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1913 Созерцание (сборник)
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Wir durchstiessen den Abend mit dem Kopf. Es gab keine Tages- und keine Nachtzeit. Bald rieben sich unsere Westenkn"opfe aneinander wie Z"ahne, bald liefen wir in gleichbleibender Entfernung, Feuer im Mund, wie Tiere in den Tropen. Wie K"urassiere in alten Kriegen, stampfend und hoch in der Luft, trieben wir einander die kurze Gasse hinunter und mit diesem Anlauf in den Beinen die Landstrasse weiter hinauf. Einzelne traten in den Strassengraben, kaum verschwanden sie vor der dunklen B"oschung, standen sie schon wie fremde Leute oben auf dem Feldweg und schauten herab.

»Kommt doch herunter!« – »Kommt zuerst herauf!« – »Damit Ihr uns herunterwerfet, f"allt uns nicht ein, so gescheit sind wir noch.« –

»So feig seid Ihr, wollt Ihr sagen. Kommt nur, kommt!« – »Wirklich? Ihr? Gerade Ihr werdet uns hinunterwerfen? Wie m"usstet Ihr aussehen?«

Wir machten den Angriff, wurden vor die Brust gestossen und legten uns in das Gras des Strassengrabens, fallend und freiwillig. Alles war gleichm"assig erw"armt, wir sp"urten nicht W"arme, nicht K"alte im Gras, nur m"ude wurde man.

Wenn man sich auf die rechte Seite drehte, die Hand unters Ohr gab, da wollte man gerne einschlafen. Zwar wollte man sich noch einmal aufraffen mit erhobenem Kinn, daf"ur aber in einen tieferen Graben fallen. Dann wollte man, den Arm quer vorgehalten, die Beine schiefgeweht, sich gegen die Luft werfen und wieder bestimmt in einen noch tieferen Graben fallen. Und damit wollte man gar nicht aufh"oren.

Wie man sich im letzten Graben richtig zum Schlafen aufs "ausserste strecken w"urde, besonders in den Knien, daran dachte man noch kaum und lag, zum Weinen aufgelegt, wie krank auf dem R"ucken. Man zwinkerte, wenn einmal ein Junge, die Ellbogen bei den H"uften, mit dunklen Sohlen "uber uns von der B"oschung auf die Strasse sprang.

Den Mond sah man schon in einiger H"ohe, ein Postwagen fuhr in seinem Licht vorbei. Ein schwacher Wind erhob sich allgemein, auch im Graben f"uhlte man ihn, und in der N"ahe fing der Wald zu rauschen an. Da lag einem nicht mehr soviel daran, allein zu sein.

»Wo seid Ihr?« – »Kommt her!« – »Alle zusammen!« – »Was versteckst Du Dich, lass den Unsinn!« – »Wisst Ihr nicht, dass die Post schon vor"uber ist?« – »Aber nein! Schon vor"uber?« – »Nat"urlich, w"ahrend Du geschlafen hast, ist sie vor"ubergefahren.« – »Ich habe geschlafen? Nein so etwas!« – »Schweig nur, man sieht es Dir doch an.« – »Aber ich bitte Dich.« – »Kommt!«

Wir liefen enger beisammen, manche reichten einander die H"ande, den Kopf konnte man nicht genug hoch haben, weil es abw"arts ging. Einer schrie einen indianischen Kriegsruf heraus, wir bekamen in die Beine einen Galopp wie niemals, bei den Spr"ungen hob uns in den H"uften der Wind. Nichts h"atte uns aufhalten k"onnen; wir waren so im Laufe, dass wir selbst beim "Uberholen die Arme verschr"anken und ruhig uns umsehen konnten.

Auf der Wildbachbr"ucke blieben wir stehn; die weiter gelaufen waren, kehrten zur"uck. Das Wasser unten schlug an Steine und Wurzeln, als w"are es nicht schon sp"at abend. Es gab keinen Grund daf"ur, warum nicht einer auf das Gel"ander der Br"ucke sprang.

Hinter Geb"uschen in der Ferne fuhr ein Eisenbahnzug heraus, alle Coup'ees waren beleuchtet, die Glasfenster sicher herabgelassen. Einer von uns begann einen Gassenhauer zu singen, aber wir alle wollten singen. Wir sangen viel rascher als der Zug fuhr, wir schaukelten die Arme, weil die Stimme nicht gen"ugte, wir kamen mit unseren Stimmen in ein Gedr"ange, in dem uns wohl war. Wenn man seine Stimme unter andere mischt, ist man wie mit einem Angelhaken gefangen.

So sangen wir, den Wald im R"ucken, den fernen Reisenden in die Ohren. Die Erwachsenen wachten noch im Dorfe, die M"utter richteten die Betten f"ur die Nacht.

