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Endlich war er an dem Tor der Stadt angelangt. Er legte sein M"antelein zurecht, band den Turban sch"oner um, zog den G"urtel noch breiter an und steckte den langen Dolch schiefer. Dann wischte er den Staub von den Schuhen, ergriff sein St"ocklein und ging mutig zum Tor hinein.

Er hatte schon einige Straen durchwandert, aber nirgends "offnete sich ihm die T"ure, nirgends rief man, wie er sich vorgestellt hatte: «Kleiner Muck, komm herein, i, trink, und la deine F"ulein ausruhen!».

Er schaute gerade auch wieder recht sehns"uchtig zu einem groen, sch"onen Haus hinauf; da "offnete sich ein Fenster, eine alte Frau schaute heraus und rief mit singender Stimme:

«Herbei, herbei!Gekocht ist der Brei,Den Tisch lie ich decken,Drum lasst es euch schmecken.Ihr Nachbarn herbei,Gekocht ist der Brei».

Die T"ure des Hauses "offnete sich, und Muck sah viele Hunde und Katzen hineingehen. Er stand einige Augenblicke in Zweifel, ob er der Einladung folgen sollte.

Еndlich aber fate er sich ein Herz und ging ins Haus. Vor ihm her gingen ein paar junge K"atzlein, und er beschlo, ihnen zu folgen, weil sie vielleicht die K"uche besser w"uten als er.

Als Muck die Treppe hinaufgestiegen war, begegnete er jener alten Frau, die zum Fenster herausgeschaut hatte. Sie sah ihn m"urrisch an und fragte nach seinem Begehr.

«Du hast ja jedermann zu deinem Brei eingeladen», antwortete der kleine Muck, «und weil ich so gar hungrig bin, bin ich auch gekommen».

Die Alte lachte und sprach:

«Woher kommst du denn, wunderlicher Gesell? Die ganze Stadt wei, da ich f"ur niemand koche, als f"ur meine lieben Katzen, und hier und da lade ich ihnen Gesellschaft aus der Nachbarschaft ein, wie du siehst».

Der kleine Muck erz"ahlte der alten Frau, wie es ihm nach seines Vaters Tod so hart ergangen sei, und bat sie, ihn heute mit ihren Katzen speisen zu lassen. Die Frau, welcher die treuherzige Erz"ahlung des Kleinen wohl gefiel, erlaubte ihm, ihr Gast zu sein, und gab ihm reichlich zu essen und zu trinken. Als er ges"attigt und gest"arkt war, betrachtete ihn die Frau lange und sagte dann:

«Kleiner Muck, bleibe bei mir in meinem Dienste! Du hast geringe M"uhe und sollst gut gehalten sein».

Der kleine Muck, dem der Katzenbrei geschmeckt hatte, willigte ein und wurde also der Bedienstete der Frau Ahavzi. Er hatte einen leichten, aber sonderbaren Dienst. Frau Ahavzi hatte n"amlich zwei Kater und vier Katzen, diesen mute der kleine Muck alle Morgen den Pelz k"ammen und mit k"ostlichen Salben einreiben. Wenn die Frau ausging, mute er auf die Katzen Achtung geben, wenn sie aen, mute er ihnen die Sch"usseln vorlegen, und nachts mute er sie auf seidene Polster legen und sie mit samtenen Decken einh"ullen. Auch waren noch einige kleine Hunde im Haus, die er bedienen mute, doch wurden mit diesen nicht so viele Umst"ande gemacht, wie mit den Katzen, welche Frau Ahavzi wie ihre eigenen Kinder hielt.

"Ubrigens f"uhrte Muck ein so einsames Leben, wie in seines Vaters aus, denn auer der Frau sah er den ganzen Tag nur Hunde und Katzen. Eine Zeitlang ging es dem kleinen Muck ganz gut. Еr hatte immer zu essen und wenig zu arbeiten, und die alte Frau schien recht zufrieden mit ihm zu sein, aber nach und nach wurden die Katzen unartig. Wenn die Alte ausgegangen war, sprangen sie wie besessen in den Zimmern umher, warfen alles durcheinander und zerbrachen manches sch"one Geschirr, das ihnen im Weg stand. Wenn sie aber die Frau die Treppe heraufkommen h"orten, verkrochen sie sich auf ihre Polster, und wedelten ihr mit den Schw"anzen entgegen, аls оb nichts geschehen w"are. Die Frau Ahavzi geriet dann in Zorn, wenn sie ihre Zimmer so verw"ustet sah, und schob alles auf Muck, er mochte seine Unschuld beteuern, wie er wollte, sie glaubte ihren Katzen, die so unschuldig aussahen, mehr als ihrem Diener.

Der kleine Muck war sehr traurig, da er also auch hier sein Gl"uck nicht gefunden hatte, und beschlo bei sich, den Dienst der Frau Ahavzi zu verlassen. Da er aber auf seiner ersten Reise erfahren hatte, wie schlecht man ohne Geld lebt, so beschlo er, den Lohn, den ihm seine Gebieterin immer versprochen, aber nie gegeben hatte, sich auf irgendeine Art zu verschaffen. Es befand sich in dem Hause der Frau Ahavzi ein Zimmer, das immer verschlossen war, und dessen Inneres er nie gesehen hatte. Doch hatte er die Frau oft darin rumoren geh"ort, und er h"atte oft f"ur sein Leben gern gewut, was sie dort versteckt habe. Als er nun an sein Reisegeld dachte, fiel ihm ein, da dort die Sch"atze der Frau versteckt sein k"onnten. Aber immer war die T"ur fest verschlossen, und er konnte daher den Sch"atzen nie beikommen.

