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Немецкий с любовью. Новеллы / Novellen

Перфилова Е. Д.

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Und nun war ein solches Ph"anomen, ein solches sonderbares Genie zum ersten Mal ganz nahe. Ich begann, mir die absurdesten Listen auszudenken: etwa, ihn in seiner Eitelkeit zu kitzeln [323] , indem ich ihm ein angebliches Interview f"ur eine wichtige Zeitung vort"auschte, oder bei seiner Habgier zu packen, dadurch, dass ich ihm ein eintr"agliches Turnier in Schottland proponierte. Aber schliesslich erinnerte ich mich, dass die bew"ahrteste Technik der J"ager, den Auerhahn [324] an sich heranzulocken, darin besteht, dass sie seinen Balzschrei nachahmen; was konnte eigentlich wirksamer sein, um die Aufmerksamkeit eines Schachmeisters auf sich zu ziehen, als indem man selber Schach spielte?

323

Eitelkeit kitzeln – сыграть на тщеславии

324

Auerhahn, m – глухарь

Nun bin ich zeitlebens nie ein ernstlicher Schachk"unstler gewesen, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil ich mich mit Schach immer bloss leichtfertig und ausschliesslich zu meinem Vergn"ugen befasste; wenn ich mich f"ur eine Stunde vor das Brett setze, geschieht dies keineswegs, um mich anzustrengen, sondern im Gegenteil, um mich von geistiger Anspannung zu entlasten. Um sie aus ihren H"ohlen herauszulocken, stellte ich im Smoking Room eine primitive Falle auf, indem ich mich mit meiner Frau, obwohl sie noch schw"acher spielt als ich, vor ein Schachbrett setzte. Und tats"achlich, wir hatten noch nicht sechs Z"uge getan, so blieb schon jemand im Vor"ubergehen stehen, ein zweiter erbat die Erlaubnis, zusehen zu d"urfen; schliesslich fand sich auch der erw"unschte Partner, der mich zu einer Partie herausforderte. Er hiess McConnor und war ein schottischer Tiefbauingenieur. Er geh"orte zu jener Sorte selbstbesessener Erfolgsmenschen, die auch im belanglosesten Spiel eine Niederlage schon als Herabsetzung ihres Pers"onlichkeitsbewusstseins empfinden. Als er die erste Partie verlor, wurde er m"urrisch [325] , bei der dritten machte er den L"arm im Nachbarraum f"ur sein Versagen verantwortlich.

325

m"urrisch – угрюмый,

мрачный

Am dritten Tag gelang es und gelang doch nur halb. Sei es, dass Czentovic uns vom Promenadendeck aus durch das Bordfenster vor dem Schachbrett beobachtet oder dass er nur zuf"alligerweise den Smoking Room mit seiner Anwesenheit beehrte – jedenfalls trat er, sobald er uns Unberufene seine Kunst aus"uben sah, unwillk"urlich einen Schritt n"aher und warf aus dieser gemessenen Distanz einen pr"ufenden Blick auf unser Brett. McConnor war gerade am Zuge. Und schon dieser eine Zug schien ausreichend, um Czentovic zu belehren, wie wenig ein weiteres Verfolgen unserer dilettantischen Bem"uhungen seines meisterlichen Interesses w"urdig sei.

„Gewogen und zu leicht befunden“, dachte ich mir, ein bisschen ver"argert durch diesen k"uhlen, ver"achtlichen Blick, und um meinem Unmut irgendwie Luft zu machen [326] , "ausserte ich zu McConnor: „Ihr Zug scheint den Meister nicht sehr begeistert zu haben.“

„Welchen Meister?“

Ich erkl"arte ihm, jener Herr, der eben an uns vor"ubergegangen und mit missbilligendem Blick auf unser Spiel gesehen, sei der Schachmeister Czentovic gewesen.

Aber zu meiner "Uberraschung "ubte auf McConnor meine l"assige Mitteilung eine v"ollig unerwartete Wirkung. Er wurde sofort erregt, vergass unsere Partie, und sein Ehrgeiz begann geradezu h"orbar zu pochen. Ob ich den Schachmeister pers"onlich kenne? Ich verneinte. Ob ich ihn nicht ansprechen wolle und zu uns bitten? Ich lehnte ab mit der Begr"undung, Czentovic sei meines Wissens f"ur neue Bekanntschaften nicht sehr zug"anglich. Ausserdem, was f"ur einen Reiz sollte es einem Weltmeister bieten, mit uns drittklassigen Spielern sich abzugeben?

