Der R?uber
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„Kein Problem, der ist stark genug.“
Das Gesicht des Wachmanns verdunkelte sich.
„Willst du frech werden, du Hans Wurst?! Reiss hier nicht das Maul auf, du Pinscher! Was habe ich dir gesagt? Austauschen! Es hat gestern schon gereicht, dass dem strohdummen Brillentr"ager die Ramme auf das Bein gefallen ist. Oder willst du sie allein schleppen? Das kannst du haben! Na los, Befehl ausf"uhren und zwar wie ein ge"olter Blitz!“
So wurde ich Tr"ager. Im Prinzip keine schwere Arbeit. Nimm mehr, trag schneller, das ist der Trick. Sei auf der Hut, lass nichts fallen und mach nichts kaputt. H"ute die Flaschen mit Alkohol, andernfalls folgt die Strafe auf dem Fusse. Die Pr"amie gibt es dagegen, wenn der Haufen Plunder, den wir herumschleppen innerhalb einer Stunde die H"ufth"ohe unseres Wachmanns erreicht hat. Wir erhalten ein paar Konservendosen, die er selbst ausw"ahlt. F"ur alle, das heisst f"ur acht Mann. Ein Trostpreis, aber besser als gar nichts. Die Rammer erhalten "uberhaupt nichts.
Los! Im Laufschritt nach oben und vorsichtig nach unten stapfen, damit nichts verloren geht. Ununterbrochen, denn die Pause ist erst wieder in einer Stunde. Hoch und runter und wieder hoch. Als ich einen Blick in eine der gepl"underten Wohnungen werfe, sehe ich an der Wand das Foto eines M"adchens im kurzen Kleid. Auf dem professionellen, grossformatigen Foto sieht das M"adchen fast echt aus. Ich kann nicht glauben, dass es das wirklich gegeben hat. Mit diesen h"ubschen M"adchen sind wir einst ausgegangen. Ninel.... ich sp"ure f"ormlich den Duft ihres Parf"ums.
„Schneller!“
Ich lauf ja schon. Wieder nach oben. Ich habe Durst, aber es ist verboten, die Wohnungen zu betreten.
„Rauchpause!“
Ein Eimer scheppert "uber den Asphalt, die Wachm"anner haben einen Eimer Wasser organisiert. Etwas abseits schl"urft ein Tr"ager den Inhalt einer Konservendose. Seine Beute, eine goldene Uhr, schm"uckt jetzt das Handgelenk des Hauptmanns der Wache.
Wir haben noch nichts abbekommen. Der Hauptmann befahl die Ausgabe von zwei Packungen Haferflocken, sonst h"atten wir jetzt nichts zu beissen. Gl"uck gehabt.
„Schluss mit lustig!“
Und wieder hoch und runter. Die Fahrst"uhle im Haus funktionieren nicht, vielleicht wurden sie abgeschaltet. In den Wohnungen brennt auch kein Licht, die Wachm"anner leuchten mit den Taschenlampen.
„Feierabend!“
Wir haben den gesamten H"auserblock umgekrempelt und werden die Beute nicht auf einmal wegschaffen. Der Chef sieht sich das Diebesgut an und stellt ein paar Mann als Wache ab. Jetzt schleppen wir die Beute bis zum Lager, laden sie ab und holen den n"achsten Haufen. Gl"ucklicherweise muss die Ramme nicht zur"uckgetragen werden, sie wird im n"achsten Hauseingang gebraucht. Die Bohle stellen wir in einer Wohnung ab und die Rammer werden Tr"ager.
Noch ein Streifzug. Ich kann kaum noch laufen, aber anstatt uns in die Baracke zu jagen, m"ussen wir uns in Reih und Glied vor dem Tor aufstellen. Was haben sie sich jetzt wieder ausgedacht? Wenige Minuten sp"ater kommt aus dem Geb"aude ein Prozessionszug, an dessen Spitze l"auft ein st"ammiger Mann in Begleitung seiner Kumpane.
„Makar…“, fl"ustert der Nachbar links neben mir.
„Wer ist das?“
„Das ist der Boss hier, alle anderen sind ihm unterstellt.
Hinter dem Boss l"auft niemand anders als Pawel. Das ist aber eine "Uberraschung!
