О любви. Wo die Liebe hinf?llt
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Der K"onig und die K"onigin dieses heruntergekommenen Landes, das einst so sch"on gewesen war, hiessen Felix und Beatrice. Die beiden zankten sich nie und waren mit allem zufrieden. Sie standen sp"at auf und gingen fr"uh ins Bett, tags"uber tranken sie Tee, assen Brezeln und spielten Kricket. Der Unordnung, die sich in ihrem K"onigreich immer mehr ausbreitete, schenkten sie keine Beachtung.
Das k"onigliche Paar hatte eine Tochter, Prinzessin Selina, die sie "uber alles liebten. Sie war bildsch"on, ein echtes Juwel in der k"oniglichen Krone. Ihre Augen waren so strahlend blau wie das reine Wasser der Seen, die Lippen hatten die Farbe reifer, s"usser Himbeeren, das zu einem langen Zopf geflochtene Haar war dunkelblond und seidig. Schlank und sch"on war die Prinzessin, klug, gepflegt und h"oflich, doch sie war auch selbstbewusst und hatte ein k"ampferisches Wesen, und selten konnte es ihr jemand recht tun. Ihre Eltern aber liebte und verehrte Selina.
Als die sch"one Prinzessin alt genug war, dass man ans Heiraten denken konnte, warben viele Prinzen um sie, obwohl die k"onigliche Familie sehr arm war. Doch Selina war sehr w"ahlerisch.
„Prinz A ist zu jung“, sagte sie, „und B hat eine viel zu lange Nase. Einen Alten will ich nicht heiraten, wo ich doch selbst noch so jung bin. Einen Sch"onen will ich nicht haben, denn dann w"urden alle nur ihn anstarren. Einen Armen werde ich abweisen, weil ich selbst keine Mitgift habe. Einen Lahmen brauche ich auch nicht, weil er nicht tanzen kann. Ein Schielender kommt nicht in Frage, da er meine Sch"onheit nicht richtig sehen kann. Einem Dummen gebe ich sofort einen Korb, denn wor"uber sollte ich mich mit ihm unterhalten? Vor einem allzu Klugen habe ich selbst Angst: Der w"urde mich ausspielen und mich meiner Freiheit berauben. Einen reichen w"urde ich vielleicht heiraten, falls er genauso jung ist wie ich, ein gew"ohnliches Gesicht hat – weder zu sch"on noch zu h"asslich – und einen nachgiebigen Charakter, damit er mich lieben und verw"ohnen kann, so wie Papa Mama liebt und verw"ohnt und ihr jeden Wunsch von den Augen abliest. Auf so einen warte ich, einen anderen m"ochte ich nicht heiraten!“
So sprach sie mit Nachdruck und liess sich davon nicht abbringen. Ihre Eltern konnten so viele heiratswillige Prinzen empfangen, wie sie wollten, die Prinzessin blieb stur und schickte sie alle wieder nach Hause, da sie ihren Traumprinzen unter ihnen nicht fand. So verging ein Jahr, dann ein zweites und ein drittes, aber Selina wollte immer noch keinen Mann zum Br"autigam nehmen. Mit der Zeit kamen immer seltener Heiratskandidaten ins Schloss, denn die M"anner wurden es m"ude, um die zwar sch"one, aber "uber alle Masse w"ahlerische Prinzessin zu werben. Die Eltern "uberlegten hin und her: Einerseits wollten sie die Prinzessin nat"urlich gern bei sich behalten, doch andererseits durften sie sie in ihrem Starrsinn nicht noch ermutigen, schliesslich mussten sie auch an Selinas Zukunft denken, da sie selbst arm waren. Ein letztes Mal versuchten sie Selina umzustimmen.
„Liebe Tochter“, sprach die K"onigin, „wir hatten mittlerweile so ziemlich alle M"anner zu Gast, die du heiraten k"onntest und die dich, obwohl du keine Mitgift hast, mit Freuden heiraten w"urden. Gab es denn darunter nicht einen W"urdigen?“
„Es gab wohl keinen, und so muss ich weiter warten“, antwortete die Sch"one.
„Wir aber k"onnen nicht l"anger warten“, sagte der K"onig traurig zu seiner Tochter. „Die Staatskasse ist leer, es ist kein Geld mehr da, um B"alle zu geben und teure Kleider zu bezahlen. Also wirst du den n"achsten Mann heiraten, der um deine Hand anh"alt. Das ist unser letztes k"onigliches Wort.“
Lange Zeit sprach keiner der drei ein Wort. Schliesslich antwortete die Prinzessin:
„Wenn das Euer Wunsch ist, so muss ich gehorchen. Aber ich bitte Euch, einer einzigen Bedingung zuzustimmen.“
„Was f"ur eine Bedingung?“, fragte der K"onig. „Ich gestatte, sie auszusprechen, verspreche aber nicht, ihr zu entsprechen.“
„Wenn ich schon einen Mann heiraten soll, den ich nicht liebe, dann soll er zumindest reich sein. Ich bin sogar einverstanden, einen Alten zu heiraten, wenn er einen guten Charakter hat. Sonst w"urden wir nicht gut miteinander auskommen. Aber einen Schielenden oder einen Lahmen m"ochte ich nicht heiraten! Lieber ertr"ankt mich gleich. Habt Mitleid mit eurer einzigen Tochter! Nehmt meine Bedingung an!“
Der K"onig und die K"onigin berieten sich fl"usternd und willigten schliesslich ein.
