О любви. Wo die Liebe hinf?llt
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„Das ist aus mir geworden“, sagte er. „Schuld daran sind meine Verletzungen und das lange Umherirren. Als ich auf dem Schlachtfeld verwundet wurde, haben meine Krieger mich aus den Augen verloren. Sp"ater fand mich eine Frau unter all den Toten. Als sie feststellte, dass ich noch am Leben war, brachte sie mich in ihr Haus und pflegte mich gesund. Es dauerte lange, bis ich wieder bei Kr"aften und bei klarem Verstand war. Danach versuchte ich, dich wiederzufinden, doch du warst fort. Schliesslich erfuhr ich, dass du Ferdinand heiraten wirst. So bin ich hier, um dir meinen Segen zu geben.“
Gudrun war fassungslos. „Was heisst hier Segen?“, fragte sie. „Was wird denn aus uns, was wird aus unserer Liebe? Hast du etwa alles vergessen? Warum bist du denn gekommen, wenn du nicht mit mir zusammen sein m"ochtest? Willst du mir noch einmal das Herz brechen?“
„Ich will nichts lieber, als mit dir zusammen zu sein, denn ich liebe dich "uber alles in der Welt. Aber ich kann dich jetzt nicht mitnehmen. Ich habe damals die Schlacht verloren und damit auch mein K"onigreich. Ich bin zur"uckgekehrt, um dir zu sagen, dass ich lebe. Nun sammle ich die M"anner um mich, die mir treu geblieben sind, und mit ihrer Hilfe will ich mein K"onigreich und die Macht zur"uckgewinnen. Solange ich mein Ziel nicht erreicht habe, kann ich nicht bei dir sein.“
„Dann nimm mich mit!“, rief die Prinzessin. „Auch ich bin dir treu geblieben. Ich will mit dir zusammen k"ampfen!“
„Das kann ich nicht zulassen“, antwortete K"onig Heinrich traurig. „Frauen k"onnen keine Waffen f"uhren. Krieg ist M"annersache. Falls ich die n"achste Schlacht gewinne, komme ich auf einem weissen Ross zur"uck und nehme dich mit. Das verspreche ich dir! Aber ich kann dir nicht versprechen, dass ich siegreich sein werde. Darum bleib vorerst bei Ferdinand und heirate ihn, er wird dich besch"utzen und f"ur dich sorgen. Ich habe gesehen, wie er dich ansieht. Er liebt dich und kann dich gl"ucklich machen.“
Nach diesen Worten sagte der K"onig Gudrun Lebewohl und verschwand zwischen den B"aumen, als ob er nie da gewesen w"are. Gudrun blieb allein zur"uck und war sehr traurig, weil sie ihren Heinrich erneut verloren hatte. Die ganze Nacht dachte sie "uber die Worte des K"onigs nach. Endlich beschloss sie, Heinrichs Bitte zu folgen und Ferdinand zu heiraten, wie er ihr geraten hatte.
Prinz Ferdinand freute sich sehr, als Gudrun ihm ihr Jawort gab, denn viele beneideten ihn um seine sch"one Frau. Doch nachdem er sie einmal f"ur sich gewonnen hatte, verlor sie f"ur ihn bald ihren Reiz. Nicht lange nach der Hochzeit begann er wieder h"aufiger mit seinen Freunden auszugehen und zu trinken und Gudrun zu vernachl"assigen. Zudem gab er ihr immer weniger Geld, um den Haushalt zu f"uhren. Als sie ihn darauf ansprach, sagte er boshaft:
„Ich habe kein Geld f"ur Haushalt und Kleider. Aber du bist ja nicht nur sch"on, sondern auch klug, zumindest haben das alle behauptet. Ich habe dich geheiratet, obwohl du keine Mitgift hattest. Nun kannst du deine Klugheit einsetzen, um Geld zu verdienen, wenn du Essen haben willst!“
So sprach er und lachte dabei, dann ritt er mit seinen Freunden fort, um zu feiern und sich zu am"usieren.
Da erkannte Gudrun, was f"ur einen Menschen sie geheiratet hatte. Zuerst war sie am Boden zerst"ort. Doch dann dachte sie an ihren geliebten Heinrich und fand Trost und Hoffnung in dem Versprechen, das er ihr beim Abschied gegeben hatte: Wenn er "uber seine Feinde gesiegt h"atte, w"urde er zur"uckkommen und sie f"ur immer in seine Arme nehmen.
