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Немецкий с любовью. Новеллы / Novellen

Перфилова Е. Д.

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Ohne es zu merken, waren wir in unserer Erregung einer nach dem anderen aufgestanden. Jeder von uns hatte das Gef"uhl, er m"usste etwas sagen oder tun, um unserem freudigen Schrecken Luft zu machen. Der einzige, der unbeweglich in seiner Ruhe verharrte, war Czentovic. Erst nach einer gemessenen Pause hob er den Kopf und blickte unseren Freund mit steinernem Blick an.

„Noch eine Partie?“ fragte er.

„Selbstverst"andlich“, antwortete. Dr. B. mit einer mir unangenehmen Begeisterung und setzte sich.

„Nicht!“ fl"usterte ich ihm leise zu. „Nicht jetzt! Lassen Sie’s f"ur heute genug sein! Es ist f"ur Sie zu anstrengend.“

„Anstrengend! Ha!“ lachte er laut „Siebzehn Partien h"atte ich unterdessen spielen k"onnen statt dieser Bummelei [370] ! Anstrengend ist f"ur mich einzig bei diesem Tempo nicht einzuschlafen! – Nun! Fangen Sie schon einmal an!“

Diese letzten Worte hatte er in heftigem, beinahe grobem Ton zu Czentovic gesagt. Dieser blickte ihn ruhig und gemessen an, aber sein steinerner Blick hatte etwas von einer geballten Faust. Mit einemmal stand etwas Neues zwischen den beiden Spielern; eine gef"ahrliche Spannung, ein leidenschaftlicher Hass. Es waren nicht zwei Partner mehr, die ihr K"onnen spielhaft aneinander proben wollten, es waren zwei Feinde, die sich gegenseitig zu vernichten geschworen. Czentovic z"ogerte lange, ehe er den ersten Zug tat, und mich "uberkam das deutliche Gef"uhl, er z"ogerte mit Absicht so lange. Offenbar hatte der geschulte Taktiker schon herausgefunden, dass er gerade durch seine Langsamkeit den Gegner erm"udete. So setzte er nicht weniger als vier Minuten aus, ehe er die normalste aller Er"offnungen machte, indem er den K"onigsbauern die "ublichen zwei Felder vorschob. Sofort fuhr unser Freund mit seinem K"onigsbauern ihm entgegen, aber wieder machte Czentovic eine endlose, kaum zu ertragende Pause; damit aber gab er mir reichlich Zeit, Dr. B. zu beobachten. Er hatte eben das dritte Glas Wasser hinabgest"urzt; unwillk"urlich erinnerte ich mich, dass er mir von seinem fiebrigen Durst in der Zelle erz"ahlte. Alle Symptome einer anomalen Erregung zeichneten sich deutlich ab. Aber noch beherrschte er sich. Erst als beim vierten Zug Czentovic wieder endlos "uberlegte, verliess ihn die Haltung, und er fauchte ihn pl"otzlich an: „So spielen Sie doch schon einmal!“

370

Bummelei, f –

медлительность

Czentovic blickte k"uhl auf. „Wir haben meines Wissens zehn Minuten Zugzeit vereinbart. Ich spiele prinzipiell nicht mit k"urzerer Zeit.“

Dr. B., der immer unbeherrschter gewartet hatte, konnte seine Spannung nicht mehr verhalten; er r"uckte hin und her und begann unbewusst mit den Fingern auf dem Tisch zu trommeln. Abermals hob Czentovic seinen schweren b"aurischen Kopf.

„Darf ich Sie bitten, nicht zu trommeln? Es st"ort mich. Ich kann so nicht spielen.“

„Ha!“ lachte Dr. B. kurz. „Das sieht man.“ Czentovics Stirn wurde rot. „Was wollen Sie damit sagen?“ fragte er scharf und b"ose. Dr. B. lachte abermals knapp und boshaft. „Nichts. Nur dass Sie offenbar sehr nerv"os sind.“ Czentovic schwieg und beugte seinen Kopf nieder. Erst nach sieben Minuten tat er den n"achsten Zug, und in diesem t"odlichen Tempo schleppte sich die Partie fort. Czentovic versteinte gleichsam immer mehr; schliesslich schaltete er immer das Maximum der vereinbarten "Uberlegungspause ein, ehe er sich zu einem Zug entschloss, und von einem Intervall zum andern wurde das Benehmen unseres Freundes sonderbarer. Es hatte den Anschein, als ob er an der Partie gar keinen Anteil mehr nehme, sondern mit etwas ganz anderem besch"aftigt sei. Mit einem stieren und fast irren Blick ins Leere vor sich starrend, murmelte er ununterbrochen unverst"andliche Worte vor sich hin. Jedesmal, wenn Czentovic endlich gezogen hatte, musste man ihn aus seiner Geistesabwesenheit zur"uckmahnen. Dann brauchte er immer eine einzige Minute, um sich in der Situation wieder zurechtzufinden; immer mehr beschlich mich der Verdacht, er habe eigentlich Czentovic und uns alle l"angst vergessen in dieser kalten Form des Wahnsinns, der sich pl"otzlich in irgendeiner Heftigkeit entladen konnte. Und tats"achlich, bei dem neunzehnten Zug brach die Krise aus. Kaum dass Czentovic seine Figur bewegt, stiess Dr. B. pl"otzlich, ohne recht auf das Brett zu blicken, seinen L"aufer drei Felder vor und schrie derart laut, dass wir alle zusammenfuhren: „Schach! Schach dem K"onig!“ Wir blickten in der Erwartung eines besonderen Zuges sofort auf das Brett. Aber nach einer Minute geschah, was keiner von uns erwartet. Czentovic hob ganz, ganz langsam den Kopf und blickte – was er bisher nie getan – in unserem Kreise von einem zum andern. Er schien irgendetwas unermesslich zu geniessen, denn allm"ahlich begann auf seinen Lippen ein zufriedenes und deutlich h"ohnisches L"acheln. Erst nachdem er diesen seinen uns noch unverst"andlichen Triumph bis zur Neige genossen, wandte er sich mit falscher H"oflichkeit unserer Runde zu. „Bedaure – aber ich sehe kein Schach. Sieht vielleicht einer von den Herren ein Schach gegen meinen K"onig?“