Nicht lange danach geschah es, dass ein verwitweter K"onig aus einem fernen Land ins Schloss kam und um die Hand der Prinzessin anhielt. Er war "alter als sie und nicht "uberm"assig attraktiv. Der Tod seiner Frau machte ihn immer noch traurig, aber er bem"uhte sich, den Kopf nicht h"angen zu lassen, plauderte und scherzte mit der Prinzessin, um sich fr"ohlich zu zeigen.
„Bei mir wirst du wie eine echte K"onigin leben“, sprach K"onig Detlef, denn so hiess er, zu der Prinzessin. „Mein Schloss ist riesig, ich weiss nicht einmal, wie viele Zimmer ich "uberhaupt habe. Ringsum sind wundersch"one G"arten und Parks angelegt, dort kann man stundenlang spazieren gehen. Es gibt Singv"ogel in H"ulle und F"ulle und auch verschiedene andere Tiere in reichem Masse. Alles wird gut gepflegt und ist wirklich eine Augenweide. Neben all diesen Natursch"atzen habe ich noch einen Schatz von einer Mutter. Sie ist schon sehr betagt, aber eine echte K"onigin. Ich werde dich ihr vorstellen. Wenn du ihr gef"allst, wird sie dich mit Gold "ubersch"utten. Wenn nicht, ist es auch nicht schlimm: Nach ihrem Tod werde ich sowieso alles erben, und sie hat immense Reicht"umer. Willst du mich heiraten, Selina?“
Die Prinzessin wunderte sich zwar "uber solche Reden, aber sie zeigte es nicht. Sie war ja froh, dass ein Mann um ihre Hand anhielt, der reich war, zwar etwas "alter, aber von angenehmem "Ausseren und nicht geizig.
Man war sich schnell einig. Das Hochzeitsfest wurde eher bescheiden gefeiert, weil es der Prinzessin doch irgendwie peinlich war, ihren jungen Freundinnen den alten Br"autigam zu pr"asentieren.
Nach der Hochzeit fuhren die Jungverm"ahlten in Detlefs Heimatland. Als sie in seinem Schloss ankamen, betrachtete Selina alles aufmerksam und freute sich. Der K"onig hatte sie nicht belogen, alles war so, wie er es geschildert hatte: ein riesiges Schloss, umgeben von grossen Parks und sch"onen, gepflegten G"arten mit unz"ahligen V"ogeln und anderen Tieren.
Kurz darauf sprach Detlef zu seiner sch"onen Selina:
„N"achste Woche m"ochte ich Mama besuchen und ihr meine junge Frau vorstellen. Darum habe ich eine grosse Bitte an dich: Zieh dich sch"on an und zeige dich freundlich und sanft.“
„Bin ich denn zu Hause nicht freundlich und sanft genug?“
„Doch, doch, aber es ist wichtig, dass Mama dich so liebgewinnt, dass sie dich k"oniglich beschenkt.“
„Wozu brauchst du ihre Geschenke?“, verwunderte sich Selina. „Du bist doch selbst reich. Du bist K"onig, wohnst in einem pr"achtigen Schloss und hast alles, was du brauchst.“
„Ja, ich lebe gut, allerdings habe ich Schulden. Jeden Tag kommen Leute, die Geld von mir wollen, aber woher soll ich es nehmen? Die Staatskasse ist leer.“
Selina war best"urzt "uber dieses Gest"andnis. Eine Weile schwieg sie und dachte "uber die verfahrene Situation nach, in die sie durch ihre Heirat mit diesem Mann ganz unerwartet geraten war. Schliesslich fragte sie:
„Warum hast du, ein alter Mann, mich, eine junge Frau, geheiratet, wenn du gar kein Geld hast, um meine W"unsche zu erf"ullen? Du wusstest doch, dass ich keine Mitgift habe. Warum hast du nicht eine andere geheiratet, die Geld hat?“
„Die mit Geld sind alle alt oder langweilig, und sie trachten bloss danach, ihren Mann zu unterdr"ucken. Ich aber m"ochte ein freier Mann sein, nach meinem Willen leben und mein Gl"uck geniessen. Mit dir bin ich gl"ucklich: Du bist jung, sch"on, fr"ohlich, deine Reden sind s"uss und deine Liebe noch s"usser. Wie h"atte ich so einen Schatz ausschlagen k"onnen? Dass wir kein Geld haben, ist nicht schlimm. Mama wird uns schon etwas zum "Uberbr"ucken geben. Im Herbst bringen die Bauern die Ernte ein und zahlen mir Ackerzins, dann sind wir unsere Sorgen wieder los und k"onnen das Leben in vollen Z"ugen geniessen. Sind das keine guten Aussichten? Und du, meine Liebe, k"onntest auch mal dar"uber nachdenken, wie wir unsere Kassen auff"ullen k"onnen. Du bist jetzt meine Frau, also sind wir ein Zweigespann und m"ussen alles miteinander teilen.“