Mar?a. Deutsch
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Jose fuhrte mich zum Fluss und erzahlte mir von seiner Aussaat und der Jagd, wahrend ich mich in den durchsichtigen Stausee sturzte, aus dem das Wasser in einem kleinen Wasserfall herabsturzte. Bei unserer Ruckkehr fanden wir das provokante Mittagessen auf dem einzigen Tisch im Haus serviert. Uberall war Mais: in der Suppe, die in glasierten Steingutschalen serviert wurde, und in den goldenen Arepas, die auf dem Tischtuch verstreut waren. Das einzige Besteck war auf meinem weissen Teller gekreuzt und blau umrandet.
Mayo sass zu meinen Fussen und sah aufmerksam, aber bescheidener als sonst aus.
Jose flickte eine Angelschnur, wahrend seine Tochter, klug, aber beschamend, mich mit Sorgfalt bedienten und versuchten, in meinen Augen zu erraten, was mir fehlen konnte. Sie waren viel hubscher geworden und hatten sich von den kleinen Madchen, die sie gewesen waren, zu professionellen Frauen entwickelt.
Nach einem Glas dickflussiger, schaumiger Milch, dem Dessert dieses patriarchalischen Mittagessens, gingen Jose und ich hinaus, um uns den Obstgarten und das Reisig anzusehen, das ich pfluckte. Er war erstaunt uber mein theoretisches Wissen uber die Aussaat, und eine Stunde spater kehrten wir ins Haus zuruck, um uns von den Madchen und meiner Mutter zu verabschieden.
Ich legte dem guten Alten das Buschmesser, das ich ihm aus dem Konigreich mitgebracht hatte, um die Taille; um die Halse von Transito und Lucia kostbare Rosenkranze und in Luisas Hande ein Medaillon, das sie bei meiner Mutter bestellt hatte. Ich nahm die Umdrehung des Berges, als es Mittag war, nach Joses Untersuchung der Sonne.
Kapitel X
Als ich langsam zuruckkehrte, kam mir das Bild Marias wieder in den Sinn. Diese Einsamkeit, die stillen Walder, die Blumen, die Vogel und die Gewasser, warum sprachen sie zu mir von ihr? Was war von Maria in den feuchten Schatten, in der Brise, die das Laub bewegte, im Murmeln des Flusses? Es war, dass ich Eden sah, aber sie fehlte; es war, dass ich nicht aufhoren konnte, sie zu lieben, auch wenn sie mich nicht liebte. Und ich atmete den Duft des Strausses wilder Lilien ein, den die Tochter Josephs fur mich gebunden hatten, und dachte, dass sie es vielleicht verdienen wurden, von Marias Lippen beruhrt zu werden: so waren meine heroischen Vorsatze der Nacht in so wenigen Stunden geschwacht worden.
Sobald ich nach Hause kam, ging ich in das Nahzimmer meiner Mutter: Maria war bei ihr, meine Schwestern waren ins Bad gegangen. Nachdem sie meinen Gruss erwidert hatte, richtete Maria ihren Blick auf ihre Naharbeit. Meine Mutter druckte ihre Freude uber meine Ruckkehr aus; sie waren zu Hause durch die Verspatung aufgeschreckt worden und hatten in diesem Moment nach mir geschickt. Ich unterhielt mich mit ihr und dachte uber Josephs Fortschritte nach, wahrend May meine Kleider von dem Unkraut befreite, das sich darin verfangen hatte.