Wir blickten auf das Brett und dann beunruhigt zu Dr. B. hin"uber. Czentovics K"onigsfeld war tats"achlich – ein Kind konnte das erkennen – durch einen Bauern gegen den L"aufer v"ollig gedeckt, also kein Schach dem K"onig m"oglich. Wir wurden unruhig. Sollte unser Freund in seiner Hitzigkeit eine Figur danebengestossen haben, ein Feld zu weit oder zu nah? Durch unser Schweigen aufmerksam gemacht, starrte jetzt auch Dr. B. auf das Brett und begann heftig zu stammeln: „Aber der K"onig geh"ort doch auf f7… er steht falsch, ganz falsch. Sie haben falsch gezogen! Alles steht ganz falsch auf diesem Brett… der Bauer geh"ort doch auf g5 und nicht auf g4… das ist doch eine ganz andere Partie… Das ist…“

Er stockte pl"otzlich. Ich hatte ihn heftig am Arm gepackt oder vielmehr ihn so hart in den Arm gekniffen, dass er selbst in seiner fiebrigen Verwirrtheit meinen Griff sp"uren musste. Er wandte sich um und starrte mich wie ein Traumwandler an.

„Was… wollen Sie?“

Ich sagte nichts als „Remember [371] !“ und fuhr ihm gleichzeitig mit dem Finger "uber die Narbe seiner Hand. Er folgte unwillk"urlich meiner Bewegung, sein Auge starrte glasig auf den blutroten Strich. Dann begann er pl"otzlich zu zittern, und ein Schauer lief "uber seinen ganzen K"orper.

371

remember (англ.) –

вспомните

„Um Gottes willen“, fl"usterte er mit blassen Lippen. „Habe ich etwas Unsinniges gesagt oder getan… bin ich am Ende wieder…?“

„Nein“, fl"usterte ich leise. „Aber Sie m"ussen sofort die Partie abbrechen, es ist h"ochste Zeit. Erinnern Sie sich, was der Arzt Ihnen gesagt hat!“

Dr. B. stand mit einem Ruck auf. „Ich bitte um Entschuldigung f"ur meinen dummen Irrtum“, sagte er mit seiner alten h"oflichen Stimme und verbeugte sich vor Czentovic. „Es ist nat"urlich purer Unsinn, was ich gesagt habe. Selbstverst"andlich bleibt es Ihre Partie.“ Dann wandte er sich zu uns. „Auch die Herren muss ich um Entschuldigung bitten. Aber ich hatte Sie gleich im Voraus gewarnt, Sie sollten von mir nicht zuviel erwarten. Verzeihen Sie die Blamage – es war das letztemal, dass ich mich im Schach versucht habe.“

Er verbeugte sich und ging, in der gleichen bescheidenen [372] und geheimnisvollen Weise, mit der er zuerst erschienen. Nur ich wusste, warum dieser Mann nie mehr ein Schachbrett ber"uhren w"urde, indes die anderen ein wenig verwirrt zur"uckblieben mit dem ungewissen Gef"uhl, mit knapper Not etwas Unbehaglichem [373] und Gef"ahrlichem entgangen zu sein. „Damned fool!“ knurrte McConnor in seiner Entt"auschung.

Als letzter erhob sich Czentovic von seinem Sessel und warf noch einen Blick auf die halbbeendete Partie. „Schade“, sagte er grossm"utig. „Der Angriff war gar nicht so "ubel disponiert. F"ur einen Dilettanten ist dieser Herr eigentlich ungew"ohnlich begabt.“

372

bescheidenскромный (о человеке)

373

unbehaglich – неприятный, неловкий

Alphabetisches W"orterverzeichnis

A

abbeissen грызть, откусывать

abbrechen отламывать, обламывать

Abdankung, f, <-, -en> отречение от престола

Abgrund, m -(e)s пропасть, бездна

Abhub, m, -(e)s объедки

absonderlich замысловатый, странный

Abwehr, f самозащита, сопротивление

Ader f, <-n> вена

akute Irritation der Nerven острое расстройство нервной системы

allein но, однако

allemal всегда, каждый раз

allerhand всевозможный

alles Dumpfe in mir war pl"otzlich aufgehellt всё смутное во мне вдруг прояснилось

allright, англ. всё в порядке

als как, будто, словно; чем (при сравнении)

Ameise f, <-n> муравей

ander другой, остальной

Anordnung f, <-, -en> условие

anprobieren примерять

Anregung, f, -en> стимул, побуждение

anschwemmen приносить течением

antun причинять; доставлять

Argwohn, m, <-(e)s> подозрение, недоверие

aschfal пепельный

Auerhahn, m, <-(e)s,h"ahne> глухарь

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