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Немецкий с любовью. Новеллы / Novellen

Перфилова Е. Д.

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Er schwieg lange. Ich merkte es nicht eher, als vom Mitteldeck die Glocke in die Stille schlug, ein, zwei, drei harte Schl"age – drei Uhr. Das Mondlicht war matter geworden, aber irgendeine andere gelbe Helle zitterte schon unsicher in der Luft. Eine halbe, eine Stunde mehr, und dann war es Tag, war dies Grauen ausgel"oscht im klaren Licht. Ich sah seine Z"uge jetzt deutlicher, da die Schatten nicht mehr so dicht und schwarz in unsern Winkel [252] fielen – er hatte die Kappe abgenommen, und unter dem blanken Sch"adel [253] schien sein verqu"altes Gesicht noch schreckhafter. Aber schon wandten sich die glitzernden Brillengl"aser wieder mir zu, er straffte [254] sich zusammen, und seine Stimme hatte einen scharfen Ton.

252

Winkel, m –

угол

253

Sch"adel, m – череп

254

straffen – распрямляться

„Mit ihr war es nun zu Ende – aber nicht mit mir. Ich war allein mit der Leiche – aber allein in einem fremden Haus, allein in einer Stadt, die kein Geheimnis duldet, und ich… ich hatte das Geheimnis zu h"uten… Ja, denken Sie sich das nur aus, die ganze Situation: eine Frau aus der besten Gesellschaft der Kolonie, vollkommen gesund, die noch abends zuvor auf dem Regierungsball getanzt hat, liegt pl"otzlich tot in ihrem Bett… ein fremder Arzt ist bei ihr, den angeblich ihr Diener gerufen… niemand im Haus hat gesehen, wann und woher er kam… man hat sie nachts auf einer S"anfte hereingetragen und dann die T"uren geschlossen… und morgens ist sie tot… dann erst hat man die Diener gerufen, und pl"otzlich gellt das Haus von Geschrei… im Nu wissen es die Nachbarn, die ganze Stadt… und nur einer ist da, der das alles erkl"aren soll… ich, der fremde Mensch, der Arzt aus einer entlegenen Station… Eine erfreuliche Situation, nicht wahr?… Ich wusste, was mir bevorstand. Gl"ucklicherweise war der Boy bei mir, der brave Bursche. Ich hatte ihm nur gesagt: „Die Frau will, dass niemand erf"ahrt, was geschehen ist.“ Er sah mir in die Augen mit seinem h"undisch feuchten und doch entschlossenen Blick: „Yes, Sir“, mehr sagte er nicht. Aber er wusch die Blutspuren vom Boden, richtete alles in beste Ordnung – und gerade seine Entschlossenheit gab mir die meine wieder.

Nie im Leben, das weiss ich, habe ich eine "ahnlich zusammengeballte Energie gehabt, nie werde ich sie wieder haben. Wenn man alles verloren hat, dann k"ampft man um das Letzte wie ein Verzweifelter – und das Letzte war ihr Verm"achtnis [255] , das Geheimnis. Ich empfing voll Ruhe die Leute, erz"ahlte ihnen allen die gleiche erdichtete [256] Geschichte, wie der Boy, den sie um den Arzt gesandt hatte, mich zuf"allig auf dem Wege traf. Aber w"ahrend ich scheinbar ruhig redete, wartete… wartete ich immer auf das Entscheidende… auf den Totenbeschauer, der erst kommen musste, ehe wir sie in den Sarg verschliessen konnten und das Geheimnis mit ihr… Es war, vergessen Sie nicht, Donnerstag, und Samstag kam ihr Gatte…

255

Verm"achtnis, n – последняя воля

256

erdichten – сочинять

Um neun Uhr h"orte ich endlich, wie man den Amtsarzt anmeldete. Ich hatte ihn rufen lassen – er war mein Vorgesetzter im Rang und gleichzeitig mein Konkurrent, derselbe Arzt, von dem sie seinerzeit so ver"achtlich [257] gesprochen und der offenbar meinen Wunsch nach Versetzung bereits erfahren hatte. Bei seinem ersten Blick sp"urte ich es schon: er war mir Feind. Aber gerade das straffte meine Kraft.

Im Vorzimmer fragte er schon: „Wann ist Frau… – er nannte ihren Namen – gestorben?“

257

ver"achtlichпрезрительный

„Um sechs Uhr morgens.“

„Wann sandte sie zu Ihnen?“

„Um elf Uhr abends.“

„Wussten Sie, dass ich ihr Arzt war?“

„Ja, aber es tat Eile not… und dann… die Verstorbene hatte ausdr"ucklich mich verlangt. Sie hatte verboten, einen andern Arzt rufen zu lassen.“

Er starrte mich an: in seinem bleichen Gesicht flog eine R"ote hoch, ich sp"urte, dass er erbittert war. Aber gerade das brauchte ich – alle meine Energien dr"angten [258] sich zu rascher Entscheidung, denn ich sp"urte, lange hielten es meine Nerven nicht mehr aus. Er wollte etwas Feindliches erwidern, dann sagte er l"assig: „Wenn Sie schon meinen, mich entbehren zu k"onnen [259] , so ist es doch meine amtliche Pflicht, den Tod zu konstatieren und… wie er eingetreten ist.“ Ich antwortete nicht und liess ihn vorangehen. Dann trat ich zur"uck, schloss die T"ur und legte den Schl"ussel auf den Tisch. "Uberrascht zog er die Augenbrauen hoch: „Was bedeutet das?“