„Ich begr"usse euch alle!“ Makar hebt die Hand.
Die Wachm"anner ziehen tierische Gesichter und wir zeigen einstimmig unsere Freude.
„Sicher erinnert ihr euch daran, dass wir versprachen, euch f"ur hervorragende Leistungen die Freiheit zu schenken. F"ur eure Leistungen zum Wohle der Allgemeinheit! Es ist keine S"unde, das von den s"aumigen Hausherren verlassene Hab und Gut denen zu geben, die es tats"achlich ben"otigen. Da werden mir alle zustimmen.“
Beif"allige Ausrufe und Zustimmung.
„Es ist soweit!“ Der Boss macht eine theatralische Pause. „Heute darf einer von euch, der arbeitsunf"ahig ist, nach Hause gehen! Aber er geht nicht mit leeren H"anden! Er darf sich Kleidung aussuchen und so viele Lebensmittel mitnehmen, wie er tragen kann.“
Diese Ansprache aus dem Mund des Banditen klingt seltsam.
Auf ein Zeichen des Chefs "offnet sich das Tor des Lagerhauses. Da liegen riesige Kleiderhaufen, weder Damenh"ute noch Badeanz"uge, sondern genau das, was ein normaler Mensch in dieser Situation gebrauchen kann: feste Schuhe, dicke Hosen und Jacken, Leinenjacken, Lederjacken und sogar milit"arische Tarnjacken. Rucks"acke und Taschen liegen separat auf einem Haufen. Daneben stehen Lastkarren.
Unter aufmunterndem Beifall der Kumpane und des Chefs betritt Pawel sch"uchtern das Geb"aude. Er w"uhlt in den Kleiderhaufen. Dann legt er schon mutiger seine Kleidung ab, st"ulpt sich eine tolle Lederjacke "uber und sucht sich sch"one Schuhe aus. Das ist dumm! Jeder weiss doch, dass er keine sch"onen, sondern solide Schuhe ausw"ahlen sollte, die l"anger als ein paar Monate halten. Er tauscht seine Hosen gegen neue Hosen ein. Dann darf er den Karren nehmen. Er verschwindet um die Ecke, wo vermutlich die Lebensmittel gelagert werden. Nach zehn Minuten ist er wieder da. Der Karren ist voll beladen und l"asst sich kaum "uber den Asphalt schieben.
„Da seht ihr es!“ Makar reibt sich triumphierend die H"ande. „Arbeitet fleissig und auf euch wartet ebenfalls eine Belohnung!“
Das Tor "offnet sich quietschend.
„Klette und Glotzauge, begleitet den Kerl! Passt auf, dass ihm keiner was zuleide tut“, befiehlt der Boss: „Wir wollen nicht in Verruf kommen!“
Pawel traut seinen Augen kaum! Sie lassen ihn mit dem voll beladenen Karren gehen! Andere zu "uberzeugen ist eine Sache, sich selbst von der Richtigkeit der eigenen Worte zu "uberzeugen ist etwas ganz anderes. Das ist f"ur manchen Schw"atzer zu viel des Guten! Er l"achelt unsicher, winkt uns und wendet sich dem Ausgang zu. Als er die Hand wieder herunternimmt sehe ich auf der rechten Jackentasche das lustige Abzeichen mit dem l"achelnden B"aren. Meine Kollegin im B"uro trug dieses Zeichen auch, deshalb habe ich es wiedererkannt. Das Abzeichen einer Jugendbewegung… ich kann mich aber nicht genau erinnern, welcher.
Das Abendessen war ganz gut, bestimmt aufgrund des feierlichen Anlasses. Und dann… war die Feier schnell vorbei. Als wir in die Baracke eintraten, schlug mir einer hart ins Genick. Als ich zu mir kam, fand ich mich in einiger Entfernung vom Eingang wieder. Es tropft… liege ich neben der Toilette?
„Er ist zu sich gekommen…“.
Ich kann mich nicht r"uhren. Einer sitzt auf meinen Beinen und der andere h"alt meine H"ande fest.
„H"or zu, du Klugscheisser“, t"ont die Stimme des Brigadiers durch die Dunkelheit: „Morgen meldest du dich zum Rammbocktragen! Verstanden?“