Eines Morgens, als die Frau Ahavzi ausgegangen war, zupfte ihn eines der Hundlein, welches von der Frau immer sehr stiefm"utterlich behandelt wurde, dessen Gunst er sich aber durch allerlei Liebesdienste in hohem Grade erworben hatte, an seinen weiten Beinkleidern und geb"ardete sich dabei, wie wenn Muck ihm folgen sollte. Muck, welcher gerne mit den Hunden spielte, folgte ihm, und siehe da, das Hundlein f"uhrte ihn in die Schlafkammer der Frau Ahavzi vor eine kleine T"ure, die er nie zuvor dort bemerkt hatte. Die T"ure war halb offen. Das Hundlein ging hinein, und Muck folgte ihm, und wie freudig war er "uberrascht, als er sah, da er sich in dem Gemach befand, das schon lange das Ziel seiner W"unsche war. Er sp"ahte "uberall umher, ob er kein Geld finden k"onne, fand aber nichts. Nur alte Kleider und wunderlich geformte Geschirre standen umher. Eines dieser Geschirre zog seine besondere Aufmerksamkeit auf sich. Es war von Kristall, und sch"one Figuren waren darauf ausgeschnitten. Er hob es auf und drehte es nach allen Seiten. Aber, oh Schrecken! Er hatte nicht bemerkt, da es einen Deckel hatte, der nur leicht darauf hingesetzt war. Der Deckel fiel herab und zerbrach in tausend St"ucke.

Lange stand der kleine Muck vor Schrecken leblos. Jetzt war sein Schicksal entschieden, jetzt mute er entfliehen, sonst schlug ihn die Alte tot. Sogleich war auch seine Reise beschlossen, und nur noch einmal wollte er sich umschauen, ob er nichts von den Habseligkeiten der Frau Ahavzi zu seinem Marsch brauchen k"onnte. Da fielen ihm ein Paar m"achtig groe Pantoffeln ins Auge. Sie waren zwar nicht sch"on, aber seine eigenen konnten keine Reise mehr mitmachen, auch zogen ihn jene wegen ihrer Gr"oe an, denn hatte er diese am Fu, so muten ihm hoffentlich alle Leute ansehen, da er die Kinderschuhe vertreten habe. Er zog also schnell seine T"offelein aus, und fuhr in die groen hinein. Ein Spazierst"ocklein mit einem sch"on geschnittenen L"owenkopf schien ihm auch hier allzu m"uig in der Ecke zu stehen, er nahm es also mit und eilte zum Zimmer hinaus. Schnell ging er jetzt auf seine Kammer, zog sein M"antelein an, setzte den v"aterlichen Turban auf, steckte den Dolch in den G"urtel und lief, so schnell ihn seine F"ue trugen, zum Haus und zur Stadt hinaus. Vor der Stadt lief er, aus Angst vor der Alten, immer weiter fort, bis er vor M"udigkeit beinahe nicht mehr konnte. So schnell war er in seinem Leben nicht gegangen. Jа, es schien ihm, als k"onne er gar nicht aufh"oren zu rennen, denn eine unsichtbare Gewalt schien ihn fortzureien. Endlich bemerkte er, da es mit den Pantoffeln eine eigene Bewandtnis haben m"usse, denn diese schossen immer fort und f"uhrten ihn mit sich. Er versuchte auf allerlei Weise stillzustehen, aber es wollte nicht gelingen. Da rief er in der h"ochsten Not, wie man den Pferden zuruft, sich selbst zu: «Oh – oh, halt, oh!». Da hielten die Pantoffeln, und Muck warf sich ersch"opft auf die Erde nieder.Die Pantoffeln freuten ihn ungemein. So hatte er sich denn doch durch seine Verdienste etwas erworben, das ihm in der Welt auf seinem Weg das Gl"uck zu suchen, forthelfen konnte. Er schlief trotz seiner Freude vor Ersch"opfung ein, denn das K"orperlein des kleinen Muck, das einen so schweren Kopf zu tragen hatte, konnte nicht viel aushalten. Im Traum erschien ihm das Hundlein, welches ihm im Hause der Frau Ahavzi zu den Pantoffeln verholfen hatte, und sprach zu ihm:

«Lieber Muck, du verstehst den Gebrauch der Pantoffeln noch nicht recht. Wisse, wenn du dich in ihnen dreimal auf dem Absatz herumdrehst, so kannst du hinfliegen, wohin du nur willst, und mit dem St"ocklein kannst du Sch"atze finden, denn wo Gold vergraben ist, da wird es dreimal auf die Erde schlagen, bei Silber zweimal».

So tr"aumte der kleine Muck. Als er aber aufwachte, dachte er "uber den wunderbaren Traum nach und beschlo, alsbald einen Versuch zu machen. Er zog die Pantoffeln an, lupfte einen Fu und begann sich auf dem Absatz umzudrehen. Wer es aber jemals versucht hat, in einem ungeheuer weiten Pantoffel dieses Kunstst"uck dreimal hintereinander zu machen, der wird sich nicht wundern, wenn es dem kleinen Muck nicht gleich gl"uckte, besonders wenn man bedenkt, da ihn sein schwerer Kopf bald auf diese, bald auf jene Seite hin"uberzog.

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