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1904-1924 Маленькие рассказы (Сборник)
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Es hat beiderlei Unruhe in sich, die von der Katze und die vom Lamm, so verschiedenartig sie sind. Darum ist ihm seine Haut zu eng. – Manchmal springt es auf den Sessel neben mir, stemmt sich mit den Vorderbeinen an meine Schulter und h"alt seine Schnauze an mein Ohr. Es ist, als sagte es mir etwas, und tats"achlich beugt es sich dann vor und blickt mir ins Gesicht, um den Eindruck zu beobachten, den die Mitteilung auf mich gemacht hat. Und um gef"allig zu sein, tue ich, als h"atte ich etwas verstanden, und nicke. – Dann springt es hinunter auf den Boden und t"anzelt umher.

Vielleicht w"are f"ur dieses Tier das Messer des Fleischers eine Erl"osung, die muss ich ihm aber als einem Erbst"uck versagen. Es muss deshalb warten, bis ihm der Atem von selbst ausgeht, wenn es mich manchmal auch wie aus verst"andigen Menschenaugen ansieht, die zu verst"andigem Tun auffordern.

6. AN ALLE MEINE HAUSGENOSSEN

Ich besitze f"unf Kindergewehre, sie h"angen in meinem Kasten, an jedem Haken eines. Das erste geh"ort mir, zu den andern kann sich melden wer will, melden sich mehr als vier, so m"ussen die "uberz"ahligen ihre eigenen Gewehre mitbringen und in meinem Kasten deponieren. Denn Einheitlichkeit muss sein, ohne Einheitlichkeit kommen wir nicht vorw"arts. "Ubrigens habe ich nur Gewehre, die zu sonstiger Verwendung ganz unbrauchbar sind, der Mechanismus ist verdorben, der Pfropfen abgerissen, nur die H"ahne knacken noch. Es wird also nicht schwer sein, n"otigenfalls noch weitere solche Gewehre zu beschaffen. Aber im Grunde sind mir f"ur die erste Zeit auch Leute ohne Gewehre recht, wir die wir Gewehre haben werden im entscheidenden Augenblick die Unbewaffneten in die Mitte nehmen. Eine Kampfesweise die sich bei den ersten amerikanischen Farmern gegen"uber den Indianern bew"ahrt hat, warum sollte sie sich nicht auch hier bew"ahren, da doch die Verh"altnisse "ahnlich sind. Man kann also sogar f"ur die Dauer auf die Gewehre verzichten. Und selbst die f"unf Gewehre sind nicht unbedingt n"otig und nur weil sie schon einmal vorhanden sind, sollen sie auch verwendet werden. Wollen sie aber die vier andern nicht tragen so sollen sie es bleiben lassen. Dann werde also ich allein als F"uhrer eines tragen. Aber wir sollen keinen F"uhrer haben und so werde auch ich mein Gewehr zerbrechen oder weglegen.

Das war der erste Aufruf. In unserm Haus hat man keine Zeit und keine Lust Aufrufe zu lesen oder gar zu "uberdenken. Bald schwammen die kleinen Papiere in dem Schmutzstrom der vom Dachboden ausgehend, von allen Korridoren gen"ahrt, die Treppe hinabsp"ult und dort mit dem Gegenstrom k"ampft der von unten hinaufschwillt. Aber nach einer Woche kam ein zweiter Aufruf.

Hausgenossen!

Es hat sich bisher niemand bei mir gemeldet. Ich war, soweit ich nicht meinen Lebensunterhalt verdienen muss, fortw"ahrend zuhause und f"ur die Zeit meiner Abwesenheit, w"ahrend welcher meine Zimmert"ur stets offen war, lag auf meinem Tisch ein Blatt, auf dem sich jeder der wollte einschreiben konnte. Niemand hats getan.