Sie sammelte sich, trocknete ihre Tr"anen und "uberlegte, wie sie Geld verdienen k"onnte. Schliesslich begann sie Blumen zu ziehen. Als die Pfl"anzchen gross genug waren, setzte sie diese in T"opfe. Dann zog sie ein einfaches Kleid an und setzte eine Haube auf, damit sie nicht erkannt wurde. Sie ging zum Markt, um ihre Blumen anzubieten. Da die Prinzessin eine gl"uckliche Hand und ein gutes Herz hatte, waren ihre Blumen besonders prachtvoll, so dass ihr Gesch"aft gut lief. Sie gab fast alles Geld, das sie mit den Blumen verdiente, ihrem Mann und behielt nur so viel, dass sie ausser Essen auch neue Samen, Erde und Blument"opfe kaufen konnte.
Eines Tages holte Gudrun wie so oft die Schatulle hervor, in der sie liebevoll Heinrichs Briefchen aufbewahrte, das an jenem Abend durch das zertr"ummerte Fenster in ihr Turmzimmer geflogen war, um es zu ihrem Wohl zum tausendsten Mal zu lesen. Da bemerkte sie pl"otzlich einen einzelnen Blumensamen, der an einer Ecke des zerknitterten Papiers klebte. Gudrun holte aus dem Keller einen alten Topf, der einen Sprung hatte und deshalb nicht benutzt wurde. Sie f"ullte ihn mit Erde, setzte den Blumensamen hinein und begoss ihn mit ihren Tr"anen.
Die Zeit verging.
Gudrun besuchte weiter den Markt und verkaufte ihre Blumen. Das Geld gab sie ihrem Mann, der davon ausschweifende Gelage mit seinen Freunden feierte. W"ahrenddessen keimte der Samen, den Gudrun eingepflanzt hatte. Er entwickelte sich gut und wurde immer kr"aftiger. Jeden Abend brachte die ungl"uckliche Gudrun den gesprungenen Topf hinaus auf die Terrasse, damit das heranwachsende Gr"un die Sch"onheit des Mondes bewundern konnte. Das Pfl"anzchen war ihr Geheimnis, sie sprach mit ihm, teilte ihre Trauer mit ihm und begoss es in Gedanken an ihren geliebten Heinrich mit ihren Tr"anen. Mit der Zeit entwickelte sich der kleine Spr"ossling zu einem kr"aftigen Rosenstrauch mit wunderbaren roten und gelben Bl"uten. Jeden Abend vor dem Schlafengehen erg"otzte sich die Prinzessin an seiner Sch"onheit, redete mit ihm und vergoss ihre Tr"anen dar"uber.
Dann h"orte Gudrun eines Tages auf dem Markt, dass K"onig Heinrich nicht nur als Sieger in sein Land zur"uckgekehrt sei, sondern auch eine sch"one junge Braut mitgebracht habe und dass im k"oniglichen Schloss schon bald Hochzeit gehalten werden solle. Gudrun wollte das nicht glauben und beschloss, sich selbst zu "uberzeugen, ob die Ger"uchte stimmten. Sie nahm den Rosenstrauch, umwickelte den Topf mit kostbarem Stoff, um den Sprung zu verbergen, zog ein frisches Kleid an und machte sich auf den Weg zum k"oniglichen Schloss.
Als dem K"onig ihre Ankunft gemeldet wurde und sie den Thronsaal betreten durfte, machte ihr Herz einen Sprung. Ihr geliebter Heinrich sass auf dem Thron, ganz der stolze Sieger, den K"orper mit Narben bedeckt. Heinrich jedoch erkannte die Prinzessin nicht einmal, als sie sich ihm n"aherte.
„Sei gegr"usst, Frau!“, sprach er. „Tritt n"aher und sag mir, was dich zu mir f"uhrt.“
„Aber ich bin es doch, deine Gudrun!“, sagte sie mit leiser Stimme, die vor Aufregung zitterte. „Erkennst du mich denn nicht?“ Ihre Augen wurden feucht. „Ich habe die ganze Zeit auf deine R"uckkehr gehofft.“ Sie stellte den Topf mit der Rose vor ihn auf den Boden. „Diesen Rosenstrauch habe ich f"ur dich gezogen, w"ahrend ich auf dich gewartet habe. Nachts stellte ich ihn auf die Terrasse, damit das Mondlicht seine Bl"atter kr"aftigt, tags"uber goss ich ihn mit meinen Tr"anen, so dass er durchtr"ankt ist von meiner Liebe und meiner Sehnsucht. Er hat kaum Sonne gesehen, so wie ich, da mir ohne dich keine Sonne schien. Schau, wie sch"on er ist, welch ungew"ohnliche Bl"uten er hat, die einen rot, die anderen gelb. Ich m"ochte ihn dir schenken!“