258

dr"angen – быть срочным

259

entbehren k"onnen – обходиться без чего-либо, кого-либо

Ich stellte mich ruhig ihm gegen"uber: „Es handelt sich hier nicht darum, die Todesursache festzustellen, sondern – eine andere zu finden. Diese Frau hat mich gerufen, um sie nach… nach den Folgen eines verungl"uckten Eingriffes zu behandeln… ich konnte sie nicht mehr retten, aber ich habe ihr versprochen, ihre Ehre zu retten, und das werde ich tun. Und ich bitte Sie darum, mir zu helfen!“

Seine Augen waren ganz weit geworden vor Erstaunen. „Sie wollen doch nicht etwa sagen“, stammelte er dann, „dass ich, der Amtsarzt, hier ein Verbrechen decken soll?“

„Ja, das will ich, das muss ich wollen.“

„F"ur Ihr Verbrechen soll ich…“

„Ich habe Ihnen gesagt, dass ich diese Frau nicht ber"uhrt habe, sonst… sonst st"unde ich nicht vor Ihnen, sonst h"atte ich l"angst mit mir Schluss gemacht. Sie hat ihr Vergehen [260] – wenn Sie es so nennen wollen – geb"usst [261] , die Welt braucht davon nichts zu wissen. Und ich werde es nicht dulden, dass die Ehre dieser Frau jetzt noch unn"otig beschmutzt wird.“ Mein entschlossener Ton reizte ihn nur noch mehr auf. „Sie werden nicht dulden… so… nun, Sie sind ja mein Vorgesetzter… oder glauben es wenigstens schon zu sein… Versuchen Sie nur, mir zu befehlen… ich habe mir gleich gedacht, da ist Schmutziges im Spiel, wenn man Sie aus Ihrem Winkel herruft… eine saubere Praxis, die Sie da anfangen, ein sauberes Probest"uck… Aber jetzt werde ich untersuchen, ich, und Sie k"onnen sich darauf verlassen, dass ein Protokoll, unter dem mein Name steht, richtig sein wird. Ich werde keine L"uge unterschreiben.“

260

Vergehen, n –

проступок

261

b"ussen – искупать вину

Ich war ganz ruhig.

„Ja – das m"ussen Sie diesmal doch. Denn fr"uher werden Sie das Zimmer nicht verlassen.“

Ich griff dabei in die Tasche – meinen Revolver hatte ich nicht bei mir. Aber er zuckte zusammen. Ich trat einen Schritt auf ihn zu und sah ihn an. „H"oren Sie, ich werde Ihnen etwas sagen… damit es nicht zum "Aussersten kommt [262] . Mir liegt an meinem Leben nichts… nichts an dem eines andern – ich bin nun schon einmal soweit… mir liegt einzig daran, mein Versprechen einzul"osen, dass die Art dieses Todes geheim bleibt… H"oren Sie: ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, dass, wenn Sie das Zertifikat unterfertigen, diese Frau sei an… nun an einer Zuf"alligkeit gestorben, dass ich dann noch im Laufe dieser Woche die Stadt und Indien verlasse… dass ich, wenn Sie es verlangen, meinen Revolver nehme und mich niederschiesse, sobald der Sarg in der Erde ist und ich sicher sein kann, dass niemand… Sie verstehen: niemand – mehr nachforschen [263] kann. Das wird Ihnen wohl gen"ugen – das muss Ihnen gen"ugen.“

262

zum "Aussersten kommen – впадать в крайности

263

nachforschen – расследовать

Es muss etwas Gef"ahrliches in meiner Stimme gewesen sein, denn wie ich unwillk"urlich n"ahertrat, wich [264] er zur"uck mit jenem aufgerissenen Entsetzen, wie… wie eben Menschen vor dem Amokl"aufer fl"uchten, wenn er rasend hinrennt mit geschwungenem [265] Kris… Und mit einem Mal war er anders… irgendwie geduckt [266] und gel"ahmt… seine harte Haltung brach ein. Er murmelte mit einem letzten ganz weichen Widerstand: „Es w"are das erste Mal in meinem Leben, dass ich ein falsches Zertifikat unterzeichnete… immerhin, es wird sich schon eine Form finden lassen… man weiss ja auch, was vorkommt… Aber ich durfte doch nicht so ohne weiteres…“

264

weichenотступать

265

Schwingen – размахивать

266

ducken – втягивать голову в плечи

„Gewiss durften Sie nicht“, half ich ihm, um ihn zu best"arken – aber jetzt, da Sie wissen, dass Sie nur einen Lebenden kr"anken [267] w"urden und einer Toten ein Entsetzliches t"aten, werden Sie doch gewiss nicht z"ogern.“

Er nickte. Wir traten zum Tisch. Nach einigen Minuten war das Attest fertig (das dann auch in der Zeitung ver"offentlicht wurde und glaubhaft eine Herzl"ahmung [268] schilderte). Dann stand er auf, sah mich an: „Sie reisen noch diese Woche, nicht wahr?“

267

kr"anken – обижать

268

Herzl"ahmung, f – паралич сердца

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