326

Unmut Luft zu machenвыместить раздражение

Nun, das mit den drittklassigen Spielern h"atte ich zu einem derart ehrgeizigen Manne wie McConnor lieber nicht "aussern sollen. Er lehnte sich ver"argert zur"uck und erkl"arte schroff, er f"ur seinen Teil k"onne nicht glauben, dass Czentovic die h"ofliche Aufforderung eines Gentlemans ablehnen werde, daf"ur werde er schon sorgen. Ich wartete ziemlich gespannt. Nach zehn Minuten kehrte McConnor zur"uck, nicht sehr aufger"aumt [327] , wie mir schien.

„Nun?“ fragte ich. „Sie haben recht gehabt“, antwortete er etwas ver"argert. „Kein sehr angenehmer Herr. Ich stellte mich vor, erkl"arte ihm, wer ich sei. Er reichte mir nicht einmal die Hand. Ich versuchte, ihm auseinanderzusetzen, wie stolz und geehrt wir alle an Bord sein w"urden, wenn er eine Simultanpartie gegen uns spielen wollte. Aber er hielt seinen R"ucken verflucht steif; es t"ate ihm leid, aber er habe kontraktliche Verpflichtungen gegen seinen Agenten, die ihm ausdr"ucklich untersagten, w"ahrend seiner ganzen Tournee ohne Honorar zu spielen. Sein Minimum sei zweihundertf"unfzig Dollar pro Partie.“

327

nicht sehr aufger"aumt – не в очень хорошем расположении духа

Ich lachte. „Auf diesen Gedanken w"are ich eigentlich nie geraten, dass Figuren von Schwarz auf Weiss zu schieben ein derart eintr"agliches Gesch"aft sein kann. Nun, ich hoffe, Sie haben sich ebenso h"oflich empfohlen.“

Aber McConnor blieb vollkommen ernst. „Die Partie ist f"ur morgen Nachmittag drei Uhr angesetzt. Hier im Rauchsalon. Ich hoffe, wir werden uns nicht so leicht zu Brei schlagen lassen.“

„Wie? Sie haben ihm die zweihundertf"unfzig Dollar bewilligt?“ rief ich ganz betroffen aus. „Warum nicht? Wenn ich Zahnschmerzen h"atte und es w"are zuf"allig ein Zahnarzt an Bord, w"urde ich auch nicht verlangen, dass er mir den Zahn umsonst ziehen soll. Der Mann hat ganz recht, dicke Preise zu machen.“

Am n"achsten Tage war unsere kleine Gruppe zur vereinbarten Stunde vollz"ahlig erschienen. Der Mittelplatz gegen"uber dem Meister blieb selbstverst"andlich McConnor zugeteilt, der seine Nervosit"at entlud, indem er eine schwere Zigarre nach der andern anz"undete und immer wieder unruhig auf die Uhr blickte. Aber der Weltmeister liess gute zehn Minuten auf sich warten. Er trat ruhig und gelassen auf den Tisch zu. Ohne sich vorzustellen – „Ihr wisst, wer ich bin, und wer ihr seid, interessiert mich nicht“, schien diese Unh"oflichkeit zu besagen, – begann er mit fachm"annischer [328] Trockenheit die sachlichen Anordnungen [329] . Da eine Simultanpartie hier an Bord mangels [330] verf"ugbarer Schachbretter unm"oglich sei, schlage er vor, dass wir alle gemeinsam gegen ihn spielen sollten. Nach jedem Zug werde er, um unsere Beratungen nicht zu st"oren, sich zu einem anderen Tisch am Ende des Raumes verf"ugen. Wir pflichteten selbstverst"andlich wie sch"uchterne Sch"uler jedem Vorschlage bei. Es hat wenig Sinn, "uber die Partie zu berichten. Sie endete selbstverst"andlich, wie sie enden musste: mit unserer totalen Niederlage, und zwar bereits beim vierundzwanzigsten Zuge. Dass nun ein Weltschachmeister ein halbes Dutzend mittlerer oder untermittlerer Spieler mit der linken Hand niederfegt, war an sich wenig erstaunlich; verdriesslich wirkte eigentlich auf uns alle nur die pr"apotente Art, mit der Czentovic es uns allzu deutlich f"uhlen liess, dass er uns mit der linken Hand erledigte. Schon war ich aufgestanden, um hilflos durch eine Geste anzudeuten, dass mit diesem erledigten Dollargesch"aft wenigstens meinerseits das Vergn"ugen unserer Bekanntschaft beendet sei, als zu meinem "Arger neben mir McConnor mit ganz heiserer Stimme sagte: „Revanche!“ Ich erschrak geradezu "uber den herausfordernden Ton. In diesem Augenblick wusste ich, dieser fanatisch Ehrgeizige w"urde, und sollte es ihn sein ganzes Verm"ogen kosten, gegen Czentovic so lange spielen und spielen und spielen bis er wenigstens ein einziges Mal eine Partie gewonnen. Wenn Czentovic durchhielt, so hatte er an McConnor eine Goldgrube gefunden, aus der er bis Buenos Aires ein paar tausend Dollar schaufehl konnte. Czentovic blieb unbewegt. „Bitte“, antwortete er h"oflich. „Die Herren spielen jetzt Schwarz.“