7. WARUM WILLST DU

Gestern war ich zum erstenmal in den Direktionskanzleien. Unsere Nachtschicht hat mich zum Vertrauensmann gew"ahlt und da die Konstruktion und F"ullung unserer Lampen unzul"anglich ist, sollte ich dort auf die Abschaffung dieser Missst"ande dringen. Man zeigte mir das zust"andige Bureau, ich klopfte an und trat ein. Ein zarter junger Mann, sehr bleich, l"achelte mir von seinem grossen Schreibtisch entgegen. Viel, "uberviel nickte er mit dem Kopf. Ich wusste nicht ob ich mich setzen sollte, es war dort zwar ein Sessel bereit, aber ich dachte, bei meinem ersten Besuch m"usse ich mich vielleicht nicht gleich setzen, und so erz"ahlte ich die Geschichte stehend. Gerade durch diese Bescheidenheit verursachte ich aber dem jungen Mann offenbar Schwierigkeiten, denn er musste das Gesicht zu mir herum und aufw"arts drehn, falls er nicht seinen Sessel umstellen wollte und das wollte er nicht. Andererseits aber brachte er auch den Hals trotz aller Bereitwilligkeit nicht ganz herum und blickte deshalb w"ahrend meiner Erz"ahlung auf halbem Wege schief zur Zimmerdecke hinauf, ich unwillk"urlich ihm nach. Als ich fertig war stand er langsam auf, klopfte mir auf die Schultern, sagte: So, so – so so, und schob mich in das Nebenzimmer, wo ein Herr mit wildwachsendem grossen Bart uns offenbar erwartet hatte, denn auf seinem Tisch war keine Spur irgendeiner Arbeit zu sehn, dagegen f"uhrte eine offene Glast"ur zu einem kleinen G"artchen mit Blumen und Str"auchern in F"ulle. Eine kleine Information aus paar Worten bestehend, vom jungen Mann ihm zugefl"ustert gen"ugt dem Herrn um unsere vielfachen Beschwerden zu erfassen. Sofort stand er auf und sagte: Also mein lieber – er stockte, ich glaubte, er wolle meinen Namen wissen und ich machte deshalb schon den Mund auf, um mich neuerlich vorzustellen, aber er fuhr mir dazwischen: Ja, ja, es ist gut, es ist gut, ich kenne Dich sehr genau – also Deine oder Euere Bitte ist gewiss berechtigt, ich und die Herren von der Direktion sind die letzten, die das nicht einsehen w"urden. Das Wohl der Leute, glaube mir, liegt uns mehr am Herzen als das Wohl des Werkes. Warum auch nicht Das Werk kann aber wieder neu errichtet werden, es kostet nur Geld, zum Teufel mit dem Geld, geht aber ein Mensch zugrunde, so geht eben ein Mensch zugrunde, es bleibt die Witwe, die Kinder. Ach Du liebe G"ute! Darum ist also jeder Vorschlag neue Sicherung, neue Erleichterung, neue Bequemlichkeit und Luxuriosit"aten einzuf"uhren, uns hochwillkommen. Wer damit kommt, ist unser Mann. Du l"asst uns also Deine Anregungen hier, wir werden sie genau pr"ufen, sollte noch irgendeine kleine blendende Neuigkeit angeheftet werden k"onnen, werden wir sie gewiss nicht unterschlagen und bis alles fertig ist, bekommt Ihr die neuen Lampen. Das aber sage Deinen Leuten unten: Solange wir nicht aus Euerem Stollen einen Salon gemacht haben, werden wir hier nicht ruhn und wenn Ihr nicht schliesslich in Lackstiefeln umkommt, dann "uberhaupt nicht. Und damit sch"on empfohlen!

8. DIE EISENBAHNREISENDEN

Wir sind, mit dem irdisch befleckten Auge gesehn, in der Situation von Eisenbahnreisenden, die in einem langen Tunnel verungl"uckt sind undzwar an einer Stelle wo man das Licht des Anfangs nicht mehr sieht, das Licht des Endes aber nur so winzig, dass der Blick es immerfort suchen muss und immerfort verliert wobei Anfang und Ende nicht einmal sicher sind. Rings um uns aber haben wir in der Verwirrung der Sinne oder in der H"ochstempfindlichkeit der Sinne lauter Ungeheuer und ein je nach der Laune und Verwundung des Einzelnen entz"uckendes oder erm"udendes kaleidoskopisches Spiel.

Was soll ich tun? oder Wozu soll ich es tun? sind keine Fragen dieser Gegenden.