Maria hob ihren Blick wieder und richtete ihn auf den Lilienstrauss, den ich in der linken Hand hielt, wahrend ich mich mit der rechten auf die Schrotflinte stutzte: Ich glaubte zu verstehen, dass sie sie haben wollte, aber eine undefinierbare Angst, ein gewisser Respekt vor meiner Mutter und meinen Absichten fur den Abend hinderten mich daran, sie ihr anzubieten. Aber ich stellte mir mit Freude vor, wie schon eine meiner kleinen Lilien auf ihrem glanzenden braunen Haar aussehen wurde. Sie mussen fur sie gewesen sein, denn sie hatte am Morgen Orangenbluten und Veilchen fur die Vase auf meinem Tisch gepfluckt. Als ich in mein Zimmer ging, sah ich dort keine einzige Blume. Hatte ich eine Viper zusammengerollt auf dem Tisch gefunden, hatte ich nicht dasselbe Gefuhl empfunden wie das Fehlen der Blumen: ihr Duft war etwas von Marias Geist geworden, der in den Stunden des Studiums um mich herumwanderte, der sich in den Vorhangen meines Bettes wahrend der Nacht bewegte.... Ah, es war also wahr, dass sie mich nicht liebte, so sehr hatte mich meine visionare Phantasie tauschen konnen! Und was sollte ich mit dem Blumenstrauss machen, den ich ihr mitgebracht hatte? Ware eine andere Frau, schon und verfuhrerisch, in diesem Moment da gewesen, in diesem Moment des Grolls gegen meinen Stolz, des Grolls gegen Maria, ich hatte ihn ihr gegeben unter der Bedingung, dass sie ihn allen zeigt und sich damit schmuckt. Ich setzte es an die Lippen, als wollte ich mich ein letztes Mal von einer liebgewonnenen Illusion verabschieden, und warf es aus dem Fenster.
Kapitel XI
Ich bemuhte mich, fur den Rest des Tages heiter zu sein. Bei Tisch erzahlte ich begeistert von den schonen Frauen von Bogota und lobte absichtlich die Anmut und den Witz von P***. Mein Vater war erfreut, mich zu horen: Eloisa hatte gewollt, dass das Gesprach nach dem Essen bis in die Nacht andauert. Maria schwieg; aber es schien mir, dass ihre Wangen manchmal blass wurden und dass ihre ursprungliche Farbe nicht zu ihnen zuruckgekehrt war, wie die der Rosen, die in der Nacht ein Fest geschmuckt haben.
Gegen Ende des Gesprachs hatte Mary so getan, als wurde sie mit den Haaren von John, meinem dreijahrigen Bruder, den sie verwohnte, spielen. Sie liess es sich bis zum Schluss gefallen; aber sobald ich aufstand, ging sie mit dem Kind in den Garten.
Den Rest des Nachmittags und bis in den fruhen Abend hinein war es notwendig, meinem Vater bei seiner Schreibtischarbeit zu helfen.
Um acht Uhr, nachdem die Frauen ihre ublichen Gebete gesprochen hatten, wurden wir in den Speisesaal gerufen. Als wir uns zu Tisch setzten, war ich uberrascht, eine der Lilien auf Marias Kopf zu sehen. Ihr schones Gesicht strahlte eine so edle, unschuldige und susse Resignation aus, dass ich nicht anders konnte, als sie anzuschauen, als ob ich von etwas angezogen wurde, das ich bis dahin an ihr nicht kannte.
Ein liebevolles, lachendes Madchen, eine so reine und verfuhrerische Frau wie die, von denen ich getraumt hatte, so kannte ich sie; aber resigniert, mit meiner Verachtung, war sie neu fur mich. Durch Resignation vergottert, fuhlte ich mich unwurdig, einen Blick auf ihre Stirn zu werfen.
Ich antwortete falsch auf einige Fragen, die mir uber Joseph und seine Familie gestellt wurden. Mein Vater konnte meine Verlegenheit nicht verbergen, und als er sich an Maria wandte, sagte er mit einem Lacheln:
–Schone Lilie in deinem Haar: So eine habe ich noch nie im Garten gesehen.
Maria versuchte, ihre Verbluffung zu verbergen, und antwortete mit fast unhorbarer Stimme:
–Diese Art von Lilien gibt es nur in den Bergen.
In diesem Moment sah ich ein freundliches Lacheln auf Emmas Lippen.
–Und wer hat sie geschickt?
– , fragte mein Vater.
Marys Verwirrung war bereits spurbar. Ich schaute sie an, und sie muss etwas Neues und Ermutigendes in meinen Augen gefunden haben, denn sie antwortete mit einem festeren Akzent:
–Ephraim warf einige in den Garten, und wir fanden es schade, dass sie, da sie so selten waren, verloren gingen: dies ist einer von ihnen.
–Mary", sagte ich, "wenn ich gewusst hatte, dass diese Blumen so wertvoll sind, hatte ich sie fur dich aufbewahrt; aber ich fand sie weniger schon als diejenigen, die taglich in der Vase auf meinem Tisch stehen.
Sie verstand den Grund meines Unmuts, und ihr Blick sagte es mir so deutlich, dass ich furchtete, man konne mein Herzklopfen horen.