328

fachm"annisch

компетентный, профессиональный

329

Anordnung, f – условие

330

Mangel, m – недостаток, нехватка (чего-л.)

Auch die zweite Partie bot kein ver"andertes Bild. McConnor blickte so starr auf das Brett, als wollte er die Figuren mit seinem Willen, zu gewinnen, magnetisieren. Ich sp"urte ihm an, dass er auch tausend Dollar begeistert geopfert h"atte f"ur den Lustschrei „Matt!“.

Merkw"urdigerweise ging etwas von seiner verbissenen Erregung unbewusst in uns "uber. Jeder einzelne Zug wurde ungleich leidenschaftlicher diskutiert als vordem, immer hielten wir noch im letzten Moment einer den andern zur"uck, ehe wir uns einigten, das Zeichen zu geben, das Czentovic an unseren Tisch zur"uckrief. Allm"ahlich waren wir beim siebzehnten Zuge angelangt, und zu unserer eigenen "Uberraschung war eine Konstellation eingetreten, die verbl"uffend vorteilhaft schien, weil es uns gelungen war, den Bauern der c-Linie bis auf das vorletzte Feld c zu bringen; wir brauchten ihn nur vorzuschieben auf c, um eine neue Dame zu gewinnen. Ganz behaglich [331] war uns freilich nicht bei dieser allzu offenkundigen Chance. Schliesslich, schon knapp am Rande der verstatteten "Uberlegungsfrist, entschlossen wir uns, den Zug zu wagen. Schon r"uhrte McConnor den Bauern an, um ihn auf das letzte Feld zu schieben, als er sich j"ah am Arm gepackt f"uhlte und jemand leise und heftig fl"usterte: „Um Gottes willen! Nicht! [332]

331

behaglichспокойный, комфортный

332

Um Gottes willen! Nicht! – Ради Бога, не надо!

Unwillk"urlich wandten wir uns alle um. Ein Herr von etwa f"unfundvierzig Jahren, musste in den letzten Minuten zu uns getreten sein. Hastig f"ugte er, unsern Blick sp"urend, hinzu: „Wenn Sie jetzt eine Dame machen, schl"agt er sie sofort mit dem L"aufer c, Sie nehmen mit dem Springer zur"uck. Aber inzwischen geht er mit seinem Freibauern auf d, bedroht Ihren Turm, und auch wenn Sie mit dem Springer Schach sagen, verlieren Sie und sind nach neun bis zehn Z"ugen erledigt. Es ist beinahe dieselbe Konstellation, wie sie Aljechin gegen Bogoljubow im Pistyaner Grossturnier initiiert hat.“

McConnor liess erstaunt die Hand von der Figur und starrte nicht minder verwundert als wir alle auf den Mann, der wie ein unvermuteter Engel helfend vom Himmel kam. Als erster fasste sich McConnor.

„Was w"urden Sie raten?“ fl"usterte er aufgeregt.

„Nicht gleich vorziehen, sondern zun"achst ausweichen! Vor allem mit dem K"onig abr"ucken aus der gef"ahrdeten Linie von g auf h. Er wird wahrscheinlich den Angriff dann auf die andere Flanke hin"uberwerfen. Aber das parieren Sie mit Turm c – c; das kostet ihm zwei Tempi, einen Bauern und damit die "Uberlegenheit. Dann stellt Freibauer gegen Freibauer, und wenn Sie sich richtig defensiv halten, kommen Sie noch auf Remis [333] . Mehr ist nicht herauszuholen.“

333

Remis, n – ничья (в шахматах)

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