9. EINE ALLT"AGLICHE VERWIRRUNG

Ein allt"aglicher Vorfall; sein Ertragen ein allt"aglicher Heroismus: A. hat mit B. aus dem Nachbardorf H ein wichtiges Gesch"aft abzuschliessen. Er geht zur Vorbesprechung nach H, legt den Hin- und Herweg in je zehn Minuten zur"uck und r"uhmt sich zuhause dieser besonderen Schnelligkeit. Am n"achsten Tag geht er wieder nach H, diesmal zum endg"ultigen Gesch"aftsabschluss; da dieser voraussichtlich mehrere Stunden erfordern wird, geht A schon fr"uhmorgens aus; trotzdem aber alle Nebenumst"ande, wenigstens nach A.’s Meinung, v"ollig die gleichen sind wie am Vortag braucht er diesmal zum Weg nach H zehn Stunden. Als er dort erm"udet abends ankommt, sagt man ihm, dass B. "argerlich wegen A’s Ausbleiben vor einer halben Stunde zu A. in sein Dorf hin"uber gegangen sei; sie h"atten einander eigentlich treffen m"ussen. Man r"at A. zu warten, B. m"usse ja gleich zur"uckkommen. A. aber, in Angst wegen des Gesch"aftes, macht sich sofort auf und eilt nachhause. Diesmal legt er den Weg, ohne besonders darauf zu achten, geradezu in einem Augenblick zur"uck. Zuhause erf"ahrt er, B. sei doch schon gleich fr"uh gekommen, noch vor dem Weggang A’ s, ja er habe A. im Haustor getroffen, ihn an das Gesch"aft erinnert, aber A. habe gesagt, er h"atte jetzt keine Zeit, er m"usse jetzt eiligst fort. Trotz dieses unverst"andlichen Verhaltens A’s sei aber B. doch hier geblieben um auf A. zu warten. Er habe zwar schon oft nachgefragt ob A. zur"uckgekommen sei, befinde sich aber noch immer oben in A’s Zimmer. Gl"ucklich dar"uber, B. jetzt noch sprechen und ihm alles erkl"aren zu k"onnen l"auft A. die Treppe hinauf. Schon ist er fast oben, da stolpert er, erleidet eine Sehnenzerrung und fast ohnm"achtig vor Schmerz, unf"ahig sogar zu schreien, nur winselnd im Dunkel, h"ort und sieht er, wie B., undeutlich ob in grosser Ferne oder knapp neben ihm, w"utend die Treppe hinunterstampft und endg"ultig verschwindet.

10. KAFKAS DON QUICHOTES

19. Okt. 17: Das Ungl"uck Don Quichotes ist nicht seine Phantasie, sondern Sancho Pansa.

20. Okt. 17: Sancho Pansa, der sich "ubrigens dessen nie ger"uhmt hat, gelang es im Laufe der Jahre, in den Abend- und Nachtstunden, durch Beistellung einer Menge Ritter- und R"auberromane seinen Teufel, dem er sp"ater den Namen Don Quichote gab, derart von sich abzulenken, dass dieser dann haltlos die verr"ucktesten Taten ausf"uhrte, die aber mangels ihres vorbestimmten Gegenstandes, der eben Sancho Pansa h"atte sein sollen, niemandem schadeten. Sancho Pansa, ein freier Mann, folgte gleichm"utig, vielleicht aus einem gewissen Verantwortlichkeitsgef"uhl dem Don Quichote auf seinen Z"ugen und hatte davon eine grosse und n"utzliche Unterhaltung bis an sein Ende.

22 Okt. 17: Eine der wichtigsten Don Quichotischen Taten, aufdringlicher als der Kampf mit der Windm"uhle, ist der Selbstmord. Der tote Don Quichote will den toten Don Quichote t"oten; um zu t"oten, braucht er aber eine lebendige Stelle, diese sucht er nun mit seinem Schwerte ebenso unaufh"orlich wie vergeblich. Unter dieser Besch"aftigung rollen die zwei Toten, als unaufl"oslicher Purzelbaum, durch die Zeiten.

11. DAS SCHWEIGEN DER SIRENEN

Beweis dessen, dass auch unzul"angliche, ja kindische Mittel zur Rettung dienen k"onnen:

Um sich vor den Sirenen zu bewahren, stopfte sich Odysseus Wachs in die Ohren und liess sich am Mast festschmieden. "Ahnliches h"atten nat"urlich seit jeher alle Reisenden tun k"onnen, ausser denen, welche die Sirenen schon aus der Ferne verlockten, aber es war in der ganzen Welt bekannt, dass dies unm"oglich helfen konnte. Der Sang der Sirenen durchdrang alles, und die Leidenschaft der Verf"uhrten h"atte mehr als Ketten und Mast gesprengt. Daran aber dachte Odysseus nicht, obwohl er davon vielleicht geh"ort hatte. Er vertraute vollst"andig der Handvoll Wachs und dem Gebinde Ketten und in unschuldiger Freude "uber seine Mittelchen fuhr er den Sirenen entgegen.

Nun haben aber die Sirenen eine noch schrecklichere Waffe als den Gesang, n"amlich ihr Schweigen. Es ist zwar nicht geschehen, aber vielleicht denkbar, dass sich jemand vor ihrem Gesang gerettet h"atte, vor ihrem Schweigen gewiss nicht. Dem Gef"uhl, aus eigener Kraft sie besiegt zu haben, der daraus folgenden alles fortreissenden "Uberhebung kann nichts Irdisches widerstehen.

Und tats"achlich sangen, als Odysseus kam, die gewaltigen S"angerinnen nicht, sei es, dass sie glaubten, diesem Gegner k"onne nur noch das Schweigen beikommen, sei es, dass der Anblick der Gl"uckseligkeit im Gesicht des Odysseus, der an nichts anderes als an Wachs und Ketten dachte, sie allen Gesang vergessen liess.

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