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Der arme Kleine fiel einigemal t"uchtig auf die Nase, doch lie er sich nicht abschrecken, den Versuch zu wiederholen, und endlich gl"uckte es. Wie ein Rad fuhr er auf seinem Absatz herum, w"unschte sich in die n"achste groe Stadt, und – die Pantoffeln ruderten hinauf in die L"ufte, liefen mit Windeseile durch die Wolken, und ehe sich der kleine Muck noch besinnen konnte, wie ihm geschah, befand er sich schon auf einem groen Marktplatz, wo viele Buden aufgeschlagen waren und unz"ahlige Menschen gesch"aftig hin und her liefen. Er ging unter den Leuten hin und her, hielt es aber f"ur ratsamer, sich in eine einsamere Strae zu begeben, denn auf dem Markt trat ihm bald da einer auf die Pantoffeln, da er beinahe umfiel, bald stie er mit seinem weit hinausstehenden Dolch einen oder den anderen an, da er mit M"uhe den Schl"agen entging.

Der kleine Muck bedachte nun ernstlich, was er wohl anfangen k"onnte, um sich ein St"uck Geld zu verdienen. Er hatte zwar ein St"ocklein, das ihm verborgene Sch"atze anzeigte, aber wo sollte er gleich einen Platz finden, wo Gold oder Silber vergraben w"are? Auch h"atte er sich zur Not f"ur Geld sehen lassen k"onnen, aber dazu war er doch zu stolz. Endlich fiel ihm die Schnelligkeit seiner F"ue ein.

«Vielleicht», dachte er, «k"onnen mir meine Pantoffeln Unterhalt gew"ahren», und er beschlo, sich als Schnelll"aufer zu verdingen. Da er aber hoffen durfte, da der K"onig dieser Stadt solche Dienste am besten bezahle, so erfragte er den Palast. Unter dem Tor des Palastes stand eine Wache, die ihn fragte, was er hier zu suchen habe. Auf seine Antwort, da er einen Dienst suche, wies man ihn zum Aufseher der Sklaven. Diesem trug er sein Anliegen vor und bat ihn, ihm einen Dienst unter den k"oniglichen Boten zu besorgen.

Der Aufseher ma ihn mit seinen Augen von Kopf bis zu den F"uen und sprach:

«Wie, mit deinen F"ulein, die kaum so lang als eine Spanne sind, willst du k"oniglicher Schnelll"aufer werden? Hebe dich weg, ich bin nicht dazu da, mit jedem Narren Kurzweil zu machen».

Der kleine Muck versicherte ihm aber, da es ihm vollkommen ernst sei mit seinem Antrag, und da er es mit dem Schnellsten auf eine Wette ankommen lassen wollte. Dem Aufseher kam die Sache gar l"acherlich vor. Еr befahl ihm, sich bis auf den Abend zu einem Wettlauf bereitzuhalten, f"uhrte ihn in die K"uche und sorgte daf"ur, da ihm geh"orig Speis und Trank gereicht wurde. Еr selbst aber begab sich zum K"onig und erz"ahlte ihm vom kleinen Muck und seinem Anerbieten. Der K"onig war ein lustiger Herr, daher gefiel es ihm wohl, da der Aufseher der Sklaven den kleinen Menschen zu einem Spa behalten habe. Еr befahl ihm, auf einer groen Wiese hinter dem Schlo Anstalten zu treffen, da das Wettlaufen mit Bequemlichkeit von seinem ganzen Hofstaat k"onnte gesehen werden, und empfahl ihm nochmals groe Sorgfalt f"ur den Zwerg zu haben. Der K"onig erz"ahlte seinen Prinzen und Prinzessinnen, was sie diesen Abend f"ur ein Schauspiel haben w"urden, diese erz"ahlten es wieder ihren Dienern, und als der Abend herankam, war man in gespannter Erwartung, und alles, was F"ue hatte, str"omte hinaus auf die Wiese, wo Ger"uste aufgeschlagen waren, um den grosprecherischen Zwerg laufen zu sehen.