Es war schon Zeit. Ich k"usste den, der bei mir stand, reichte den drei N"achsten nur so die H"ande, begann den Weg zur"uckzulaufen, keiner rief mich. Bei der ersten Kreuzung, wo sie mich nicht mehr sehen konnten, bog ich ein und lief auf Feldwegen wieder in den Wald. Ich strebte zu der Stadt im S"uden hin, von der es in unserem Dorfe hiess:

»Dort sind Leute! Denkt Euch, die schlafen nicht!«

»Und warum denn nicht?«

»Weil sie nicht m"ude werden.«

»Und warum denn nicht?«

»Weil sie Narren sind.«

»Werden denn Narren nicht m"ude?«

»Wie k"onnten Narren m"ude werden!«

2. ENTLARVUNG EINES BAUERNF"ANGERS

Endlich gegen 10 Uhr abends kam ich mit einem mir von fr"uher her nur fl"uchtig bekannten Mann, der sich mir diesmal unversehens wieder angeschlossen und mich zwei Stunden lang in den Gassen herumgezogen hatte, vor dem herrschaftlichen Hause an, in das ich zu einer Gesellschaft geladen war.

»So!« sagte ich und klatschte in die H"ande zum Zeichen der unbedingten Notwendigkeit des Abschieds. Weniger bestimmte Versuche hatte ich schon einige gemacht. Ich war schon ganz m"ude.

»Gehn Sie gleich hinauf?« fragte er. In seinem Munde h"orte ich ein Ger"ausch wie vom Aneinanderschlagen der Z"ahne.

»Ja.«

Ich war doch eingeladen, ich hatte es ihm gleich gesagt. Aber ich war eingeladen, hinaufzukommen, wo ich schon so gerne gewesen w"are, und nicht hier unten vor dem Tor zu stehn und an den Ohren meines Gegen"ubers vor"uberzuschauen. Und jetzt noch mit ihm stumm zu werden, als seien wir zu einem langen Aufenthalt auf diesem Fleck entschlossen. Dabei nahmen an diesem Schweigen gleich die H"auser rings herum ihren Anteil, und das Dunkel "uber ihnen bis zu den Sternen. Und die Schritte unsichtbarer Spazierg"anger, deren Wege zu erraten man nicht Lust hatte, der Wind, der immer wieder an die gegen"uberliegende Strassenseite sich dr"uckte, ein Grammophon, das gegen die geschlossenen Fenster irgendeines Zimmers sang, – sie liessen aus diesem Schweigen sich h"oren, als sei es ihr Eigentum seit jeher und f"ur immer.

Und mein Begleiter f"ugte sich in seinem und – nach einem L"acheln – auch in meinem Namen, streckte die Mauer entlang den rechten Arm aufw"arts und lehnte sein Gesicht, die Augen schliessend, an ihn.

Doch dieses L"acheln sah ich nicht mehr ganz zu Ende, denn Scham drehte mich pl"otzlich herum. Erst an diesem L"acheln also hatte ich erkannt, dass das ein Bauernf"anger war, nichts weiter. Und ich war doch schon Monate lang in dieser Stadt, hatte geglaubt, diese Bauernf"anger durch und durch zu kennen, wie sie bei Nacht aus Seitenstrassen, die H"ande vorgestreckt, wie Gastwirte uns entgegentreten, wie sie sich um die Anschlags"aule, bei der wir stehen, herumdr"ucken, wie zum Versteckenspielen und hinter der S"aulenrundung hervor zumindest mit einem Auge spionieren, wie sie in Strassenkreuzungen, wenn wir "angstlich werden, auf einmal vor uns schweben auf der Kante unseres Trottoirs! Ich verstand sie doch so gut, sie waren ja meine ersten st"adtischen Bekannten in den kleinen Wirtsh"ausern gewesen, und ich verdankte ihnen den ersten Anblick einer Unnachgiebigkeit, die ich mir jetzt so wenig von der Erde wegdenken konnte, dass ich sie schon in mir zu f"uhlen begann. Wie standen sie einem noch gegen"uber, selbst wenn man ihnen schon l"angst entlaufen war, wenn es also l"angst nichts mehr zu fangen gab! Wie setzten sie sich nicht, wie fielen sie nicht hin, sondern sahen einen mit Blicken an, die noch immer, wenn auch nur aus der Ferne, "uberzeugten! Und ihre Mittel waren stets die gleichen: Sie stellten sich vor uns hin, so breit sie konnten; suchten uns abzuhalten von dort, wohin wir strebten; bereiteten uns zum Ersatz eine Wohnung in ihrer eigenen Brust, und b"aumte sich endlich das gesammelte Gef"uhl in uns auf, nahmen sie es als Umarmung, in die sie sich warfen, das Gesicht voran.

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