr"ohnens, aber gewiss war das eine T"auschung, denn es kam aus der Ferne. Diese G"ange, schmal, einfach "uberw"olbt, in langsamen Wendungen gef"uhrt, mit sparsam geschm"uckten hohen T"uren, schienen sogar f"ur tiefe Stille geschaffen, es waren die G"ange eines Museums oder einer Bibliothek. Wenn es aber kein Gericht war, warum forschte ich dann hier nach einem F"ursprecher? Weil ich "uberall einen F"ursprecher suchte, "uberall ist er n"otig, ja man braucht ihn weniger bei Gericht als anderswo, denn das Gericht spricht sein Urteil nach dem Gesetz, sollte man annehmen. Sollte man annehmen, dass es hiebei ungerecht oder leichtfertig vorgehe, w"are ja kein Leben m"oglich, man muss zum Gericht das Zutrauen haben, dass es der Majest"at des Gesetzes freien Raum gibt, denn das ist seine einzige Aufgabe, im Gesetz selbst aber ist alles Anklage, F"urspruch und Urteil, das selbst"andige Sicheinmischen eines Menschen hier w"are Frevel. Anders aber verh"alt es sich mit dem Tatbestand eines Urteils, dieser gr"undet sich auf Erhebungen hier und dort, bei Verwandten und Fremden, bei Freunden und Feinden, in der Familie und in der "Offentlichkeit, in Stadt und Dorf, kurz "uberall. Hier ist es dringend n"otig, F"ursprecher zu haben, F"ursprecher in Mengen, die besten F"ursprecher, einen eng neben dem andern, eine lebende Mauer, denn die F"ursprecher sind ihrer Natur nach schwer beweglich, die Ankl"ager aber, diese schlauen F"uchse, diese flinken Wiesel, diese unsichtbaren M"auschen, schl"upfen durch die kleinsten L"ucken, huschen zwischen den Beinen der F"ursprecher durch. Also Achtung! Deshalb bin ich ja hier, ich sammle F"ursprecher. Aber ich habe noch keinen gefunden, nur die alten Frauen kommen und gehn, immer wieder; w"are ich nicht auf der Suche, es w"urde mich einschl"afern. Ich bin nicht am richtigen Ort, leider kann ich mich dem Eindruck nicht verschliessen, dass ich nicht am richtigen Ort bin. Ich m"usste an einem Ort sein, wo vielerlei Menschen zusammenkommen, aus verschiedenen Gegenden, aus allen St"anden, aus allen Berufen, verschiedenen Alters, ich m"usste die M"oglichkeit haben, die Tauglichen, die Freundlichen, die, welche einen Blick f"ur mich haben, vorsichtig auszuw"ahlen aus einer Menge. Am besten w"are dazu vielleicht ein grosser Jahrmarkt geeignet. Statt dessen treibe ich mich auf diesen G"angen umher, wo nur diese alten Frauen zu sehn sind, und auch von ihnen nicht viele, und immerfort die gleichen und selbst diese wenigen, trotz ihrer Langsamkeit, lassen sich von mir nicht stellen, entgleiten mir, schweben wie Regenwolken, sind von unbekannten Besch"aftigungen ganz in Anspruch genommen. Warum eile ich denn blindlings in ein Haus, lese nicht die Aufschrift "uber dem Tor, bin gleich auf den G"angen, setze mich hier mit solcher Verbohrtheit fest, dass ich mich gar nicht erinnern kann, jemals vor dem Haus gewesen, jemals die Treppen hinaufgelaufen zu sein. Zur"uck aber darf ich nicht, diese Zeitvers"aumnis, dieses Eingestehn eines Irrwegs w"are mir unertr"aglich. Wie? In diesem kurzen, eiligen, von einem ungeduldigen Dr"ohnen begleiteten Leben eine Treppe hinunterlaufen? Das ist unm"oglich. Die dir zugemessene Zeit ist so kurz, dass du, wenn du eine Sekunde verlierst, schon dein ganzes Leben verloren hast, denn es ist nicht l"anger, es ist immer nur so lang, wie die Zeit, die du verlierst. Hast du also einen Weg begonnen, setze ihn fort, unter allen Umst"anden, du kannst nur gewinnen, du l"aufst keine Gefahr, vielleicht wirst du am Ende abst"urzen, h"attest du aber schon nach den ersten Schritten dich zur"uckgewendet und w"arest die Treppe hinuntergelaufen, w"arst du gleich am Anfang abgest"urzt und nicht vielleicht, sondern ganz gewiss. Findest du also nichts hier auf den G"angen, "offne die T"uren, findest du nichts hinter diesen T"uren, gibt es neue Stockwerke, findest du oben nichts, es ist keine Not, schwinge dich neue Treppen hinauf. Solange du nicht zu steigen aufh"orst, h"oren die Stufen nicht auf, unter deinen steigenden F"ussen wachsen sie aufw"arts.

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