Als der K"onig und seine S"ohne und T"ochter auf dem Ger"ust Platz genommen hatten, trat der kleine Muck heraus auf die Wiese und machte vor den hohen Herrschaften eine "uberaus zierliche Verbeugung. Ein allgemeines Freudengeschrei ert"onte, als man des Kleinen ansichtig wurde. Eine solche Figur hatte man dort noch nie gesehen. Das K"orperlein mit dem m"achtigen Kopf, das M"antelein und die weiten Beinkleider, der lange Dolch in dem breiten G"urtel, die kleinen F"ulein in den weiten Pantoffeln – nein! Es war zu drollig anzusehen, als da man nicht h"atte laut lachen sollen. Der kleine Muck lie sich aber durch das Gel"achter nicht irremachen. Er stellte sich stolz, auf sein St"ocklein gest"utzt, hin, und erwartete seinen Gegner. Der Aufseher der Sklaven hatte, nach Mucks eigenem Wunsche, den besten L"aufer ausgesucht. Dieser trat nun heraus, stellte sich neben den Kleinen, und beide harrten auf das Zeichen. Da winkte Prinzessin Amarza, wie es ausgemacht war, mit ihrem Schleier, und wie zwei Pfeile, auf dasselbe Ziel abgeschossen, flogen die beiden Wettl"aufer "uber die Wiese hin.

Von Anfang hatte Mucks Gegner einen bedeutenden Vorsprung, aber dieser jagte ihm auf seinem Pantoffelfuhrwerk nach, holte ihn ein, "uberfing ihn und stand l"angst am Ziele, als jener noch, nach Luft schnappend, daherlief. Verwunderung und Staunen fesselten einige Augenblicke die Zuschauer, als aber der K"onig zuerst in die H"ande klatschte, da jauchzte die Menge, und alle riefen:

«Hoch lebe der kleine Muck, der Sieger im Wettlauf!».

Man hatte indes den kleinen Muck herbeigebracht. Еr warf sich vor dem K"onig nieder und sprach:

«Grom"achtigster K"onig, ich habe dir hier nur eine kleine Probe meiner Kunst gegeben, wolle nur gestatten, da man mir eine Stelle unter deinen L"aufern gebe!».

Der K"onig aber antwortete ihm:

«Nein, du sollst mein Leibl"aufer werden, und immer um meine Person sein, lieber Muck, j"ahrlich sollst du hundert Goldst"ucke erhalten als Lohn, und an der Tafel meiner ersten Diener sollst du speisen».

So glaubte denn Muck, endlich das Gl"uck gefunden zu haben, das er so lange suchte, und war fr"ohlich und wohlgemut in seinem Herzen. Auch erfreute er sich der besonderen Gnade des K"onigs, denn dieser gebrauchte ihn zu seinen schnellsten und geheimsten Sendungen, die er dann mit der gr"oten Genauigkeit und mit unbegreiflicher Schnelle besorgte.

Aber die "ubrigen Diener des K"onigs waren ihm gar nicht zugetan, weil sie sich ungern durch einen Zwerg, der nichts verstand, als schnell zu laufen, in der Gunst ihres Herrn zur"uckgesetzt sahen. Sie veranstalteten daher manche Verschw"orung gegen ihn, um ihn zu st"urzen, aber alle schlugen fehl an dem groen Zutrauen, das der K"onig in seinen geheimen Oberleibl"aufer (denn zu dieser W"urde hatte er es in so kurzer Zeit gebracht) setzte.

Muck, dem diese Bewegungen gegen ihn nicht entgingen, sann nicht auf Rache, dazu hatte er ein zu gutes Herz. Nein, auf Mittel dachte er, sich bei seinen Feinden notwendig und beliebt zu machen. Da fiel ihm sein St"ablein, das er in seinem Gl"uck auer acht gelassen hatte, ein. Wenn er Sch"atze finde, dachte er, w"urden ihm die Herren schon geneigter werden. Er hatte schon oft geh"ort, da der Vater des jetzigen K"onigs viele seiner Sch"atze vergraben habe, als der Feind anr"uckte. Man sagte auch, er sei dar"uber gestorben, ohne da er sein Geheimnis habe seinem Sohn mitteilen k"onnen. Von nun an nahm Muck immer sein St"ocklein mit, in der Hoffnung, einmal an einem Ort vor"uberzugehen, wo das Geld des alten K"onigs vergraben sei.

Eines Abends f"uhrte ihn der Zufall in einen entlegenen Teil des Schlogartens, den er wenig besuchte, und pl"otzlich f"uhlte er das St"ocklein in seiner Hand zucken, und dreimal schlug es gegen den Boden. Nun wute er schon, was dies zu bedeuten hatte. Er zog daher seinen Dolch heraus, machte Zeichen in die umstellenden B"aume und schlich sich wieder in das Schlo. Dort verschaffte er sich einen Spaten und wartete die Nacht zu seinem Unternehmen ab.

Das Schatzgraben selbst machte "ubrigens dem kleinen Muck mehr zu schaffen, als er geglaubt hatte. Seine Arme waren gar zu schwach, sein Spaten aber gro und schwer, und er mochte wohl schon zwei Stunden gearbeitet haben, ehe er ein paar Fu tief gegraben hatte. Endlich stie er auf etwas Hartes, das wie Eisen klang. Er grub jetzt emsiger, und bald hatte er einen groen eisernen Deckel zutage gef"ordert. Er stieg selbst in die Grube hinab, um nachzusp"ahen, was wohl der Deckel k"onnte bedeckt haben, und fand richtig einen groen Topf, mit Goldst"ucken angef"ullt. Aber seine schwachen Kr"afte reichten nicht hin, den Topf zu heben, daher steckte er in seine Beinkleider und seinen G"urtel, so viel er zu tragen vermochte, und auch sein M"antelein f"ullte er damit, bedeckte das "Ubrige wieder sorgf"altig und lud es auf den R"ucken. Aber wahrlich, wenn er die Pantoffeln nicht an den F"uen gehabt h"atte, er w"are nicht vom Fleck gekommen, so zog ihn die Last des Goldes nieder. Doch unbemerkt kam er auf sein Zimmer und verwahrte dort sein Gold unter den Polstern seines Sofas.

Als der kleine Muck sich im Besitz so vielen Goldes sah, glaubte er, das Blatt werde sich jetzt wenden und er werde sich unter seinen Feinden am Hofe viele G"onner und warme Anh"anger erwerben. Aber schon daran konnte man erkennen, da der gute Muck keine gar sorgf"altige Erziehung genossen haben mute, sonst h"atte er sich wohl nicht einbilden k"onnen, durch Gold wahre Freunde zu gewinnen. Ach, da er damals seine Pantoffeln geschmiert und sich mit seinem M"antelein voll Gold aus dem Staub gemacht h"atte!

Das Gold, das der kleine Muck von jetzt an mit vollen H"anden austeilte, erweckte den Neid der "ubrigen Hofbediensteten. Der K"uchenmeister Ahuli sagte: «Er ist ein Falschm"unzer». Der Sklavenaufseher Achmet sagte: «Er hat’s dem K"onig abgeschwatzt». Archaz, der Schatzmeister, aber, sein "argster Feind, der selbst hier und da einen Griff in des K"onigs Kasse tun mochte, sagte geradezu: «Er hat’s gestohlen». Um nun ihrer Sache gewi zu sein, verabredeten sie sich, und der Obermundschenk Korchuz stellte sich eines Tages recht traurig und niedergeschlagen vor die Augen des K"onigs. Er machte seine traurigen Geb"arden so auffallend, da ihn der K"onig fragte, was ihm fehle .

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